FRANKFURT (dpa-AFX) - Beim Dax ist der Schwung nach
dem starken Vortag am Mittwoch erlahmt. Der deutsche Leitindex
schwankte in der ersten Handelsstunde in einer engen Spanne um den
letzten Schlusskurs - zuletzt stand ein Minus von 0,03 Prozent auf
14 181,95 Punkte zu Buche. Etwas besser hielt sich der MDax
der mittelgroßen Unternehmen mit einem Kursanstieg um
0,21 Prozent auf 29 433,10 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 verlor 0,11 Prozent auf 3737,22 Zähler.
Die Experten der Commerzbank sprachen von einem wieder
zurückkehrenden Risikoappetit der Anleger angesichts der am Vortag
ebenfalls starken US-Börsen. Treiber seien gute Wirtschaftsdaten,
wie etwa robuste US-Einzelhandelsumsätze vom Vortag. Charttechnisch
wird es ebenfalls spannend, da der Dax den seit Januar bestehenden
Abwärtstrend vorerst nach oben durchbrochen hat.
Starke Konjunkturdaten erhöhen aber auch den Spielraum der
Notenbanken für eine geldpolitische Straffung, worauf die Experten
der niederländischen Bank ING hinwiesen. Die hohen Verbraucherpreise
bleiben das große Problem. Höhere Zinsen begünstigen tendenziell
festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen gegenüber Aktien.
Dass Siemens Energy Überlegungen über eine
Komplettübernahme der spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa
bestätigte, ließ die Aktien des
Energietechnikkonzerns um 4,3 Prozent steigen. Damit belegten sie
den Spitzenplatz im MDax. Man erwäge ein Kaufangebot in bar, um die
Tochter im Anschluss potenziell von der Börse zu nehmen, teilte
Siemens Energy mit. Es sei aber noch keine Entscheidung getroffen
worden. Zudem gebe es keine Gewissheit, ob es zu einem Deal kommen
werde oder nicht. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über
die Pläne berichtet.
Die Übernahme, über die schon lange spekuliert worden war, wäre laut
Händlern strategisch sinnvoll. Damit würde Siemens Energy seine
Anstrengungen verstärken, eine Trendwende bei der problemgeplagten
Tochter herbeizuführen. Die Siemens-Gamesa-Aktien an der Börse in
Madrid wurden nach einem elfprozentigen Kursprung zwischenzeitlich
vom Handel ausgesetzt.
Von der Nachricht profitierten auch andere Papiere aus dem Bereich
Erneuerbare Energien: Die Anteilsscheine der
Siemens-Gamesa-Konkurrentin Nordex gewannen als
Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax 3,8 Prozent
und jene des Windpark-Betreibers Encavis 1,8 Prozent.
Der Dax-Spitzenreiter RWE verbuchte zuletzt ein
Kursplus von knapp zweieinhalb Prozent. Dies reichte bei dem
Energiekonzern für das höchste Kursniveau seit 2011. Die
Windkraft-Branche blickt zur Wochenmitte auch gespannt auf einen in
Dänemark anstehenden europäischen Windenergie-Gipfel, auf dem es um
den Ausbau der Windenergie in der Nordsee gehen soll.
Bei der Commerzbank sorgte das Thema Übernahme
ebenfalls für etwas Rückenwind. Die Aktien gewannen knapp anderthalb
Prozent, nachdem die "Financial Times" berichtet hatte, dass die
italienische Unicredit vor Ausbruch des
Ukraine-Kriegs einen Kauf der Konkurrentin und die Zusammenlegung
mit der deutschen Tochter Hypo Vereinsbank erwogen habe. Einem
Börsianer zufolge ist das Thema zwar aufgeschoben, aber noch nicht
vom Tisch: "Die Fusionsfantasie ist zurück."
Dagegen büßten Dermapharm-Titel nach Zahlen am
SDax-Ende acht Prozent auf 47,36 Euro ein. Bei 47,20 Euro hatten sie
zu Handelsbeginn sogar den tiefsten Stand seit November 2020
markiert. Alexander Thiel vom Analysehaus Jefferies attestierte dem
Arzneimittelunternehmen ein durchwachsenes erstes Quartal. Sowohl
das rund neunprozentige Umsatzplus als auch das gut doppelt so stark
gestiegene um Einmalkosten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda)
seien unter den Erwartungen geblieben. Dass Thiel für das
angestrebte Ebitda-Wachstum deutlich Luft nach oben sieht, half den
Aktien nicht./gl/eas
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0144 2022-05-18/10:30
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