Der Dax zeigt nach seinem starken Lauf am Freitag leichte Ermüdungserscheinungen. In der ersten Handelsstunde verlor der deutsche Leitindex 0,36 Prozent auf 13 241,26 Punkte. Am Donnerstag hatte er dank der Aussicht auf einen lang ersehnten Etappenerfolg im Handelskonflikt zwischen den USA und China den höchsten Stand seit Anfang 2018 erreicht. Der MDax für mittelgroße Werte sank am Freitagvormittag um 0,52 Prozent auf 26 992,67 Punkte und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,37 Prozent auf 3692,78 Zähler.

Dank der jüngsten Rally steuert der Dax immer noch auf ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent sowie die fünfte Gewinnwoche in Folge zu. Seit dem Zwischentief von Anfang Oktober steht eine Erholung von elfeinhalb Prozent zu Buche und im bisherigen Jahresverlauf ein sattes Plus von über 25 Prozent. Marktexperten zufolge machten einige Anleger nun erst einmal Kasse. Auch die Wall Street hatte am Vorabend nach dem Handelsschluss in Frankfurt nicht weiter zulegen können, und an den asiatischen Börsen überwogen zuletzt die Verluste.

Marktbeobachter zeigten sich zudem mit Blick auf die Einigung zwischen den USA und China skeptisch. Zwar bestätigten US-Regierungsvertreter Kreisen zufolge entsprechende Aussagen aus China. "Allerdings haben wir in der Vergangenheit bereits gelernt, dass mündliche Zusicherungen eine kurze Halbwertszeit haben können", gab etwa Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba zu bedenken. Er verwies auf einen Medienbericht, wonach die avisierte Übereinkunft im Weißen Haus auf teils heftigen internen Widerstand stoße.

Mit Blick auf die deutsche Berichtssaison flaute die Nachrichtenflut am Freitag merklich ab: Neben der Allianz standen lediglich einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe mit Zahlen im Fokus.

Die Aktien des Versicherungskonzerns verloren trotz des angehobenen Gewinnziels fast zweieinhalb Prozent, womit sie zu den schwächsten Dax-Titeln zählten. Damit zollten sie dem vortags erreichten Hoch seit dem Jahr 2002 Tribut. Der stabile operative Quartalsgewinn fiel zwar ein wenig besser als erwartet aus, der Zwischenbericht insgesamt laut Händlern aber nur durchwachsen. Dass die Allianz auf Jahressicht nun optimistischer ist und einen operativen Gewinn in der oberen Hälfte ihrer Zielspanne von 11 bis 12 Milliarden Euro erwartet, beeindrucke ebenfalls nicht - Analysten hätten im Schnitt schon mit rund 11,9 Milliarden Euro gerechnet.

Im MDax gehörte die Deutsche Pfandbriefbank zu den Favoriten: Die Aktien stiegen um weitere 0,9 Prozent und erreichten den höchsten Stand seit gut einem Jahr. Der Spezialist für Immobilienfinanzierungen habe mit dem Vorsteuergewinn im dritten Quartal die Konsensschätzung deutlich übertroffen, lobte ein Börsianer. Zudem liege der Mittelwert der angehobenen Jahreszielspanne für die Ergebniskennziffer etwas über der Konsensprognose.

Die Anteilsscheine von Rhön-Klinikum gewannen nach Zahlen fast 0,8 Prozent und mischten damit im Nebenwerte-Index SDax weiter vorne mit. Der Klinikbetreiber berichtete für die ersten neun Monate des Jahres einen Umsatzanstieg, aber rückläufige Gewinne. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.

Dagegen litten die am Vortag starken Aktien von Jost Werke unter pessimistischeren Zielen des Lkw- und Nutzfahrzeugzulieferers: Sie sackten am SDax-Ende um fast vier Prozent ab. Trotz des Wachstums in den ersten neun Monaten rechnet das Unternehmen nun für das Jahr mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen. Jost verwies auf die beobachtbare "zunehmende Verschlechterung des Marktumfelds für Nutzfahrzeuge in allen Regionen", die voraussichtlich über das saisonübliche deutlich hinausgehe./gl/fba

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0122 2019-11-08/10:21

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