Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer rechnet nach der Übernahme von Monsanto für das laufende Jahr mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum. Einige Analysten hatten sich jedoch mehr erhofft.

Ein Grund für die Enttäuschung: Der Kauf des US-Saatgutkonzerns hatte sich wegen Bedenken von Wettbewerbshütern verzögert. Das drückt auf den Gewinn, denn "das akquirierte Geschäft erzielt Umsatz und vor allem Ergebnis größtenteils im ersten Halbjahr", wie Bayer-Chef Werner Baumann am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen erklärte. Zudem haperte es im zweiten Quartal im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten sowie in der Pharmasparte.

Dank eines Monsanto-Beitrages von mehr als 5 Milliarden Euro wird 2018 nun ein Umsatz von mehr als 39 Milliarden Euro erwartet nach weniger als 35 Milliarden Euro bisher, wie der Dax-Konzern in Leverkusen mitteilte. Weil Bayer wegen Auflagen der Wettbewerbshüter im Zuge des Deals auch Geschäftsteile an den Rivalen BASF verkaufte, ist dabei auch eine Umsatzminderung von rund einer Milliarde Euro berücksichtigt.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen nach knapp 9,3 Milliarden Euro vor einem Jahr. Analysten hatten bisher für 2018 im Mittel einen Umsatz von 39,5 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von 9,8 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Der neue Ausblick erscheine auf den ersten Blick wenig inspirierend, erklärte Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank. Die Aktien rutschten am Vormittag mit minus 2,81 Prozent auf 77,59 Euro wieder in Richtung ihres Mehrjahrestiefs von 75,50 Euro ab.

Auf das waren sie Mitte August gefallen nach einem Schadensersatzurteil in dreistelliger Millionenhöhe gegen Monsanto in den USA wegen möglicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat. Investoren befürchten angesichts tausender weiterer Klagen Milliardenrisiken. Bayer und Monsanto gehen gegen das Urteil vor und geben sich mit Blick auf weitere Verfahren optimistisch.

Der von dem Urteil überschattete Monsanto-Kauf verlieh Umsatz und Gewinn im Agrargeschäft im abgelaufenen Quartal Auftrieb, wenngleich der US-Konzern nur für rund drei Wochen hinzugerechnet wurde. Zudem hatten vor einem Jahr hohe Lagerbestände sowie Rückstellungen für Produktrückgaben im brasilianischen Pflanzenschutzgeschäft belastet.

Die Pharmasparte bekam den stärkeren Eurokurs sowie höhere Produktionskosten und Lieferengpässe bei Medikamenten wie Aspirin zu spüren. Hier belasteten weiterhin Produktionsanpassungen nach einem Rüffel der US-Gesundheitsbehörde FDA. Die Erlöse im wichtigen Geschäft mit neueren Medikamenten legten weiter zu. Vor allem die Geschäfte mit dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea lieferten Rückenwind. Analyst Wimal Kapadia von Bernstein Research sieht das als Grund für Zuversicht. Die Erlöse des Krebsmittels Xofigo fielen wegen Konkurrenzdruck hingegen. Das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten litt unter einer Schwäche in Europa und den USA.

Insgesamt stieg der Konzernumsatz im zweiten Jahresviertel um 8,8 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen kletterte um 3,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Ohne den starken Euro wäre es mehr gewesen. Während der Umsatz leicht über den durchschnittlichen Analystenschätzungen lag, hinkte das Ebitda etwas hinterher.

Unter dem Strich verdiente der Konzern 799 Millionen Euro und damit rund ein Drittel weniger als vor einem Jahr. Damals floss noch die ehemalige Kunststofftochter Covestro in das Ergebnis ein, die mittlerweile verkauft ist.

Die Dividende will Bayer auch nach der Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Monsanto-Kaufs mindestens stabil halten. Trotz einer gestiegenen Aktienzahl können Anleger also auf mindestens 2,80 Euro je Anteilsschein hoffen./mis/nas/fba

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AXC0099 2018-09-05/10:16

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