WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Fed steht im Kampf gegen die hohe Inflation vor der achten Erhöhung des Leitzinses in Folge. Allerdings wird dieses Mal ein kleinerer Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte erwartet. Damit würde der Leitzins auf einer Spanne 4,5 bis 4,75 Prozent liegen. Die Entscheidung der Federal Reserve (Fed) soll an diesem Mittwoch (20.00 Uhr MEZ) bekanntgegeben werden. Jüngste Daten zeigen, dass die hohe Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt auf dem Rückzug ist. Das dürfte Fed-Chef Jerome Powell in einem etwas moderateren Kurs bestärken. Ein Ende der Zinsanhebungen ist allerdings so bald nicht in Sicht.

Die Fed war in den vergangenen Monaten besonders aggressiv gegen die hohe Teuerungsrate vorgegangen und hatte die Zinsen in rasantem Tempo erhöht - dabei gleich mehrere Male um beachtliche 0,75 Prozentpunkte.

Die Zentralbanker haben die Zinssätze im vergangenen Jahr von nahezu 0 Prozent auf mehr als 4,25 Prozent angehoben. Die drastischen Maßnahmen sind die Folge einer Inflation, die zeitweise so hoch war wie seit Jahrzehnten nicht. Im Dezember hatte die Fed einen etwas moderateren Kurs eingeschlagen und den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben.

Zuletzt war die Inflationsrate in den USA weiter zurückgegangen - ein Anzeichen für erste Erfolge der strengen Geldpolitik. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent. Im November hatte die Rate bei 7,1 Prozent gelegen. Es war der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge - hoch ist sie allerdings immer noch. Die Kerninflation - ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise - fiel von 6 auf 5,7 Prozent. Die Entwicklungen waren erwartet worden.

Dennoch steht aktuell wohl nicht zu Debatte, die Zinsen absehbar wieder zu senken. Fed-Chef Powell hatte schon im Dezember deutlich gemacht: "Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist." Im Dezember sagte die Fed voraus, dass sie die Zinsen in diesem Jahr auf etwas mehr als 5 Prozent anheben wollen. Auch der Internationale Währungsfonds IWF hatte in seiner jüngsten Konjunkturprognose betont, dass die Zentralbanken trotz erster Erfolge in ihrem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise nicht nachlassen dürften. Die Schlacht sei noch nicht gewonnen.

"Ein schrittweises Vorgehen gibt den Fed-Beamten mehr Zeit, um zu beurteilen, wie hoch die Zinssätze steigen müssen und wie lange sie höher bleiben müssen, um die Inflation vollständig in den Griff zu bekommen", schrieb die "New York Times". Ein Problem bleibe aber weiterhin der starke Arbeitsmarkt in den USA. Die Arbeitslosigkeit war Ende des vergangenen Jahre überraschend gesunken und hatte das tiefste Niveau seit fast drei Jahren erreicht. Im Dezember fiel die Arbeitslosenquote auf 3,5 Prozent. Die Löhne stiegen zwar weniger deutlich als erwartet. Es besteht allerdings immer die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, wenn Arbeitskräfte in wichtigen Branchen fehlen und die Verbraucherpreise anhaltend hoch sind.

Die Inflation im Zaum zu halten ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Mittelfristig strebt die Fed eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Mit einer solch straffen Geldpolitik wächst der Lehre nach aber auch das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft so stark ausbremst, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Allerdings war die US-Wirtschaft Ende des vergangenen Jahres überraschend stark gewachsen, was Sorgen vor einer möglichen Rezession weiter gemindert hat./nau/DP/zb

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