LUXEMBURG (dpa-AFX) - Nachdem der mit schweren Vorwürfen konfrontierte Immobilienkonzern Adler Group 2021 Abschreibungen auf Consus Real Estate vornehmen musste, droht nun der Tochtergesellschaft das gleiche Schicksal. Consus werde wahrscheinlich Abschreibungen auf Beteiligungen und Ausleihungen an verbundenen Unternehmen aufgrund gestiegener Baukosten und einer deutlichen Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens vornehmen müssen, teilte Adler Group am Dienstag in Luxemburg mit. Die Adler-Tochter habe einen Verlust anzeigen müssen, da sich das bilanzielle Eigenkapital (HGB) der Gesellschaft auf weniger als die Hälfte des Grundkapitals belaufe. Die im SDax notierten Adler-Aktien drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus mit zuletzt rund zwei Prozent.

"Die Consus Real Estate ist unser Sorgenkind", sagte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten in einer Telefonkonferenz. Hier müsse und werde Adler bilanziell und personell sanieren. Als Eigner von mehr als 90 Prozent werde das Unternehmen natürlich die Bilanz sanieren, die Sanierung dürfe aber mit Ausnahme von Transaktionskosten kein Geld kosten. "Ich schließe grundsätzlich bei Consus keine Maßnahmen ein oder aus - außer der Insolvenz", betonte der Manager.

Zudem habe bei der Adler-Tochter BCP, auf deren Übernahme der Konkurrent LEG eine Kauf-Option hat, sich eine Deckungslücke aufgetan, sagte Kirsten. Adler werde kurzfristig Maßnahmen ergreifen, um die Gesellschaft stärker an sich zu binden. Unter anderem prüfe das Adler-Management eine Übernahme der Mehrheit im Verwaltungsrat von BCP.

Derzeit untersucht die Finanzaufsicht BaFin die Bücher von Adler. Die Behörde hatte sich eingeschaltet, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Beschuss des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Perring und sein Researchdienst Viceroy hatten schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten.

Das Adler-Management habe der Bafin erneut umfassend Materialien zur Verfügung gestellt und erwarte weitere Fragen und Kommentierungen, sagte Kirsten. Auch laufe eine Untersuchung der luxemburgischen Aufsichtsbehörde CSSF weiter. Der Manager hat nach eigenen Angaben Ende Mai einen persönlichen Termin bei der Behörde, um sich vorzustellen.

Adler hatte Ende April trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 vorgelegt. Den veröffentlichten Zahlen zufolge legte der operative Gewinn im vergangenen Jahr zu. Unter dem Strich stand wegen Abschreibungen aber ein Verlust von knapp 1,2 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 191 Millionen Euro im Vorjahr.

Derweil übernimmt der Wirtschaftsprüfer Thomas Echelmeyer zum ersten Juni vorübergehend die Position des Finanzchefs bei Adler. Sein ehemaliger Kollege werde den Posten als Finanzchef übernehmen, bis die Postion dauerhaft besetzt ist, sagte Kirsten. Beide hatten ihre Karriere bei Arthur Andersen gestartet./mne/tav/jha/

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AXC0206 2022-05-17/12:44

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