Wirtschaftlich macht der Schritt für Visa in jedem Fall Sinn: Das Unternehmen ist auf kontaktloses Bezahlen spezialisiert, eine eigene Kryptowährung würde daher ins Geschäftsmodell passen. Zudem muss Visa die Konkurrenz der digitalen Coins im Zaum halten, um die eigenen Umsätze nicht zu gefährden: Der Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Litecoin und weiteren nimmt immer stärker zu. Das tägliche Handelsvolumen von Bitcoin (BTC) schwankte im Mai 2020 zwischen zwei und drei Milliarden Dollar, die Marktkapitalisierung lag Anfang Juni bei 186 Milliarden Dollar. Inzwischen spekuliert eine gewaltige Zahl an Tradern aktiv auf den Bitcoin Kurs, um Gewinne zu erzielen. Und immer öfter werden für die digitalen Coins auch Algorithmen verwendet, um die Profitabilität zu steigern: Sogenannte Trading Roboter wie Bitcoin Trader berechnen beispielsweise die Schwankungen des Marktes voraus und kaufen oder verkaufen basierend auf diesen Berechnungen in schneller Abfolge Bitcoin. So fahren Trader teilweise automatisiert Gewinne ein. Vor diesen Hintergründen ist es nur logisch, dass Visa in den lukrativen Krypto-Markt einsteigen möchte.

Das weiß man über die Visa Coin

Was hat es nun aber mit dem Vorhaben von Visa auf sich? Am 14. Mai 2020 wurde öffentlich, dass Visa bereits im November 2018 einen Patentantrag auf eine eigene digitale Währung eingereicht hat. Die Währung basiert auf der Blockchain-Technologie und nutzt diese für sicheren Handel. Womöglich wird das Ethereum-Netzwerk als Basis für das Projekt genutzt. Die Digitalwährung wäre dann, ebenso wie bei Bitcoin und Ethereum, durch einen privaten Schlüssel an eine eigene Wallet (einen digitalen Geldbeutel) geknüpft. Dies lässt nur einen Schluss zu: Visa arbeitet an einer eigenen Kryptowährung, welche Bitcoin Konkurrenz machen soll. Die Coin wäre eine sogenannte Stablecoin, Visa würde also durch die Bindung an eine Fiatwährung dafür sorgen, dass die digitale Währung möglichst wenig im Wert schwankt - ähnlich wie bei Facebooks Libra Währung, die in Deutschland allerdings wohl nicht anerkannt werden wird.

Nachahmer möglich?

Die Frage ist nun, ob Konkurrenten wie Mastercard in naher Zukunft nachziehen und ebenfalls eine eigene Kryptowährung veröffentlichen werden. Tatsächlich ist dies nicht unwahrscheinlich: In der Vergangenheit haben bereits einzelne Finanzinstitute und sogar Staaten angekündigt, eigene Kryptowährungen schaffen zu wollen. Die Zukunft des Geldes ist digital, Kryptowährungen gehören zu den vielversprechendsten Anlagen. Dieser Realität können auch andere große Unternehmen sich nicht entziehen. Denn fest steht: Das Handelsvolumen der Kryptowährungen wird in den kommenden Jahren noch weiter zulegen. Bislang haben die Coins noch jede Schwankung am Markt überstanden.

Fazit

Die Nachricht, dass Visa an einer eigenen Digitalwährung arbeitet, ist gleichzeitig überraschend und logisch. Kryptowährungen werden am Markt und bei Tradern immer populärer. Für Visa wäre der Schritt nur konsequent. Es bleibt abzuwarten, ob das Vorhaben Früchte trägt. Und ob andere Unternehmen am Markt in naher Zukunft nachziehen werden. Für Anleger und die Börse sind die Nachrichten in jedem Fall höchst interessant - der Visa-Kurs dürfte, bei erfolgreicher Einführung einer eigenen Stablecoin, in den kommenden Jahren jedenfalls rasant steigen. Die nächsten Monate werden zeigen, wie konkret die Forschungen wirklich sind.