Immobilienpreise gehen in Seitwärtsbewegung über / vdp-Index auf

Jahressicht weiter im Minus, auf Quartalssicht erstmals wieder leicht

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Berlin (ots) - Die knapp zweijährige Abwärtsentwicklung der Immobilienpreise in

Deutschland wurde im zweiten Quartal dieses Jahres aufgehalten: Der

Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) erreichte

einen Wert von 175,5 Punkten und lag damit 0,5 % oberhalb des Werts im ersten

Quartal 2024. Gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres stand mit -3,8 %

weiterhin ein Minus zu Buche. Der seit 2010 von vdpResearch quartalsweise

erhobene vdp-Index basiert - im Gegensatz zu anderen Immobilienindizes - auf der

Auswertung echter Immobilientransaktionsdaten von mehr als 700 Kreditinstituten

und deckt so die Preisentwicklungen auf dem gesamten deutschen Markt für Wohn-,

Büro- und Einzelhandelsimmobilien ab.

Genauso wie der Gesamtindex verzeichnete auch der Index für die

Wohnimmobilienpreise einen leichten Anstieg in Höhe von 0,5 % gegenüber dem

direkten Vorquartal (Q2 2024 zu Q1 2024). Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q2

2024 zu Q2 2023) fielen die Preise für Wohnimmobilien hingegen noch um -2,9 %.

Eine deutlichere Preiskorrektur im Vorjahresvergleich war mit -7,4 % erneut bei

den Gewerbeimmobilienpreisen auszumachen, die sich aus der Entwicklung der Büro-

und Einzelhandelsimmobilienpreise zusammensetzen. Allerdings entwickelten auch

sie sich vom ersten bis zum zweiten Quartal dieses Jahres mit +0,4 % leicht

positiv.

"Erzielbare Renditen entsprechen nun offenbar wieder den Erwartungen der

Investoren." Jens Tolckmitt

"Nachdem die Immobilienpreise in Deutschland knapp zwei Jahre lang sukzessive

gefallen sind, deutet sich nun eine Beruhigung an. Die Preise scheinen sich

mittlerweile so weit angepasst zu haben, dass die erzielbaren Renditen den

Erwartungen der Investoren im neuen Zins- und Bewertungsumfeld entsprechen",

unterstrich vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Mit einem kurzfristigen

spürbaren Anstieg der Immobilienpreise rechnet er dennoch nicht: "Wir gehen

davon aus, dass die sich abzeichnende Seitwärtsbewegung noch einige Quartale

anhalten wird. Unsicherheitsfaktoren für die weitere Preisentwicklung sind die

aktuell nochmals gestiegene Gefahr der Ausweitung geopolitischer Konflikte und

die derzeit verhaltene Wirtschaftsentwicklung in Deutschland."

Wohnimmobilien: Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern steigen weiter

Erstmals seit dem zweiten Quartal 2022 gingen die Wohnimmobilienpreise im

Quartalsvergleich nicht zurück, sondern präsentierten sich mit einem leichten

Plus von 0,5 % nahezu stabil. Dabei zogen die Preise für Mehrfamilienhäuser und

die Preise für selbst genutztes Wohneigentum zwischen dem ersten und zweiten

Quartal 2024 jeweils um 0,5 % an.

Nahezu parallel entwickelten sich die Preise in beiden Sektoren auch auf

Jahressicht, hier allerdings mit negativen Vorzeichen. Während sich

Mehrfamilienhäuser im Vorjahresvergleich um 2,8 % vergünstigten, belief sich der

Rückgang der Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen auf 3,0 %.

Beide Entwicklungen trugen dazu bei, dass die Wohnimmobilienpreise vom zweiten

Quartal 2023 bis zum zweiten Quartal 2024 insgesamt um 2,9 % abnahmen.

Der Anstieg der Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern setzte sich auch im

zweiten Quartal dieses Jahres fort: Sie erhöhten sich im Vergleich zum

Vorjahresquartal um 6,1 %, im Quartalsvergleich um 1,4 %. Die Renditen von

Mietobjekten, gemessen am vdp-Index für Liegenschaftszinsen, stiegen vom zweiten

Quartal 2023 zum zweiten Quartal 2024 um 9,2 % an. Die Renditedynamik ließ somit

das dritte Quartal in Folge etwas nach (Q1 2024: +10,8 % / Q4 2023: +12,9 % / Q3

2023: +13,5 % --> jeweils gegenüber dem Vorjahresquartal).

"Dilemma der zunehmenden Wohnungsknappheit lässt sich nur politisch lösen." Jens

Tolckmitt

"Die Wohnungsknappheit in Deutschland verschärft sich derzeit jeden Monat, vor

allem in den Metropolregionen. Die zwangsläufige Folge sind weiter steigende

Mieten, eine wachsende soziale Herausforderung. Dieses Dilemma lässt sich nur

politisch lösen: Der kürzlich vorgelegte Entwurf zur Novelle des Baugesetzbuches

weist in die richtige Richtung, wird aber nicht ausreichen, um den zunehmenden

Mangel an Wohnraum einzudämmen", betonte Tolckmitt. Es bedürfe eines noch

umfassenderen Bündels unterschiedlichster Maßnahmen. Zudem sei der

offensichtliche Zielkonflikt zwischen der Schaffung bezahlbaren Wohnraums und

der kostspieligen nachhaltigen Transformation des Gebäudebestands zu lösen:

"Maßnahmen, die die Bezahlbarkeit von Wohnraum erleichtern, werden durch die

zeitgleich geforderte Umsetzung von strikten und kostenträchtigen

Nachhaltigkeitsvorgaben für Gebäude zunichte gemacht."

Wohnen Top 7: Preise in Köln zeigen sich am resilientesten

In den Top 7-Städten gingen die Wohnimmobilienpreise im Vergleich zum

Vorjahresquartal mit durchschnittlich -2,5 % etwas geringer zurück als im

gesamten Bundesgebiet (-2,9 %). Die individuellen Veränderungsraten variierten

dabei zwischen -1,6 % in Köln und -4,7 % in München.

Verglichen mit dem ersten Quartal 2024 entwickelten sich die

Wohnimmobilienpreise in den Metropolen uneinheitlich: Während sie sich in

Düsseldorf (-0,5 %), München (-0,4 %) und Stuttgart (-0,2 %) leicht reduzierten,

stand in Frankfurt am Main (+0,5 %), Hamburg (+0,6 %), Köln (+1,1 %) und Berlin

(+1,2 %) jeweils ein Plus zu Buche. Im Durchschnitt erhöhten sich die Preise in

allen sieben Top-Städten gegenüber dem direkten Vorquartal um 0,7 %.

Den mit 6,9 % auf Jahressicht höchsten Anstieg der Neuvertragsmieten in

Mehrfamilienhäusern verzeichnete erneut Berlin, gefolgt von Frankfurt am Main

(+5,1 %) und München (+4,5 %). In allen sieben Metropolen betrug das Wachstum

der Neuvertragsmieten im Durchschnitt 5,5 %.

Bei den Renditen wies erneut München den Höchstwert auf (+9,7 %). Dahinter

folgten Berlin (+8,9 %), Stuttgart (+8,5 %) und Düsseldorf (+8,4 %). Der

durchschnittliche Renditezuwachs in den Top 7-Städten belief sich auf 8,3 %.

Gewerbeimmobilien: Preisniveau kann auf Quartalssicht gehalten werden

Im Berichtsquartal zeigte sich der Gewerbeimmobilienmarkt nach wie vor stärker

vom Abschwung betroffen als der Wohnimmobilienmarkt. Verglichen mit dem zweiten

Quartal 2023 reduzierten sich die Gewerbeimmobilienpreise um 7,4 %. Der Rückgang

bei den Büroimmobilienpreisen war dabei mit 7,9 % ausgeprägter als die

Preiskorrektur bei Einzelhandelsimmobilien (-5,9 %).

Auf Quartalssicht konnten die Gewerbeimmobilien ihr Preisniveau hingegen halten:

Die Veränderungsrate zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2024 belief sich

auf +0,4 % und setzte sich zusammen aus den Entwicklungen der

Büroimmobilienpreise (+0,3 %) und der Einzelhandelsimmobilienpreise (+0,7 %).

Büros und Handelsobjekte wiesen im Berichtsquartal jeweils erneut spürbare

Renditeanstiege auf, gemessen am vdp-Liegenschaftszinssatzindex: Im

Jahresvergleich erhöhten sich die Renditen für Büro- und Einzelhandelsimmobilien

um 10,9 % bzw. 9,6 %. Bei den Neuvertragsmieten war das Plus bei den

Handelsobjekten mit 3,1 % etwas höher als bei den Büros (+2,1 %).

Ausblick: Weiteres Rückschlagpotenzial inzwischen begrenzt

"Der Gewerbeimmobilienmarkt präsentiert sich weiterhin angespannt. Transaktionen

und Umsätze befinden sich noch auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Dennoch

häufen sich die Anzeichen dafür, dass der Abschwung am Gewerbeimmobilienmarkt an

Kraft verliert", erklärte Tolckmitt. Relevant für die weitere Preisentwicklung

sei, wie stark die eingetretene Stagnation der deutschen Wirtschaft in

Verbindung mit der eingetrübten Stimmung bei Unternehmen die

Immobilienwirtschaft belasten würden.

"Es zeichnet sich eine Entspannung der schwierigen Lage ab." Jens Tolckmitt

Abschließend blickte der vdp-Hauptgeschäftsführer voraus: "Nach zwei Jahren des

Abschwungs scheint das weitere Rückschlagpotenzial inzwischen begrenzt zu sein."

Angesichts der bestehenden externen Risikofaktoren wie Geopolitik und

Wirtschaftswachstum sei zwar nicht auszuschließen, dass in den nächsten

Quartalen teilweise nochmals Rückgänge zu verzeichnen seien, aber tendenziell

werde sich die jetzt schon erkennbare Seitwärtsbewegung der Immobilienpreise im

nächsten Jahr manifestieren, bei den Wohnimmobilienpreisen schneller als bei den

Gewerbeimmobilienpreisen. "Es ist noch deutlich zu früh, eine Trendumkehr

auszurufen, aber eine Entspannung der schwierigen Lage zeichnet sich ab."

Über den vdp-Immobilienpreisindex

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) veröffentlicht vierteljährlich auf

Basis stattgefundener Transaktionen Miet- und Preisindizes zur Entwicklung der

Wohn- und Gewerbeimmobilienmärkte. Der durch das Analysehaus vdpResearch

erstellte Index ist Bestandteil der Immobilienpreisbeobachtung der Deutschen

Bundesbank. Grundlage bilden die von über 700 Kreditinstituten der deutschen

Finanzwirtschaft eingelieferten Transaktionsdaten (tatsächlich realisierte

Kaufpreise und Mieten) zu ihrem Immobilienfinanzierungsgeschäft.

Die Entwicklung der Teilmärkte sowie sämtliche Indexdaten zu den einzelnen

vdp-Immobilienpreisindizes (2003 - 2024) sind in der zugehörigen Publikation

dargestellt und als Rohdaten unter http://www.pfandbrief.de verfügbar. Eine

differenzierte Betrachtung der regionalen TOP 7-Wohnungsmärkte inkl. aller

Teilsegmente (selbst genutztes Wohneigentum und Mehrfamilienhäuser) ist unter

http://www.vdpresearch.de verfügbar.

Pressekontakt:

Carsten Dickhut

T +49 30 20915-320

E mailto:dickhut@pfandbrief.de

Horst Bertram

T +49 30 20915-380

E mailto:bertram@pfandbrief.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/29608/5841331

OTS: Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) e.V.

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