Regierungswechsel steht bevor / Parlamentswahl in Finnland

Berlin/Helsinki, Finnland (ots , Finna) - In Finnland wird am 02. April 2023 ein

neues Parlament gewählt. Jüngsten Umfragen zufolge ist eine Fortsetzung der

derzeitigen Fünf-Parteien-Koalition unwahrscheinlich. Chancen auf den Wahlsieg

haben die Sozialdemokraten (SDP) von Ministerpräsidentin Sanna Marin, die

liberalkonservative Nationale Sammlungspartei (Kokoomus) und die

rechtspopulistischen Basisfinnen (Perussuomalaiset).

"Ganz oben auf der Prioritätenliste der neuen Regierung muss die Konsolidierung

der Staatsfinanzen stehen", sagt Niklas Becker, Finnland-Experte von Germany

Trade & Invest (GTAI) in Helsinki. Die finnische Staatsverschuldung ist zwischen

2019 und 2022 von 64,9 auf 70,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Bei

einer unveränderten Politik würde sie, so die Prognose des Internationale

Währungsfonds (IWF), bis 2027 auf 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen.

"Um zukünftige Kosten für die alternde Gesellschaft decken zu können, braucht

der Staat einen größeren finanziellen Spielraum", so Becker weiter. Und: "Wie

Deutschland kämpft Finnland mit einem Fachkräftemangel und muss deshalb für

ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiver werden."

Punkten konnte die seit 2019 amtierende Regierung bei der finnischen Bevölkerung

mit Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungsquote in Finnland ist von

72 Prozent im November 2019 auf über 74 Prozent zum Jahresbeginn 2023 gestiegen.

Im Bereich Klimaschutz hat die aktuelle Koalition während ihrer Amtszeit das

ambitionierte Ziel der CO2-Neutralität bis 2035 ausgegeben. Zusammen mit

Staatspräsident Sauli Niinistö traf die Regierung zudem die historische

Entscheidung die NATO-Mitgliedschaft zu beantragen.

Finnland hat es geschafft, die negativen wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise

auf einen realen Rückgang des finnischen Bruttoinlandsprodukts 2020 um 2,2

Prozent zu begrenzen. 2021 stieg die Wirtschaftsleistung um 3 Prozent. Die aus

dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine folgende Energiekrise führte in

der zweiten Jahreshälfte 2022 zwar zu einer milden Rezession in Finnland, für

das Gesamtjahr 2022 meldete die Statistikbehörde des Landes trotzdem einen

Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 2,1 Prozent. Für 2023 erwartet das

Finanzministerium vor dem Hintergrund der hohen Inflation von voraussichtlich

5,5 Prozent einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent.

"Zum Jahresende 2023 sollte sich die Situation dank einer rückläufigen Inflation

aber wieder aufhellen", sagt der GTAI-Experte.

Deutschland und Finnland pflegen sehr enge Wirtschaftsbeziehungen. Der

Warenaustausch der beiden Länder belief sich 2022 auf fast 23 Milliarden Euro.

Für die exportorientierte finnische Industrie war Deutschland der wichtigste

Exportmarkt. Gemessen am gesamten Handelsvolumen (Export plus Importe) war

Deutschland 2022 erstmals seit 2014 allerdings nicht mehr der größte

Handelspartner Finnlands. Stattdessen ist Nachbarland Schweden nun auf Platz 1.

Grund hierfür ist der im Zusammenhang mit der derzeitigen Energiekrise deutliche

Anstieg der finnischen Importe in den Bereichen Strom und Petrochemie. Große

Möglichkeiten für einen Ausbau der deutsch-finnischen Wirtschaftsbeziehungen

bietet der Energiemarkt. "Finnland hat großes Potenzial, ein sehr wichtiger

grüner Wasserstofflieferant für Deutschland zu werden", berichtet Becker. 2030

will Finnland mindestens 10 Prozent des in der EU hergestellten grünen

Wasserstoffs produzieren.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Hintergrundanalyse zur Wahl in

Finnland (https://www.gtai.de/de/trade/finnland/wirtschaftsumfeld/parlamentsw ahl

-in-finnland-regierungswechsel-steht-bevor-984114) , aktuelle

Wirtschaftsberichte erhalten Sie auf unserer Länderseite zu Finnland

(https://www.gtai.de/de/trade/welt/europa/finnland-118364) .

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AXC0163 2023-03-30/10:45

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