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15.09.2020 | 10:38
Wirecard plante mit Banklizenz in den USA (FOTO)
Berlin (ots) - Der Skandalkonzern Wirecard hat noch Mitte Juni eine große
Expansion geplant. Unmittelbar vor dem Zerwürfnis mit seinen Wirtschaftsprüfern
und der folgenden Insolvenz arbeitete der Zahlungsdienstleister noch an einer
eigenen Banklizenz in den USA. Das berichtetet das Wirtschaftsmagazin CAPITAL
(Ausgabe 10, EVT 17.9.) unter Berufung auf Insider. Im Bundesstaat Utah gab es
bereits das Tochterunternehmen WDB US Inc. Für den Lizenzantrag habe nur noch
der testierte Jahresabschluss gefehlt, eine Pressemitteilung sei vorbereitet
gewesen, heißt es.
Doch genau dieses Testat verweigerte EY am 18. Juni wegen fehlender Nachweise
über Guthaben in Milliardenhöhe. Wahrscheinlich gab es das Geld in dieser Form
nie, Wirecard rutschte in die Insolvenz. Der ehemalige CEO Markus Braun sitzt
inzwischen in Untersuchungshaft, sein wichtigster Helfer, der Chef des
Asiengeschäfts Jan Marsalek, ist auf der Flucht.
Eine eigene Banklizenz in den USA hätte es Wirecard ermöglicht, Zahlungen des
US-Geschäfts ohne einen Bank-Partner abzuwickeln. Darüber hinaus wollte das
deutsche Unternehmen mit der Lizenz auch als Partner von Fintech-Firmen
auftreten und Kredite vergeben. Ein ähnliches Geschäft betreibt die Wirecard
Bank in Europa - es gilt als zukunftsweisend. 2016 hatte Wirecard in den USA das
Prepaid-Kartengeschäft der Bank Citigroup gekauft. Auf diesem Weg sei
möglicherweise Geld gewaschen worden, sagt allerdings die Investorin Fahmi
Quadir, die seit Jahren auf fallende Aktienkurse bei Wirecard gesetzt hatte.
Zum Zeitpunkt, als Wirecard den Ausbau des US-Geschäfts plante, ermittelte
bereits die Staatsanwaltschaft München. Gegen Vorstände oder Aufsichtsräte von
Wirecard liefen vor der Mitteilung von EY, dass 1,9 Mrd. Euro in der Bilanz
fehlen, zwei Ermittlungsverfahren, wie aus einer Übersicht der bayerischen
Staatsregierung hervorgeht, die CAPITAL vorliegt. Bei einem der Verfahren ging
es um den Verdacht des Betrugs, bei einem weiteren um Untreue. Aktuell laufen
bei den Staatsanwaltschaften in Bayern demnach insgesamt 71 Ermittlungsverfahren
gegen Verantwortliche von Wirecard. Bei 67 geht es um den Verdacht des Betrugs
und bei jeweils zwei weiteren um Untreue und unrichtige Darstellung in Bilanzen,
wie die Staatsregierung auf eine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Helmut
Kaltenhauser mitteilte.
Pressekontakt:
Caspar Tobias Schlenk
Redaktion CAPITAL
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