Wirecard plante mit Banklizenz in den USA (FOTO)

Berlin (ots) - Der Skandalkonzern Wirecard hat noch Mitte Juni eine große

Expansion geplant. Unmittelbar vor dem Zerwürfnis mit seinen Wirtschaftsprüfern

und der folgenden Insolvenz arbeitete der Zahlungsdienstleister noch an einer

eigenen Banklizenz in den USA. Das berichtetet das Wirtschaftsmagazin CAPITAL

(Ausgabe 10, EVT 17.9.) unter Berufung auf Insider. Im Bundesstaat Utah gab es

bereits das Tochterunternehmen WDB US Inc. Für den Lizenzantrag habe nur noch

der testierte Jahresabschluss gefehlt, eine Pressemitteilung sei vorbereitet

gewesen, heißt es.

Doch genau dieses Testat verweigerte EY am 18. Juni wegen fehlender Nachweise

über Guthaben in Milliardenhöhe. Wahrscheinlich gab es das Geld in dieser Form

nie, Wirecard rutschte in die Insolvenz. Der ehemalige CEO Markus Braun sitzt

inzwischen in Untersuchungshaft, sein wichtigster Helfer, der Chef des

Asiengeschäfts Jan Marsalek, ist auf der Flucht.

Eine eigene Banklizenz in den USA hätte es Wirecard ermöglicht, Zahlungen des

US-Geschäfts ohne einen Bank-Partner abzuwickeln. Darüber hinaus wollte das

deutsche Unternehmen mit der Lizenz auch als Partner von Fintech-Firmen

auftreten und Kredite vergeben. Ein ähnliches Geschäft betreibt die Wirecard

Bank in Europa - es gilt als zukunftsweisend. 2016 hatte Wirecard in den USA das

Prepaid-Kartengeschäft der Bank Citigroup gekauft. Auf diesem Weg sei

möglicherweise Geld gewaschen worden, sagt allerdings die Investorin Fahmi

Quadir, die seit Jahren auf fallende Aktienkurse bei Wirecard gesetzt hatte.

Zum Zeitpunkt, als Wirecard den Ausbau des US-Geschäfts plante, ermittelte

bereits die Staatsanwaltschaft München. Gegen Vorstände oder Aufsichtsräte von

Wirecard liefen vor der Mitteilung von EY, dass 1,9 Mrd. Euro in der Bilanz

fehlen, zwei Ermittlungsverfahren, wie aus einer Übersicht der bayerischen

Staatsregierung hervorgeht, die CAPITAL vorliegt. Bei einem der Verfahren ging

es um den Verdacht des Betrugs, bei einem weiteren um Untreue. Aktuell laufen

bei den Staatsanwaltschaften in Bayern demnach insgesamt 71 Ermittlungsverfahren

gegen Verantwortliche von Wirecard. Bei 67 geht es um den Verdacht des Betrugs

und bei jeweils zwei weiteren um Untreue und unrichtige Darstellung in Bilanzen,

wie die Staatsregierung auf eine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Helmut

Kaltenhauser mitteilte.

Pressekontakt:

Caspar Tobias Schlenk

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AXC0124 2020-09-15/10:38

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