Negativzins? Nein danke - ein Marktkommentar von Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - Immer mehr Kunden erhalten zurzeit Nachricht von ihrer Bank,

dass künftig ab einer bestimmten Summe oder grundsätzlich Negativzinsen für

Einlagen auf dem Girokonto fällig werden. Andere zahlen bereits dafür,

Liquidität bei einem Kreditinstitut zu halten. Grund dafür ist natürlich, dass

die Europäische Zentralbank von den Banken negative Zinsen auf Einlagen bei ihr

erhebt. Und dass dieser Negativzins wohl noch eine Weile anhalten wird. Schön

ist es dennoch nicht, für Liquidität auf dem Konto auch noch dauernd Geld zu

berappen.

Doch niemand muss den Negativzins einfach hinnehmen. Zum einen kann man ja zu

einer Bank gehen, die (noch) keine negativen Zinsen erhebt. Am einfachsten fällt

dies denjenigen, die bereits mehrere Bankverbindungen haben. Doch lässt sich

auch ein neues Konto eröffnen. Dabei ist freilich Vorsicht geboten, besteht doch

die Gefahr, dass auch der neue Finanzpartner gleich mit negativen Zinsen um die

Ecke kommt. Daher ist es ratsam, sich auf jeden Fall eingehend zu erkundigen, ob

ein in Frage kommendes Institut auch dabei bleibt, keine negativen Zinsen auf

Einlagen zu erheben. Völlige Sicherheit darüber wird es aber nicht geben.

Zum anderen, und das ist die wirklich gute Botschaft, bietet der Kapitalmarkt

zahlreiche Möglichkeiten, dem Negativzins zu entgehen und laufende Einkünfte für

das Ersparte zu kassieren. Dazu muss man zwar ein gewisses Risiko in Kauf

nehmen, doch steigt das Risiko bei genauer Auswahl der Investments nebst einer

Streuung derselben auch nicht extrem an. Zudem gibt es genügend gute und

bewährte Anlagen.

Ein genaues Hinsehen ist auf jeden Fall erforderlich, das zeigt nicht zuletzt

der Blick auf die Anlageskandale der vergangenen Jahre wie Container, dubiose

Goldplattformen oder Schrott- und Ostimmobilien. Auch Einzelaktien können

gefährlich sein, und nicht jeder Kauf von Anteilsscheinen deutscher Banken war

erfolgreich.

Sehr viel Sinn macht es, am Aktienmarkt auf Dividendenwerte zu setzen, die

langfristig durch mindestens stabile, häufig ansteigende und vor allem auch hohe

Ausschüttungen überzeugen. So bieten Deutsche Euroshop, Hamborner Reit, BASF,

Allianz und Munich Re auf Basis der im Jahr 2020 erwarteten Ausschüttungen

aktuell üppige Dividendenrenditen zwischen 3,8 Prozent und 6,0 Prozent im Jahr.

Und wer die Titel bis Mitte 2021 hält, kassiert gleich zweimal Dividende.

Wem Investments in mehrere dieser Werte zu kompliziert sind oder wer nicht

genügend Zeit hat, sich um seine Anlagen zu kümmern, der kann auch auf gute und

bewährte Dividendenfonds zurückgreifen. Diese legen meist weltweit in Titel mit

hohen und stabilen Dividenden an und füllen den Säckel der Anleger durch

attraktive Ausschüttungen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Aktieninvestments überzeugen solche

Dividendenstrategien durch ein niedrigeres Risiko. Entsprechendes gilt für

Income-Fonds, die sich durch eine breite Streuung über mehrere Assetklassen und

einen klaren Fokus auf regelmäßige Ausschüttungen auszeichnen. Auch hier gibt es

mehrere gute und bewährte Fonds, die wir in dieser Zeitung und in unserem

Anlagemagazin "rendite" bereits des Öfteren aufgezeigt haben.

Um dem Negativzins zu entgehen, sind auch offene Immobilienfonds gut geeignet.

Wie die Ratingagentur Scope ausgerechnet hat, liegt der Renditevorsprung dieser

risikoarmen Assetklasse gegenüber Staatsanleihen mit knapp 4 Prozentpunkten auf

Rekordniveau. Offene Immobilienfonds sind aber kein Geldmarktersatz, gilt es

doch die für Neuanlagen geltende Mindesthaltedauer von 24 Monaten und die

Kündigungsfrist von zwölf Monaten zu berücksichtigen.

Natürlich kann man auch dem Negativzins entrinnen, indem man wesentlich mehr

Bargeld hält. Doch können viele Scheine unter dem Kopfkissen oder im Geldbeutel,

zum Beispiel beim Besuch eines Weihnachtsmarkts, auch gefährlich sein. Da ist es

besser, den Kapitalmarkt zu nutzen, um zu sagen: Negativzins? Nein danke.

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AXC0347 2019-12-13/20:30

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