Börsen-Zeitung: Auf Zickzackkurs / Kommentar zur Lufthansa von Lisa

Schmelzer

Frankfurt (ots) - Bettina Volkens erlebte am vergangenen Donnerstag einen

rabenschwarzen Tag. Der gemeinsame Auftritt mit dem Funktionär der

Flugbegleitergewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, bereitete der

Lufthansa-Personalverantwortlichen sichtbar Unbehagen. Die Annäherung diente

damals aber einem guten Zweck, es war eine Schlichtung vereinbart worden, die

den Lufthansa-Kunden weitere Streiks ersparen sollte. Weniger als eine Woche

später ist der Burgfrieden schon wieder passé, Lufthansa hat die Schlichtung

für einen Großteil der anhängigen Themen platzen lassen.

Die Reaktion der Airline-Verantwortlichen ist verständlich, hatte sich die

Gewerkschaft doch nicht darauf eingelassen, für die Dauer der Schlichtung

Streiks in allen Lufthansa-Flugbetrieben auszuschließen. Volkens und ihre

Kollegen mussten befürchten, dass es bei Lufthansa-Cityline oder Eurowings

weiter zu Arbeitsniederlegungen kommt, was auch den Flugbetrieb bei der

Kernmarke belastet hätte, für die verhandelt wird.

Grundsätzlich aber gilt, dass das Geschachere zwischen Lufthansa und Ufo schon

lange über die üblichen Streitereien in einem Tarifkonflikt hinausgeht.

Daran ist auch die Lufthansa nicht unschuldig, die in dem Konflikt mehrmals vor

Gericht zog, wochenlang Verhandlungen verweigerte und einen Gewerkschafter vor

die Tür setzte. Außerdem legte das Management einen Zickzackkurs hin, der

seinesgleichen sucht. Erst wurde nicht verhandelt, weil die Gewerkschaft von

einem nicht rechtmäßig bestellten Vorstand vertreten wird, gerade ist es wieder

wurscht mit der Rechtmäßigkeit. An einem Morgen zog Lufthansa vor Gericht, um

einen Streik zu verhindern, am Abend des gleichen Tages versuchte Konzernchef

Carsten Spohr, Gewerkschaftsvertreter bei einem Spitzengespräch zu umgarnen -

Zuckerbrot und Peitsche. Während Spohr vor wenigen Jahren bereit war, eine

Streikwelle der Piloten auszusitzen und für seine Beharrlichkeit viel Lob bekam,

wirkt er im aktuellen Tarifkonflikt eher planlos und überließ das Feld zu lange

Kollegin Volkens.

Für die Personalvorständin könnte die Luft angesichts der Gemengelage in

diesem Tarifstreit dünn werden. Zu ihrer Verteidigung muss gesagt werden, dass

in kaum einem anderen deutschen Unternehmen mit so vielen mächtigen

Spartengewerkschaften gerungen werden muss und zudem Ausstände weitreichende

Folgen haben, weil es nur wenige Streikende braucht, um weite Teile des

Flugbetriebs lahmzulegen. Um Volkens' Job dürfte sich daher kaum jemand reißen,

das sichert ihr zunächst den Verbleib.

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AXC0366 2019-11-20/20:20

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