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20.11.2019 | 20:20
Börsen-Zeitung: Auf Zickzackkurs / Kommentar zur Lufthansa von Lisa
Schmelzer
Frankfurt (ots) - Bettina Volkens erlebte am vergangenen Donnerstag einen
rabenschwarzen Tag. Der gemeinsame Auftritt mit dem Funktionär der
Flugbegleitergewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, bereitete der
Lufthansa-Personalverantwortlichen sichtbar Unbehagen. Die Annäherung diente
damals aber einem guten Zweck, es war eine Schlichtung vereinbart worden, die
den Lufthansa-Kunden weitere Streiks ersparen sollte. Weniger als eine Woche
später ist der Burgfrieden schon wieder passé, Lufthansa hat die Schlichtung
für einen Großteil der anhängigen Themen platzen lassen.
Die Reaktion der Airline-Verantwortlichen ist verständlich, hatte sich die
Gewerkschaft doch nicht darauf eingelassen, für die Dauer der Schlichtung
Streiks in allen Lufthansa-Flugbetrieben auszuschließen. Volkens und ihre
Kollegen mussten befürchten, dass es bei Lufthansa-Cityline oder Eurowings
weiter zu Arbeitsniederlegungen kommt, was auch den Flugbetrieb bei der
Kernmarke belastet hätte, für die verhandelt wird.
Grundsätzlich aber gilt, dass das Geschachere zwischen Lufthansa und Ufo schon
lange über die üblichen Streitereien in einem Tarifkonflikt hinausgeht.
Daran ist auch die Lufthansa nicht unschuldig, die in dem Konflikt mehrmals vor
Gericht zog, wochenlang Verhandlungen verweigerte und einen Gewerkschafter vor
die Tür setzte. Außerdem legte das Management einen Zickzackkurs hin, der
seinesgleichen sucht. Erst wurde nicht verhandelt, weil die Gewerkschaft von
einem nicht rechtmäßig bestellten Vorstand vertreten wird, gerade ist es wieder
wurscht mit der Rechtmäßigkeit. An einem Morgen zog Lufthansa vor Gericht, um
einen Streik zu verhindern, am Abend des gleichen Tages versuchte Konzernchef
Carsten Spohr, Gewerkschaftsvertreter bei einem Spitzengespräch zu umgarnen -
Zuckerbrot und Peitsche. Während Spohr vor wenigen Jahren bereit war, eine
Streikwelle der Piloten auszusitzen und für seine Beharrlichkeit viel Lob bekam,
wirkt er im aktuellen Tarifkonflikt eher planlos und überließ das Feld zu lange
Kollegin Volkens.
Für die Personalvorständin könnte die Luft angesichts der Gemengelage in
diesem Tarifstreit dünn werden. Zu ihrer Verteidigung muss gesagt werden, dass
in kaum einem anderen deutschen Unternehmen mit so vielen mächtigen
Spartengewerkschaften gerungen werden muss und zudem Ausstände weitreichende
Folgen haben, weil es nur wenige Streikende braucht, um weite Teile des
Flugbetriebs lahmzulegen. Um Volkens' Job dürfte sich daher kaum jemand reißen,
das sichert ihr zunächst den Verbleib.
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