BÖRSE EXPRESS: Seit ziemlich genau einem Jahr bietet der Neo-Broker Trade Republic seine Dienste auch in Österreich an. Mittlerweile gibt es nicht nur die App im Angebot, sondern auch eine Webversion. Und mit Oswald Salcher einen eigenen Country Manager. Oswald Salcher kennen Interessierte teils als Marktanalyst bzw. Börsenkommentator vom Frankfurter Börsenparkett für den Broker Flatex. Jetzt ist Österreich sicher nicht der wichtigste Markt für Trade Republic und wird es wohl auch nie werden. Warum ein eigener Country Manager? Und vielleicht ein bisschen etwas zu Ihnen. Was treibt Sie, was sind Ihre Ziele?

OSWALD SALCHER: Allgemein ist es ein klares Signal, dass uns bei Trade Republic Österreich wichtig ist. Ich sehe mich dabei als Anwalt für österreichische Kunden, für deren Bedürfnisse bei Trade Republic. Und freue mich, nach 12 Jahren Frankfurt nach Österreich zurückzukommen Auch ist es wahnsinnig spannend, bei einer neuen Bewegung mit dabei zu sein.

 

BÖRSE EXPRESS: „Wir machen Trading für Privatanleger einfacher, besser und günstiger“, ist ein oft gelesenes Statement bei Neo-Brokern. Bei Ihnen lese ich viel von „Wir möchten das Sparen an der Börse ermöglichen“. Wer soll sich von Ihrem Angebot angesprochen fühlen, Trader oder Anleger?

OSWALD SALCHER: Wir wollen jedem den einfachen und günstigen Zugang zum Kapitalmarkt geben und sprechen damit alle Österreicherinnen und Österreicher an. Rund 50 Prozent unserer Kunden waren zuvor noch nie am Kapitalmarkt aktiv.

 

BÖRSE EXPRESS: Merkt man diese Breite der Kundenschicht beim Anlageverhalten?

OSWALD SALCHER: Unsere Kunden sind sehr risikobewusst, gehen weniger in Einzeltitel. Wir sehen eine sehr starke Nachfrage nach ETFs und Sparplänen.

Das meistgekaufte Produkt etwa ist ein weltweit veranlagender Aktien-ETF. Die Nummer 2 ist ein ESG-ETF, was das heute bereits starke Bewusstsein der Anleger für das Thema ESG zeigt.

 

BÖRSE EXPRESS: Stellt sich die Hauptfrage: Brauchen wir überhaupt einen neuen Broker? Um das zu spezifizieren: Sind wir aus Ihrer Sicht im Online-Brokerage in einer Wachstumsphase, die allen Platz zum Gedeihen gibt? Oder sind Sie angetreten, um andere zu verdrängen? Gerade eben wurde in Österreich der Marktführer Hellobank von der Bawag geschluckt…

OSWALD SALCHER: Die Nachfrage nach einem einfachen und günstigen Zugang zum Kapitalmarkt ist groß. Unser wahrer Konkurrent ist dabei das Sparschwein. Wenn man die Kunden der drei größten Onlinebroker in Österreich zusammenzählt, sind wir bei unter 300.000 Personen. Unser Markt sind aber mehrere Millionen, da wir alle Österreicherinnen und Österreicher ansprechen. Dabei konzentrieren wir uns auf unsere Kunden und nicht auf andere Anbieter.

 

BÖRSE EXPRESS: Neobroker beinhaltet das Wort neu – was ist aber neu an der Geschichte?

OSWALD SALCHER: Der Zugang zum Kapitalmarkt war früher komplizierter, man benötigte ein gewisses technisches Know how. Das hat sich komplett verändert. Heute kann man bei uns ein Wertpapier in drei Schritten kaufen, der komplette Onboarding-Prozess wurde viel einfacher.

Neu sind auch die Kosten: Bei uns kostet eine Order einen Euro, damit sind wir signifikant günstiger als etablierte Online-Broker.

 

BÖRSE EXPRESS: Wenn viele Services kostenlos bzw. um einen Euro angeboten werden, wie kann da eigentlich Ihr Gehalt gezahlt werden?

OSWALD SALCHER: Das liegt vor allem am technologischen Fortschritt, der ein viel günstigeres Setup ermöglicht. Im Unterschied zu anderen Anbietern, die oft eine veraltete IT-Infrastruktur nutzen, haben wir unser System von Grund auf neu gebaut und können damit hohe Qualität zu einem Bruchteil der Kosten anbieten.

 

BÖRSE EXPRESS: Die günstigeren Kosten liegen aber sicher auch daran, dass Neo-Broker oft nur sehr wenige Börsenplätzen für den Handel anbieten …

OSWALD SALCHER: Stimmt, aber den großen Umsatz gibt es pro Land ohnehin meistens an einer einzigen Börse. Das ist z.B. in Deutschland Xetra. Ich glaube, dass die wenigsten Anleger 20 Börsenplätze zur Auswahl brauchen oder möchten, um ein Investment zu tätigen.

 

BÖRSE EXPRESS: Warum eigentlich der Fokus auf Breite womit man viel mehr ins Gehege etablierter Banken kommt, und nicht wie bei vielen anderen Neo-Brokern eine spezielle Nische? Und gleich dazu: Erklärt sich mit dem Fokus auf Breite auch die kürzlich vorgestellte Webversion der App, was mehr in Richtung herkömmlicher Broker geht?

OSWALD SALCHER: Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Kunden laufend daran, unser Angebot weiterzuentwickeln. Die neue Webversion – der einfache, nun geräteunabhängige Zugang, war einer der größten Kundenwünsche. Das schaffen die wenigsten Mitbewerber – die Einfachheit der mobilen App auf Tablet und den PC zu übertragen.

Unser Ziel ist es, jedem mit dem sicheren, einfachen und provisionsfreien Zugang zu den Kapitalmärkten den privaten Vermögensaufbau und die Altersvorsorge zu erleichtern. Die aktuelle Situation mit Nullzins und erhöhter Inflation verschärft auch das Problem der wachsenden Pensionslücke. Damit wird es noch wichtiger, die Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Und genau das ermöglichen wir mit dem einfachen und transparenten Zugang zum Kapitalmarkt. Das wird den Leuten auch immer bewusster. Allgemein gibt es einfach keine Möglichkeit mehr, über einen garantierten Zinssatz die Inflation auszugleichen. Daher möchten wir jeden Österreicher und jede Österreicherin ansprechen.

 

BÖRSE EXPRESS: Trade Republic ist einer der ganz wenigen Neo-Broker Europas mit einer eigenen Banklizenz. Kann mir das als Kunde egal sein? Was bringt das?

OSWALD SALCHER: Ich glaube, dass so ein Schritt Vertrauen schafft. Denn wenn man eine eigene Banklizenz hat, bekennt man sich ganz klar zu den aufsichtsrechtlichen Vorschriften. Dazu kommt die Sicherheit der deutschen Einlagensicherung für unsere Konten.

Außerdem ist so eine Banklizenz eine Hürde gegen Konkurrenten: denn eine App nachbauen kann jeder, eine Finanz-App mit all den Regulierungen schon weniger.

 

BÖRSE EXPRESS: Eine österreichische Lagerstelle gibt es bei Ihnen noch nicht, was den Aufwand bei der Steuererklärung erhöht. Wird sich das ändern?

OSWALD SALCHER: Es stimmt, dass wir noch nicht steuereinfach sind. Heißt, der österreichische Kunde muss sich um seine Besteuerung selbst kümmern. Wir arbeiten aber bereits an einer österreichischen Lösung. Bis dahin bieten wir den Kunden einen Steuerreport an, der verwendet werden kann. Der zeitliche Aufwand für die Steuererklärung liegt dadurch bei etwa fünf Minuten.

 

Über Oswald Salcher und Trade Republik

Der gebürtige Kärntner - aus dem Lesachtal - verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Brokerage sowie Kapitalmärkte und soll das Wachstum des Neo-Brokers im österreichischen Markt vorantreiben. Oswald studierte Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Wien und war in den vergangenen 12 Jahren in der Bankenmetropole Frankfurt am Main tätig. Dort hat er unter anderem als Marktanalyst für den Broker flatex für eine TV-Station live vom Börsenparkett der Frankfurter Börse berichtet.

Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri gründeten das Unternehmen 2015 in Berlin. Nach eigenen Angaben hat Trade Republic 1 Million Kunden und verwaltet ein Vermögen von 6 Milliarden Euro.

Trade Republic besitzt eine deutsche Lizenz als Wertpapierhandelsbank und wird entsprechend von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beaufsichtigt.

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