Österreichs Fußball-Nationalteam befindet sich seit Jahren auf der Suche nach einem unumstrittenen Stammkeeper. Seit dem Abgang von Robert Almer gab es keinen Tormann, der über Jahre hinweg gesetzt war. Das lag an Verletzungen, Erkrankungen und mangelnder Spielpraxis, aber auch daran, dass sich kein Goalie bei einem internationalen Spitzenclub etablieren konnte. ÖFB-Tormanntrainer Michael Gspurning ist vor den WM-Qualispielen gegen Rumänien und San Marino dennoch nicht bange. Der Steirer sieht in seiner Mannschaft kein Torwartproblem, gestand aber. "Wenn man es vergleicht, spielen die Tormänner nicht bei diesen Vereinen wie teilweise die Feldspieler." Derzeit stehen Gspurning in Abwesenheit des verletzten Alexander Schlager (Salzburg) beim Teamcamp in Seefeld Patrick Pentz (Bröndby), Tobias Lawal (LASK), Nikolas Polster (WAC) und Nicolas Schmid (Portsmouth/Championship) zur Verfügung. Ein Goalie, der in einer europäischen Topliga regelmäßig gefordert wird, wäre von Vorteil, meinte der Tormanncoach von Union Berlin. "Was ich mit dem Blick auf die deutsche Bundesliga weiß, ist, dass dort die Anforderungen anders sind als in Österreich. Für die Keeper ist das Bewusstsein wichtig, dass Kleinigkeiten entscheidend sind. Im Positionsspiel geht es manchmal um einen halben Meter, da kann ein halber Meter zu hoch, zu tief, zu weit rechts, zu weit links schon entscheidend sein. Wenn man Erfahrungswerte aus einer großen Liga hat, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man top performt." Pentz wohl gegen Rumänien im Einsatz Die Chance, bald einen Goalie auf höchstem Klub-Niveau zu haben, sei durchaus realistisch. "Die Basis ist gegeben, die Qualität ist gegeben, dass unsere Tormänner, wenn alles gut läuft, in diese Entwicklungsstufe reinkommen", sagte Gspurning. Vorerst ist es aber noch nicht so weit, und das hat unter anderem zur Folge, dass es im ÖFB-Team vor dem WM-Qualistart keinen klaren Einsertormann gibt. Pentz dürfte gegen Rumänien beginnen, doch Schlager sollte im kommenden Lehrgang im September wieder einsatzbereit sein. "Natürlich hilft es, wenn man eine Nummer eins hat. Das kann sich aber auch negativ entwickeln, wenn man sagt, okay, wann ist eine Wachablöse?", gab Gspurning zu bedenken. "Die Bedeutung von Stabilität auf dieser Position ist uns definitiv bewusst. Doch wie man leider durch die äußeren Umstände immer wieder sieht, muss man trotzdem flexibel sein. Ich will keinen Tormann verlieren, aber trotzdem die Nummer eins so stärken, dass der alle Möglichkeiten hat, zu performen." Sowohl Pentz als auch Schlager genießen laut Gspurning bei ihren Mitspielern großes Vertrauen. Beide seien nahe dran, ihr Leistungspotenzial voll auszuschöpfen, und als Persönlichkeit sehr gereift. Als Pentz' größte Stärken nannte Gspurning "sein Offensivspiel" er sei "ein Taktgeber und Impulsgeber". Zudem verfüge der Dänemark-Legionär über "mentale Stärke".