Adva Optical (WKN: 510300) musste nach der Kombination mit Adtran (WKN: A3C7M6) für diese im SDAX weichen. Das Management des deutsch-amerikanischen Konzerns verspricht eine blendende Zukunft. Doch die Anleger scheinen zunächst abzuwarten. Seit vielen Monaten pendelt der Kurs seitwärts. Für mutige Investoren ergeben sich daraus Chancen.

Was Adtran auszeichnet

Seit dem 15. Juli sehen Anleger den Namen Adtran auf dem SDAX-Kurszettel. Als Spezialist für Telekommunikationstechnik und die Vernetzung von digitalen Kommunikationsinfrastrukturen hat sich das Unternehmen in einer interessanten Nische positioniert, in der es sich klar differenzieren kann.

Es konkurriert nur am Rande direkt mit den Giganten der Branche und fokussiert sich vor allem auf die sogenannte Network Edge, die zwischen den vielfältigen Verteilnetzen, den dezentralen Rechenzentren und den Endgeräten sitzt.

ADVA und Adtran ergänzen sich gut, sowohl geografisch als auch was das Leistungsspektrum angeht. ADVA ist näher an der Backbone-Infrastruktur dran und Adtran näher bei den Endkunden.

Zusammengerechnet haben sie 2021 Umsätze von fast 1,3 Mrd. US-Dollar generiert, womit sie in Europa und Amerika mit breiterer Brust am Markt auftreten können. Neben Hardware für den Datenaustausch im Gigabit-Bereich liefern sie auch umfassende Tools, um die Netzwerkfunktionalität per Software aus der Cloud heraus zu definieren.

Adtran setzt auf mehreren großen Trends auf

Der Ausbau von 5G und das Aufkommen von Open RAN

Weltweit werden aktuell Mobilfunknetze auf den 5G-Standard umgestellt. Dies wird aufgrund der hohen Bandbreite und minimalen Latenz neue Geschäftsmodelle ermöglichen, die hohe Datenströme in Echtzeit verarbeiten. Entscheidend dabei ist allerdings die Synchronisation der Netzwerke, wofür es hochpräzise Takt- und Zeitgeber benötigt.

Dafür hat die Schweizer Tochter Oscilloquartz passende Hightech-Lösungen in petto, einschließlich kompakter Cäsiumuhren. Diese ergänzen die vielgenutzten, aber sabotageanfälligen Zeitgeber der Satelliten-Konstellationen.

Und 5G sorgt auch für eine weitere kleine Technologierevolution. Mit der zunehmenden Akzeptanz von Open RAN wird die Anbieterlandschaft bei den Mobilfunknetzen bunter. 1&1 (WKN: 554550) wird bekanntlich auf diesen flexiblen Ansatz zurückgreifen, um sein eigenes Netz auszurollen. Adva ist bereits 2020 der O-RAN Alliance beigetreten.

Cloud am Limit und die zunehmende Bedeutung von Edge Computing

Wenn alle Daten zentral verarbeitet werden, dann überfordert das – ganz abgesehen von den explodierenden Kosten für den Dienstbetreiber – irgendwann selbst die mächtigste Cloud. Eine effizientere dezentrale Verarbeitung wird essenziell sein.

Denkt man zum Beispiel an den zunehmend autonom gesteuerten Verkehr, dann hängen Leben davon ab, dass Information verzögerungsfrei fließen. Je näher die entsprechenden Rechnerkapazitäten am Geschehen dran sind, desto besser. Mit dem Fokus auf die Schnittstelle zwischen Anwendern und Infrastruktur ergeben sich daraus riesige Chancen für Adtran.

Dem Edge Computing gehört die Zukunft und Adtran hat die Hard- und Software, um sie Realität werden zu lassen.

Streaming Wars und die explodierende Nachfrage nach Bandbreite

Neben den Anwendungen, die aufwendige Echtzeitregelung erfordern, spielt auch der Trend zum Streaming Adtran in die Hände. Das Management beschreibt die Herausforderung so:

„Die Anforderungen an hypervernetzte Haushalte steigen ständig, da 4K-Streaming, Online-Lernen, Remote-Arbeiten und Cloud-Gaming über verschiedene Geräte hinweg gefragt sind. Hinzu kommt, dass mehrere Familienmitglieder mit zahlreichen Geräten gleichzeitig auf das Netzwerk zugreifen.“

Ein Teil der Lösung besteht natürlich in der Aufrüstung mit moderner Glasfasertechnik. Der zweite Flaschenhals befindet sich jedoch zu Hause bei den Endnutzern, wo herkömmliche WLAN-Router immer häufiger kaum noch in der Lage sind, alle Inhalte gleichzeitig auszuspielen. Hier kommen die Wifi-6-Systemen von Adtrans ins Spiel, die die Bandbreite voll ausnutzen können.

Was die Zahlen von Adtran sagen

Mit 180 Mio. US-Dollar an liquiden Mitteln und 852 Mio. US-Dollar Eigenkapital steht das kombinierte Unternehmen Ende 2021 zunächst gut dar. Fragen wirft hingegen der Betriebsverlust von 189 Mio. US-Dollar auf, den die Pro-Forma-Rechnung nennt.

Zudem ist zu bedenken, dass nur knapp zwei Drittel der Adva-Aktionäre das Umtauschangebot angenommen haben. Wenn Adtran einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag durchsetzen möchte, dann müssen die bei Adva verblieben Investoren angemessen bar abgefunden werden.

Mich erinnert der gesamte Deal ein bisschen an den Zusammenschluss von Diebold Nixdorf (WKN: 856244), der ebenfalls ausgezeichnete Synergie-Potenziale versprach. Insbesondere wegen der erzwungenen Auszahlungen an Wincor-Nixdorf-Aktionäre schlitterte Diebold in eine bis heute bedrohliche Situation.

Dennoch muss man betonen, dass der Verlust von 2021 den Sonderaufwendungen für den Zusammenschluss geschuldet ist. Grundsätzlich sind die beiden Teile profitabel. Die starken Markttrends und die Vorteile aus der Zusammenlegung von Entwicklung und Vertrieb sollten künftig für steigende Margen sorgen.

Ich würde die Adtran-Aktie jetzt nicht sofort kaufen. Aber ich denke, dass es sich in Zukunft noch lohnen könnte, sich frühzeitig mit diesem neuen Namen im SDAX vertraut zu machen.

Der Artikel Neue Hightech-Perle im SDAX: So gut ist die Adtran-Aktie ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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