Eben noch in Paris, nun in Wien. Österreichs Tennis-Asse Sebastian Ofner und Filip Misolic blickten am Montag im Rahmen einer ÖTV-Pressekonferenz nach ihren erfolgreichen vergangenen Wochen optimistisch in die Zukunft. Ofner und Misolic haben ebenso wie auch Lukas Neumayer, Jurij Rodionov und Dennis Novak für die stark besetzten Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf (28.6. bis 5.7.) genannt. Sie spielen aber nur, wenn sie nicht die zweite Wimbledonrunde erreichen. Besonders der 23-jährige Misolic stand noch unter dem Eindruck seines Paris-Abenteuers auf dem French-Open-Center-Court gegen Novak Djokovic zur Primetime. "Jetzt komme ich langsam zu mir wieder. Was in den letzten zwei Wochen bei mir geschehen ist, ist einfach ein Traum. Sechs Matches in Paris, mehr als ich mir gewünscht habe, und natürlich am Schluss dann gegen Novak im vollen Chatrier Nightsession." Misolic über Rasenbilanz: "Ich mag Herausforderungen" Für den Steirer steht nun nach einem Monat auf Tour erst einmal Erholung in Graz und Kroatien auf dem Programm. "Dann werde ich schauen, ob ich sofort auf Rasen wechsle oder ob ich noch ein Turnier auf Sand bleibe." Seine Rasenbilanz ist mit 0:2 nicht so gut. "Leider, aber das ist alles ein Prozess. Natürlich ist mein Spiel besser auf Sand. Aber ich mag Herausforderungen. Ich versuche alles Mögliche, dass ich in Wimbledon das gleiche Ergebnis schaffe wie in Paris", verspricht der Steirer mit kroatischem Hintergrund: Seine Eltern waren 1988 nach Österreich gezogen. Misolic weiß, dass er seinem großen Jahresziel Top 100 nähergekommen ist. "Viele Punkte muss ich bis Ende des Jahres nicht verteidigen. Aber ich versuche, nicht viel darüber nachzudenken." Im Liveranking kletterte er auf Platz 140. Großes Geheimnis für seinen Aufschwung sieht er nicht. "Ich bin fleißig am Trainieren, fühle mich besser und besser, fühle meine Schläge gut. Ich würde mal sagen, dass ich zum Glück hundert Prozent in dem Ganzen drinnen bin - hoffentlich kann ich so weitermachen." Hofft auf neuerliche Trainingseinladung vom "Djoker" Der Paris-Auftritt gebe ihm für seine ganze Karriere einen Boost in Sachen Weiterentwicklung. "Eine Riesenmotivation", sagt Misolic. Was er beim freundschaftlichen Austausch mit Superstar Djokovic nach dessen Dreisatzsieg am Netz gesagt hat? "Er hat mir gesagt, dass ich super spiele und nur weitermachen soll. Ich habe gesagt, ich bedanke mich für die Chance, die ich gekriegt habe und dass er mich hoffentlich bald wieder mal zu einer Trainingswoche einlädt", berichtete Misolic schmunzelnd. Auch Österreichs Nummer eins, Ofner (ATP-108., im Live-Ranking 119.), freut sich für Misolic und hat das Match gegen Djokovic gesehen. "Super, wenn noch einer dazukommt, dann können wir uns batteln." Bei ihm selbst ist es nach der Verletzungsauszeit überraschend schnell nach oben gegangen. "Das letzte Monat war echt ein guter Test und ich sehe, dass da echt ein Sprung vorhanden war, vor allem, was meine Fersen betrifft, das ist echt auf einem sehr guten Level." Ofner will London- oder Halle-Quali spielen Ofner spielt nun doch nicht den Challenger in Bratislava, weil er eine gute Chance sieht, entweder in London oder Halle in die Qualifikation reinzurutschen. Beides sind ATP-500-Turniere auf Rasen, wo es freilich weit mehr Punkte zu holen gibt. Danach stehen Mallorca, wo er im Vorjahr sein bisher einziges Tour-Finale bestritten hat, und Wimbledon auf dem Programm. Die Punktejagd steht für Ofner im Vordergrund: "Ich bin Mitte März gestartet und habe in drei Monaten ganz ordentlich was hingelegt. Jetzt geht es um Erreichen meines Ziels, Australian Open Hauptbewerb." Auch seine bisher beste Platzierung könnte er toppen. "Ich bin jetzt 29, ich war (Nummer) 37: warum sollte ich nicht noch weiter nach vorne kommen, das traue ich mir auf alle Fälle zu." Woran er noch am meisten arbeiten muss, verrät Ofner auch. "Das Percentage beim ersten Aufschlag. Das ist noch immer eine Spur zu niedrig bei mir, vor allem über eine längere Distanz. Die Topspieler haben 65, 70 Prozent", sagte der Steirer. Diese Verbesserung sei aber im Tennis eines der schwierigsten Dinge. Er liege aktuell bei 50 bis 55 Prozent. ÖTV-Sportdirektor Melzer über Entwicklungen happy Mit großer Freude hat ÖTV-Davis-Cup-Kapitän und -Sportdirektor Jürgen Melzer die vergangenen Wochen beobachtet. "Wir haben wieder Spieler, die mit den Besten der Welt mithalten können und sie teilweise auch schlagen können. Da sieht man wieder, wie schnell es im Tennis gehen kann, was Selbstvertrauen ausmacht", sagte er zur APA. Der auch Fußball-Fan hatte übrigens am Samstag das Champions-League-Finale parallel mit der Partie Misolic-Djokovic auf zwei Schirmen laufen. "Miso hat mich definitiv auch überrascht. Er hat wirklich gut gespielt, einiges an Winnern produzieren können und hatte vom Tempo her kein Problem." Klar habe Djokovic eine höhere Konstanz, aber: "Mit dem Match muss er sich nicht verstecken."