Die Manager der Munich Re gehören seit Jahren zu den größten Warnern und Mahnern in Sachen Klimawandel. Experten des Konzerns analysieren die Veränderung des Weltklimas, die Zunahme von Wetterextremen und versuchen künftige Entwicklungen vorherzusagen. Dieses Engagement entspricht keineswegs altruistischen Gründen - sondern gehört zur Geschäftsgrundlage des Rückversicherers.

"Der größtenteils von Menschen verursachte Klimawandel ist Realität und beeinflusst wetterbedingte Naturkatastrophen", schreibt die Munich Re in der Rubrik "Klimawandel" auf ihrer Internetseite. "Je nach Region und Naturgefahr kann sich dadurch die Risikolage verändern, zum Beispiel bei schweren Stürmen, Gewittern, Überschwemmungen oder Dürren. Versicherer müssen diese Veränderungen für ihr eigenes Risikomanagement genau verstehen."

Als die Hochwasserkatastrophe in Deutschland im Juli reihenweise Dörfer zerstörte und Menschen in den Tod riss, kam dies für die Munich Re zumindest im Prinzip nicht überraschend. "Überschwemmungen sind im Langfristvergleich nach Stürmen die Naturkatastrophe mit den weltweit höchsten Schäden", schreibt das Unternehmen. Zudem verändere der Klimawandel die Wahrscheinlichkeiten für Extremniederschläge. "Die Folge: häufigere Sturzfluten und Hochwasserkatastrophen."

Der deutsche Versichererverband GDV erwartet, dass Naturkatastrophen die Branche in diesem Jahr 11,5 Milliarden Euro kosten - und damit so viel wie nie zuvor. Seine Schadenschätzung für die Flutkatastrophe im Juli hat er bereits deutlich nach oben korrigiert - auf jetzt rund sieben Milliarden Euro. Die Zerstörungen, die Tief "Bernd" in Nachbarländern wie Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz angerichtet hat, sind darin freilich nicht enthalten.

Munich-Re-Chef Joachim Wenning erwartet, dass der Konzern samt seiner Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo bei Tief "Bernd" insgesamt mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag davonkommt. Zu einer genaueren Prognose sah er sich bei der Vorlage der Quartalszahlen am 10. August noch nicht in der Lage.

Noch tiefer muss die Versicherungsbranche wohl für die Folgen von Hurrikan "Ida" in die Tasche greifen. Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister CoreLogic schätzte die gesamten Schäden durch Wind, Sturmflut und Überschwemmungen an Privatgebäuden und Betrieben am 1. September auf 27 bis 40 Milliarden US-Dollar (22,8-33,8 Mrd Euro). Davon dürfte die Versicherungsbranche etwa 14 bis 21 Milliarden Dollar tragen. Der Löwenanteil entfalle auf den Bundesstaat Louisiana, der Rest auf Mississippi und Alabama. Die Schäden, die "Ida" in den Tagen danach unter anderem in New York anrichtete, sind in den Zahlen noch nicht enthalten.

Noch sind die Aufräumarbeiten in den USA im Gange. Nach Hochwasserkatastrophen dauert es üblicherweise einige Zeit, bis die Versicherer die Schäden aufnehmen und beziffern können. Die Munich Re hat ihr Gewinnziel bisher nicht in Zweifel gezogen. Wenning peilt für das laufende Jahr bisher einen Überschuss 2,8 Milliarden Euro an. Auch erhöhte Belastungen durch die hohe Zahl der Corona-Toten in den USA sowie Südafrika und Indien ließen die Prognose bisher nicht wackeln.

Die Aktie: Die Aktien der Munich Re haben seit der Corona-Pandemie wie viele andere Papiere eine steile Berg- und Talfahrt vollzogen. Wurde im Februar 2020 noch ein Langzeithoch von 284 Euro erreicht, ging es im Börsen-Crash binnen weniger Wochen um mehr als die Hälfte nach unten. Danach erholte er sich mit den Aktienmärkten bis Frühjahr 2021 wieder bis auf knapp 270 Euro. ...

 

... mehr zur Aktie und den Analysten gibt's hier.

Aus dem Börse Express-PDF vom 07. September - hier zum kostenlosen Download

Sie möchten ein kostenloses, unverbindliches Probeabo? Einfach hier mailen.

 

Screen 07092021