Mindestens 444 Sitze und bis zu 260 Kilometer pro Stunde: Der ICE 4 gilt bei der Deutschen Bahn als "Rückgrat des Fernverkehrs". Seit 2017 ist der Express-Zug in Betrieb. Vor wenigen Tagen lieferte der Hersteller Siemens Mobility den letzten bestellten Zug an den Bahnkonzern. Vom Siemens Mobility Standort in der Grazer Eggenberger Straße stammen dabei insgesamt 1.500 Triebdrehgestelle, teilte Siemens Österreich am Dienstag mit.

Jedes Grazer Triebdrehgestell, das die Leistung des Zugmotors auf die Schiene bringt, ist mehr als neun Tonnen schwer. Durch den Einsatz von Leichtbaukomponenten liege das Gewicht erheblich unter dem von vergleichbaren Fahrwerken. Das spare in der Produktion Ressourcen und im meist über 30 Jahre laufenden Betrieb eines Zugs signifikante Energiekosten. Das Fahrwerk SF 500 gewährleiste an jeder Triebachse ein Drehmoment, das mehr als 15-mal höher ist als jenes von Formel-1-Autos.

Aktuell wird das Fahrwerk von den steirischen Ingenieuren für den Einsatz in der Wüste Ägyptens konzeptuell angepasst, so Siemens. Dort hat Siemens Mobility im Jahr 2022 ein Großprojekt an Land gezogen, das auch die Lieferung von Hochgeschwindigkeitszügen beinhaltet. Das SF 500 kommt auch bei anderen Zügen wie etwa bei der niederländischen Staatsbahn RENFE und weiteren Bahnen zum Einsatz.

Mit insgesamt 137 Zügen ist der ICE-4-Fuhrpark der Deutschen Bahn seit Dienstag jedenfalls vollständig, berichtete die dpa. Beim Ausbau seiner Fernverkehrsflotte komme das Unternehmen aus Sicht von Fachleuten gut voran.

Mit der Auslieferung des letzten bestellten ICE 4 hat sich die Zahl der ICE-Züge bei der Deutschen Bahn seit 2017 von damals rund 270 auf mehr als 400 erhöht. Bis 2030 soll diese Zahl auf mehr als 450 Fahrzeuge steigen. Das Durchschnittsalter der Fernzüge soll im selben Zeitraum sinken, von derzeit 18 auf dann 12 Jahre. Neben dem ICE 4 läuft seit mehr als einem Jahr die Auslieferung des ICE 3 Neo, einer Neuauflage des ICE 3. 90 dieser Züge sollen bis 2028 in Betrieb sein. Für Ende dieses Jahres ist zudem der Auslieferungsbeginn von 79 sogenannten ICE L geplant.

Damit sei die Bahn bei der Erneuerung der Flotte auf dem richtigen Weg, sagt Detlef Neuß, Vorsitzender des deutschen Fahrgastverbands Pro Bahn. "Ob die Flotte ausreicht, wird sich nachher im Betrieb zeigen." Mehr Verlässlichkeit im Fernverkehr hänge auch davon ab, wie störanfällig die neu hinzukommenden Fahrzeuge seien.

Probleme bei den Fahrzeugen scheint die Deutsche Bahn inzwischen im Griff zu haben. "Fahrzeugstörungen mit Auswirkungen auf die Pünktlichkeit sind im Vergleich zu 2017 um über 40 Prozent zurückgegangen", teilte der Konzern auf dpa-Anfrage mit. Das war auch mal anders. Beim ICE 4 etwa stoppte die Bahn die Auslieferung im Jahr 2019 wegen fehlerhafter Schweißnähte über Monate. Die Züge, die den Verkehr verlässlicher machen sollten, führten nun selbst zu Verspätungen. Inzwischen fahren alle Züge wie vorgesehen. Die Deutsche Bahn kämpft allerdings insgesamt mit ihrer Unpünktlichkeit

phs/cri

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