Die börsennotierte Mayr-Melnhof Karton AG sieht bessere Möglichkeiten für Übernahmen als im Vorjahr. "Wir klopfen an viele Türen und die Bewertungen, die verlangt werden, sind nicht mehr so stark in Stein gemeißelt wie noch vor einem Jahr", sagte Konzernchef Wilhelm Hörmanseder am Dienstagvormittag nach der Vorlage der Halbjahresergebnisse in einem Conference Call mit Finanzanalysten.

"Vor einem Jahr hat man für eine Bewertung von 9,5 nicht einmal einen Kaffee angeboten bekommen", sagte Hörmanseder mit Verweis auf das Verhältnis von Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) zum Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA). Nun seien die geforderten Unternehmensbewertungen, also letztlich die erwarteten Kaufpreise, etwas gesunken. Sein Gefühl sei, dass nun mehr möglich sei zu Preisen, die sich rechtfertigen ließen.

Dass im Ausblick des Unternehmens für die Ergebnisse im Gesamtjahr nun von "zunehmender Wettbewerbsintensität" anstatt wie beim Zwischenbericht für das erste Quartal von "anhaltender Intensität" die Rede ist, relativierte Hörmanseder im Conference Call etwas. Es gebe derzeit "keinen Rückenwind" für das Geschäft, die Nachfrage bleibe aber ausgewogen. Im aktuellen Ausblick bezeichnet es das Unternehmen zudem als "Ziel und Herausforderung zugleich", die hohe Ertragskraft der ersten Jahreshälfte im zweiten Halbjahr aufrecht zu erhalten.

Im ersten Halbjahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1,17 Mrd. Euro - um 1,8 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte des Vorjahres. Beim Nettogewinn gab es ein deutlicheres Plus von 16,4 Prozent auf 83,7 Mio. Euro.

Die aktuelle Währungskrise in der Türkei dürfte Mayr-Melnhof ebenfalls betreffen. Das Unternehmen betreibt in dem Land vier Werke. Vor allem die hohe Inflationsrate ist für Hörmanseder ein Thema. Die offizielle Rate liege bei 14 bis 15 Prozent. Betrache man allerdings die Ausgaben eines türkischen Arbeiters, so käme dieser auf eine deutlich höhere Teuerungsrate im Bereich von 30 bis 40 Prozent. "Wir werden hier Druck von den Gewerkschaften bekommen", sagte der Konzernchef weiter. Diese Lohninflation würden sich dann auf die Fixkosten niederschlagen. Es könne sein, dass die Mitarbeiterzahlen "angepasst" werden müssen.

Wirklich abschätzen könne man die Auswirkungen des aktuellen Währungsverfalls aber erst im September - nach den Feiertagen in Türkei, die sich über die gesamte nächste Woche ziehen. Die genaue Höhe des Umsatzes, den Mayr-Melnhof in der Türkei macht, wollte Hörmanseder auf Nachfrage eines Analysten im Conference Call nicht nennen. Der Anteil am Gesamtumsatz liege jedenfalls "unter fünf Prozent".

An der Börse gab die Mayr-Melnhof-Aktie gegen Mittag trotz kräftiger Gewinnsteigerung zum Halbjahr um 0,5 Prozent nach. Der ATX notierte kaum verändert.

(GRAFIK 0849-18, Format 88 x 80 mm) dkm/kre

 ISIN  AT0000938204
 WEB   http://www.mayr-melnhof.co.at

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