IAA/ROUNDUP: Problem-IAA legt wunde Punkte der Autoindustrie offen
11.09.2019 | 17:41
Noch vor der offiziellen Eröffnung durch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekommt die große deutsche Autoschau zusätzliche Risse in der Fassade. Wichtige Akteure zweifeln offenbar am Sinn des "weiter so" auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt.
Trotz der Ergänzung des Formats um Gesprächsrunden und Kongressangebote wird unter Herstellern und Veranstaltern ein neues Messekonzept mit wechselnden Veranstaltungsorten wie beispielsweise Köln oder Berlin diskutiert, wie Branchenkreise am Mittwoch bestätigten. Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bestätigte als Veranstalter, dass man für die IAA verschiedene Optionen prüfe. "Über Entscheidungen sprechen wir dann, wenn das Konzept steht", sagte Verbandssprecher Eckehart Rotter.
Die IAA steht in diesem Jahr nach zahlreichen Absagen früherer Aussteller massiv unter Druck. Ein Vertrag zur Fortsetzung in den kommenden Jahren besteht nicht, wie VDA und Messe Frankfurt bestätigen. Umweltaktivisten wollen am Wochenende massiv gegen die Klimabelastung durch das Auto protestieren, wenn die Messe ihre Tore für die breite Öffentlichkeit öffnet.
Einige Veranstalter äußerten sich bereits während der Messe
kritisch. "Es gibt keine Bestandsgarantie", erklärte etwa BMW
"Die IAA muss sich wie jede andere Messe weiterentwickeln. Die aktuelle Veranstaltung zeigt, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet", erklärte ein Sprecher der Frankfurter Messe. Die von der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen getragene Gesellschaft verweist auf ihre Erfahrung mit der Branche und den gelernten Termin.
Fast wirkt die Krise der Messe wie ein Abbild der aktuellen Branchenlage. Es knirscht erheblich im Getriebe des wichtigsten deutschen Industriezweigs, auch abseits von aktuellen Absatzproblemen in China und Europa. Viele Verbraucher können sich mit der elektrischen Verkehrswende noch nicht anfreunden.
Der europäische Autobauer-Verband Acea verlangt von der Politik denn
auch deutlich mehr Anstrengungen zum Ausbau der Infrastruktur für
alternative Antriebe. "Von unserer Seite bieten wir eine immer
weiter wachsende Auswahl an alternativ angetriebenen Autos für die
Kunden", sagte Carlos Tavares, Acea-Präsident und Chef der
französischen Opel-Mutter PSA
Der Verband sieht wegen der Reichweitenangst einen klaren Zusammenhang zwischen dem E-Ladenetz und der Kaufbereitschaft. Einer Acea-Studie zufolge gab es 2018 in der gesamten Europäischen Union weniger als 145 000 Ladepunkte für Elektroautos. 2030 würden mindestens 2,8 Millionen benötigt. Auch Kaufanreize für die Autos müssten sein, so Tavares. Die EU-Hersteller sehen sich mit verschärften Abgasregeln bis 2030 konfrontiert. Schafft es die Branche nicht, deutlich mehr abgasärmere Antriebe auf die Straße zu bringen, drohen ihr Milliardenstrafen.
Auch Zulieferer sind gezwungen, sich neu auszurichten. Insgesamt
weniger Arbeitsvolumen, aber ganz andere Kompetenzen sind für den
Bau von Elektroantrieben nötig. Der Dax
Schaeffler
Der Lichtspezialist Hella
Auf der Messe ziehen die nach wie vor stark präsenten
Stadtgeländewagen (SUVs) weiter Proteste von Klimaschützern auf
sich. Eine Debatte entzündete sich auch an der Gefahr der
hochgebauten Fahrzeuge bei Unfällen - kürzlich waren bei einer
Kollision in Berlin vier Menschen gestorben. "Ich halte relativ
wenig von Regulierung", sagte Porsche-Chef Oliver Blume den Sendern
n-tv und RTL
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