Hedging-Unsicherheit: Sollten Anleger jetzt in sichere Aktien investieren?
10.04.2024 | 15:18
Mit einer weiterhin relativ hohen Inflationsrate in den USA (3,2 %) sowie einer stockenden Weltwirtschaft stellen sich viele Anleger vermehrt die Frage, wie sie ihr Geld vom Wertverfall schützen können.
Hier kommen sogenannte sichere Häfen ins Spiel. Während es sich hierbei eigentlich um Gold oder Anleihen handelt, werden vermehrt auch einige Aktien spezieller Branchen als relativ sicher angesehen.
Sollen Anleger jetzt bei ihrem Online Broker in sichere Aktien investieren, oder doch auf traditionelle sichere Häfen setzen?
(Abbildung: Statista)
Aktien oder sichere Häfen: Wo liegt der Unterschied?
Der Begriff „Sicherer Hafen“ bzw. „Safe Haven“ umfasst Anlagen, die als relativ stabil und weniger riskant angesehen werden. Sichere Häfen werden im Normalfall nicht genutzt, um Kapital zu vermehren, sondern um in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Marktvolatilität das Kapital zu schützen und mögliche Verluste zu minimieren.
Beispiele für sichere Häfen sind traditionell Staatsanleihen und Edelmetalle wie Gold. Diese Anlagen haben oft niedrigere Renditen im Vergleich zu Aktien, aber bieten eine größere Sicherheit für das investierte Kapital.
Aktien, auf der anderen Seite, gelten im Normalfall nicht als sichere Anlagen, da sie ein höheres Risiko haben. Umso interessanter ist es, dass in diesen komplexen Zeiten einige Aktentypen vermehrt als sicher angesehen werden.
(Abbildung: Personal Finance Club)
Warum gelten zu dieser Zeit Aktien vermehrt als sicher?
Ein geringes Risiko und dennoch eine hohe Rendite? Was sich auf den ersten Blick wie ein Widerspruch zum Risiko-Rendite-Prinzip anhört, könnte sich in dieser vielfältigen Wirtschaftslage als wahr herausstellen.
Shanna Strauss-Frank, Network Development Manager bei Freedom Finance Germany, sagt hierzu Folgendes: „Während es in volatilen Zeiten verlockend sein kann, auf sichere Häfen wie Anleihen und Gold zurückzugreifen, sollte man die aktuelle Wirtschaftslage unbedingt berücksichtigen. Die verzögerten Zinssenkungen deuten nämlich darauf hin, dass die Fed von der Stabilität der Wirtschaft überzeugt ist, was die Attraktivität traditioneller sicherer Häfen verringern könnte. Anleger sollten die potenziellen Vorteile der Stabilität gegenüber niedrigeren Renditen und verpassten Wachstumschancen abwägen.
Die aktuellen Marktbedingungen sind vielfältig und die Anlegerstimmung wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die über die Geldpolitik der Fed hinausgehen. Die hohen Gewinne im vierten Quartal 2023 trugen zur positiven Marktstimmung bei. Insbesondere der Technologiesektor floriert aufgrund der Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und des robusten Gewinnwachstums. Die Prognosen für die kommenden Quartale bleiben optimistisch und stärken das Vertrauen in risikoreichere Vermögenswerte wie Aktien weiter, da die Indizes S&P 500 und Nasdaq vor diesem Hintergrund neue Höchststände erreichen.“
Die aktuelle Weltwirtschaft: Schwaches Wachstum, leichter Rückgang der Inflationsrate
Die derzeitige Wirtschaftslage ist komplex und lässt relativ viel Spielraum, um sich zwischen sicheren Einzelaktien und sicheren Häfen zu entscheiden. Die Gründe sind vielfältig: Zuallererst ist die Inflationsrate in Europa und den USA noch nicht komplett zum Zielwert zurückgekehrt, jedoch bei weitem nicht mehr so hoch wie im Vorjahr.
Dementsprechend verlieren traditionelle sichere Häfen vermehrt an Attraktivität, weil sich Investoren vermehrt wieder dem Aktienmarkt zuwenden. Gleichzeitig sind viele Bürger dennoch weiterhin besorgt bzgl. der schwachen Wirtschaftsentwicklung.
Daher lohnt es sich, auf wachstumsorientierte und relativ sichere Aktien zu setzen, ggf. auch in Kombination mit sicheren Häfen wie Edelmetallen und Anleihen.
Welche Einzelaktien gelten als relativ sicher?
Auch in diesem Jahr gelten KI-Aktien als relativ sicher. Die Branche konnte im Jahr 2023 einen großen Aufstieg erleben. Analysten sehen vor allem für folgende Aktien große Wachstumschancen für das Jahr 2024:
NVIDIA Corporation: NVIDIA ist ein führender Hersteller von Grafikprozessoren und hat sich in den letzten Jahren zunehmend auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen konzentriert. Die GPUs werden häufig in Rechenzentren für KI-Berechnungen verwendet, und das Engagement im Bereich KI könnte die Aktie zu einer vielversprechenden Investition machen.
Alphabet Inc. (Google): Alphabet Inc., besser bekannt als Google, ist ein führendes Unternehmen im Bereich künstliche Intelligenz, insbesondere in Bereichen wie maschinelles Lernen und Sprachverarbeitung. Die Vielfalt der Dienstleistungen und die dominante Position in der Internetsuche machen Alphabet auch im Jahr 2024 zu einer stabilen Investitionsmöglichkeit.
Microsoft Corporation: Microsoft hat erhebliche Investitionen in künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen getätigt, insbesondere durch seine Azure-Cloud-Plattform und Dienste wie Microsoft Cognitive Services. Diese Diversifizierung und sein starkes Fundament im Softwaremarkt können es zu einer verlässlichen Wahl machen.
(Abbildung: Google Finance)
Fazit: Ein diversifizierter Ansatz kann sich auszahlen
In dieser komplexen Übergangsphase, in der sich Anleger vermehrt von sicheren Häfen hin zum regulären Aktienmarkt bewegen, kann es sich lohnen, das Portfolio zu erweitern. Wer Anleihen und Edelmetalle weiterhin behalten möchte, sollte sich dennoch überlegen, das Portfolio mit Einzelaktien aus der KI-Branche zu bereichern.
Es wird erwartet, dass der KI-Boom an der Wall Street wahrscheinlich in diesem Jahr anhält. Somit können Anleger das Risiko reduzieren und gleichzeitig die Chancen auf langfristiges Wachstum maximieren. Eine Mischung aus ETFs, Edelmetallen, Anleihen und eine vermehrte Investition in die KI-Branche mit Einzelaktien kann dazu beitragen, Marktschwankungen zu mildern und das Portfolio widerstandsfähiger gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen zu machen, während gleichzeitig die Rendite bestmöglich gesteigert wird. Somit ist es möglich, ein sicheres Portfolio aufzubauen und dennoch von Einzelaktien zu profitieren.