Steigende Lebenserwartung.

Die Bevölkerung in den Industrieländern wird immer älter. Somit wächst auch die Zahl derjenigen, die an altersbedingten Krankheiten wie Demenz und Krebs leiden, rasant. Hinzu kommt, dass die Forschung laufend Durchbrüche erzielt, die die Lebenserwartung- und qualität nochmals steigern können, zum Beispiel beim Kampf gegen Adipositas (chronisches, starkes Übergewicht) oder bei der Alzheimer-Therapie. So sehr eine älter werdende Bevölkerung wünschenswert ist, so sehr steigen die Anforderungen an die Gesundheitssysteme. Organisationen des Gesundheitswesens auf der ganzen Welt beginnen mit der Implementierung innovativer Technologien wie virtuelle Stationen und KI-gestützte Diagnosetools, um die Kosten für die altersbedingte Versorgung zu senken. Anbieter investieren auch in Technologie, um Diagnosen zu beschleunigen und die Behandlungskosten für chronische Krankheiten zu senken.

KI wird Wettbewerbsfaktor.

Der tiefgreifende Wandel im Gesundheitssektor ist auch und unter anderem eine Nachwirkung der COVID-Pandemie, die unter dem Eindruck von Fachkräftemangel und Überlastung der Gesundheitssysteme manche Entwicklungen zwangsläufig – etwa im Bereich der Telemedizin – beschleunigt hat. Künstliche Intelligenz (KI) hat sich aber auch längst bei vielen klinischen Diagnosen und Ergebnissen etabliert und wird ständig weiterentwickelt. KI-Tools spielen eine entscheidende Rolle bei der Rationalisierung von Prozessen, nicht nur bei der Versorgung der Patient:innen, sondern auch in der Verwaltung und bei Lieferketten. Vorausschauende KI könnte sogar das Patient:innenaufkommen prognostizieren und Krankenhäusern helfen, Personal und Ressourcen anzupassen. KI hat das Potenzial, sich zu einem Wettbewerbsfaktor im Gesundheitswesen zu entwickeln.

Fachkräftemangel und KI.

Beim gravierenden Mangel an Arbeitskräften geht eine Schere auf: Einerseits ist das Umfeld für medizinisches Personal durch ungünstige Faktoren gekennzeichnet: Burnout, begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten, demografische Veränderungen und Abwanderung durch Migration führen zu Engpässen. Andererseits steigt laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte die Nachfrage nach Arbeitskräften im Gesundheitswesen in den nächsten zehn Jahren um 29 Prozent. Eine Hoffnung bei der Bewältigung dieser kritischen Herausforderung ruht auf der KI, die gemeinsam mit anderen Technologien das Potenzial haben, Patienteninteraktionen zu personalisieren, Verwaltungs- und Pflegeprozesse zu rationalisieren und Kliniken zu entlasten, damit sie sich auf komplexe Verfahren konzentrieren können. Nachhaltige Investitionen in Technologie sind entscheidend, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen und die Gesundheitsversorgung zu verändern.

Steigende Kosten.

Während die Personalkosten ein wesentlicher Treiber für expandierende Gesundheitskosten sind, tragen auch andere Faktoren dazu bei. Steigende Kosten im Gesundheitswesen entstehen generell auch beim Betrieb von Pflegeeinrichtungen. Damit Qualität, Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit erhalten bleiben, bieten technologiegestützte Modelle gute Lösungen für eine effizientere und kostengünstigere Versorgung. Dazu gehören der Einsatz von Telemedizin, Fernüberwachung und künstlicher Intelligenz, um die Ressourcenzuweisung zu optimieren, Prozesse zu rationalisieren und die Patientenversorgung zu personalisieren. Nicht zuletzt werden die Gesundheitssysteme auch an Gerechtigkeit gemessen werden. Rationalisierungen durch Technologie sollten helfen, die berüchtigte 2-Klassen-Medizin zu vermeiden.

Sozialfürsorge und Nachhaltigkeit.

Das Thema soziale Gerechtigkeit geht aber noch weiter: Das traditionelle Gesundheitsmodell, das sich auf die Behandlung von Krankheiten nach ihrem Auftreten konzentriert, verlagert sich hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der sich mit Prävention und den sozialen Determinanten von Gesundheit befasst. Dieses integrierte Modell umfasst Sozial- und Gesundheitsdienste, um Krankheiten vorzubeugen, das Wohlbefinden zu fördern sowie die Bedürfnisse unterversorgter Gemeinschaften zu erfassen.

Auch Nachhaltigkeit rückt in den Mittelpunkt. Der Gesundheitssektor muss sich anpassen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Patientenversorgung und die Gesundheitsversorgung abzumildern. Organisationen im Gesundheitswesen werden schrittweise Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen müssen, um ihre Umweltbelastung zu verringern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu verbessern.

 

 Aus dem Börse Express PDF vom 26.01.2024 - hier zum Download

Bildschirmfoto 2024 01 26 um 10.09.20