Es ist wieder so weit: Das Börsenjahr hat gerade erst begonnen und schon trauen sich allerhand Experten, ihre jeweiligen Kursziele für die kommenden zwölf Monate herauszugeben.

Eine Überschrift hat mich in diesem Kontext besonders interessiert. Oder ist mir einfach kurzfristig über den Weg gelaufen. Wie auch immer, hiernach könnte der DAX im kommenden Jahr noch weiter korrigieren und sogar auf 8.500 Punkte fallen. Oho!

Werfen wir daher einen Foolishen Blick auf diesen Artikel und überlegen, was das für smarte, langfristig denkende Investoren bedeuten könnte.

Die Gründe für den weiteren Abverkauf

Der Analyst, um den es in dem besagten Werk ging, hat das Kursziel allerdings nicht einfach so in den Raum geworfen, sondern eine ganze Reihe möglicher Gründe geliefert, weshalb unser heimischer Leitindex in den kommenden zwölf Monaten weiter korrigieren soll. Sieben an der Zahl sind es letztlich gewesen, die wir uns im Folgenden etwas näher betrachten wollen:

  1. China stockt: Einerseits würde China ins Stocken geraten. Wie jüngste Konjunkturdaten gezeigt hätten, sei die Industrie erstmals seit 19 Monaten wieder geschrumpft. Das Reich der Mitte ist aber auch weiterhin ein wichtiger weltweiter Wachstumsmotor. Daher sei eine solche Entwicklung böse.
  2. Brexit: Auch der Brexit könnte in den kommenden Monaten für Unruhe sorgen. Im März werden die Briten weich oder hart aus der EU austreten. Das könne ebenfalls zu Verwerfungen an den Finanzmärkten führen.
  3. Charttechnik: Irgendetwas mit bunten Linien, Voodoo und anderem Schnick-Schnack. Hiernach sei der Dow Jones für eine Korrektur auf ein Niveau von 17.800 Punkten überfällig.
  4. Nervosität: In den letzten Monaten sei zudem die Verunsicherung wieder größer geworden. Nach den Jahren der stetig steigenden Aktienkurse seien die Anleger die Volatilität nicht mehr gewohnt. Auch das berge weiteres Abwärtspotenzial beziehungsweise könne kurzfristige Erholungen schnell wieder bremsen.
  5. Mittelfristiger Trend: Hmpf, noch so ein Chartzeug. Na ja, wie auch immer: 93 % der Aktien würden derzeit unter ihrem mittelfristigen Trend notieren und das spreche nach den Regeln der Charttechnik ebenfalls für die Geldflucht aus den Kapitalmärkten.
  6. Statistik: Zudem sei ein Crash statistisch gesehen überfällig. Im Schnitt gebe es alle zehn Jahre einen Crash und nach den Jahren 1987, 1997, 2000 und 2007/08 seien die Märkte inzwischen überfällig.
  7. EZB-Politik: Zu guter Letzt sei außerdem die EZB derzeit in einer Zwickmühle. Die Leitzinsen sind in Europa historisch tief bei 0,00 % und demnach gehe der EZB regulatorischer Zündstoff für weitere geldpolitische Markteingriffe aus.

Definitiv teilweise interessante Argumente (ernst gemeint, wirklich!). Doch überprüfen wir diese im Folgenden lieber noch anhand einer Foolishen Sichtweise.

Wie du dazu stehen solltest

Zunächst sollten wir einmal alles herausfiltern, was uns als langfristig denkende Investoren nicht zu sehr tangiert. Die Gründe 3 bis 6 können wir daher im Folgenden wohl ausklammer, weil wir einerseits das Malen von bunten Linien auf unsere Malbücher begrenzen, uns andererseits als unternehmensorientierte Investoren wenig um Nervosität im breiten Markt scheren und Statistiken zu Crashs ebenfalls weitgehend ausklammern.

Vielleicht noch ein Wörtchen zur Regelmäßigkeit von Crashs: Natürlich wissen auch wir als Fools, dass Korrekturen im statistischen Bereich alle Jubeljahre wahrscheinlich sind, allerdings begreifen wir diese zum einen eher als Chancen. Zum anderen schauen wir, wie gesagt, eher auf einzelne Unternehmen, daher kümmern uns breite Marktentwicklungen nur sekundär. Und auch eher langfristig.

Bleiben also letztlich noch die Gründe 1 und 2 sowie 7. So weit, so gut:

  • Zu 1 – China: Ja, Chinas Wirtschaft scheint derzeit wieder zu stocken. Ähnliche Sorgen sind allerdings nicht neu, sondern haben vor rund drei Jahren, zu Anfang des Börsenjahres 2016, ebenfalls die Anleger verunsichert. Seitdem konnte der DAX allerdings von knapp 9.000 Punkten auf über 13.000 Punkte steigen. Es könnte sich daher aktuell lediglich um ein kurzes Störfeuer handeln, das inzwischen sogar eingepreist sein könnte.
  • Zu 2 – Brexit: Auch der Brexit hat gewiss das Zeug, die Börsen kurzfristig zu erfassen. Vor allem, wenn wirklich ein hartes Brexit-Szenario drohen sollte. Dennoch dürften sich auch diese Auswirkungen langfristig in Grenzen halten und eine Regelung könnte sogar im Nachgang des Brexit getroffen werden. Es bleibt daher abzuwarten, was hier wirklich passiert.
  • Zu 7 – EZB: Der Leitzins ist zwar historisch tief, allerdings könnte die EZB dennoch weitere Möglichkeiten haben. Zum einen taucht immer mal wieder dieser ominöse Begriff des Helikoptergeldes auf, wonach die Zentralbank zum Ankurbeln der Konjunktur einfach Geld verteilen könnte. Oder aber sie setzt sogar auf Minuszinsen, um die Banken zu weiteren Investitionen zu drängen. Das letzte Wörtchen muss daher definitiv noch nicht gesprochen sein.

Foolisher Schlussstrich

Wie wir letztlich gesehen haben, existieren natürlich viele gute Gründe, weshalb die Märkte auch weiter korrigieren können. Ob diese nun kurzfristiger Natur sind oder aber fundamental und/oder sogar makroökonomisch begründet sein mögen.

Nichtsdestoweniger sollte man stets auch die Chancen betonen. Der DAX ist inzwischen nämlich schon recht deutlich unter die Räder gekommen und notiert auch im Moment historisch günstig. Es könnte daher bereits so einiges an negativen Erwartungen eingepreist sein.

Letztlich wird sowieso nur die Zeit zeigen, wohin die Reise in den kommenden zwölf Monaten gehen wird. Anstatt die Risiken zu betonen, könnte es sich gegenwärtig jedoch wieder vermehrt anbieten, den Blick auf das langfristige Potenzial so mancher Qualitätsaktien zu richten.

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