Betrachtungen eines Brancheninsiders.

Wien (OTS) - Anlässlich des medialen Hype rund um das Auftauchen der Uber Files, ist es für mich höchst an der Zeit, mit einigen falschen Darstellungen und Fehlinterpretationen aufzuräumen.

Immer wieder wird, auch in den Medien, von 40100/31300/Uber/Bolt oder Holmi-Taxi gesprochen. Diese prinzipiell falsche Diktion impliziert gleichzeitig, dass die oben genannten Vermittler auch die Erbringer der eigentlichen Dienstleistung wären. Ein Umstand den sich die Vermittler in der Öffentlichkeit nur allzu gern zu Nutze machen.

Die Realität ist eine ganz Andere. Tatsächlich wurde den Vermittlern von den Gesetzgebern die Möglichkeit eingeräumt, Fahrpreise festzulegen, obwohl sie dafür keinerlei Leistung erbringen. Eine rechtliche Grundlage, die dem eigentlichen Dienstleister, der 100% aller Kosten trägt, vom Gesetzgeber verwehrt wurde. Kein Vermittler betreibt auch nur ein einziges Fahrzeug im Taxibetrieb. Der Versuch eines Vermittlers, im Rahmen einer externen GmbH, in Zusammenarbeit mit dem AMS, ein Taxiunternehmen zu betreiben scheiterte kläglich. Zu allem Überfluss bedienen sich die Vermittler an dem von ihnen festgelegten Preisen, mit bis zu 25% Provision vom Fahrpreis. Dieser von den Vermittlern festgelegte Preis ist zumeist an der untersten Skala des Preisbandes, oft auch darunter angesiedelt, wie im Fall von Uber vergisst man ganz bewusst auf die Verrechnung des gesetzlich vorgeschriebenen Vermittlungszuschlages. Der Gesetzesbruch ist bei Uber offensichtlich einkalkuliert

Dazu kommt noch, dass sich manche Vermittler an dem mit Kreditkarten bezahlten Fahrten bedienen, indem sie die Bezahlung der Fahrten, diese erfolgt in der Regel 3 Tage nach Leistungserbringung durch die Kreditkartenfirmen, über das eigene Konto schleusen und erst 4 Wochen später an den Leistungserbringer den Taxiunternehmer auszahlen. Dies stellt ein Bankgeschäft dar, wofür eine Bankenlizenz notwendig wäre, meines Erachtens ein Fall für die Finanzmarktaufsicht.

Der Tarif, der uns am 19.3.2021 von den Herren Hanke und Ruck verpasst wurde, sollte nach einem Jahr evaluiert werde, bis zum heutigen Tage gibt es kein Ergebnis, was sollte es für ein Ergebnis geben, mit einem Tarif der immer mehr Unternehmer einerseits in den Konkurs, oder in die überlebensnotwendige Illegalität treibt. Dieser Tarif, stellt im schlechtesten Fall eine Verminderung des Fahrpreises um 8% gegenüber dem Tarif aus 2012 dar!!!!!! Geneigter Leser, wir leben nicht in Schilda sondern in Wien im Jahre 2022.

Angesichts der ums Doppelte gestiegenen Treibstoffkosten, äußerte sich der Fachgruppenobmann Herr Leopold Kautzner, ein Intimus der Funkzentrale 40100, dass eine Tariferhöhung auf keinen Fall in Frage komme, offensichtlich in der Sorge dass 40100 nicht noch mehr an Boden gegenüber anderen Vermittlern verliere. Die Sorge des Obmannes sollte den Unternehmern gelten und nicht dem Vermittler. Ein Tarif der das Überleben des Betriebes nicht ermöglicht, bedeutet auf Dauer Insolvenz desselben. Von dem, vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Gewinn aus Gewerbetätigkeit sind wir Lichtjahre entfernt. Nicht jeder Unternehmer kann und will sich seinen Unternehmerlohn mit einem Funktionärsgehalt aufbessern.

Im Zuge des Interviews für das ECO Journal, wurde ich um eine Stellungnahme zu unserer Interessensvertretung gebeten. Angesichts der Tatsache dass der eigene WKW Präsident für einen amerikanischen Multi, der als Geschäftsmaxime den Gesetzesbruch vorsieht, mehr übrig hat als für die eigenen Gewerbetreibenden, die durch ihre Beiträge auch sein Fortkommen sichern und einem Obmann der sich dem oben erwähnten Vermittler mehr verpflichtet fühlt, kann ich de facto nicht von einer Interessensvertretung sprechen. Nur ein krankhaft veranlagter Optimist kann hier von einer Interessensvertetung sprechen In Wahrheit sind wir den Herren von der WKW sehr egal.

Es kann in einem Rechtsstaat wie Österreich nicht sein, dass die Einen alles dürfen und nichts müssen, die Anderen müssen alles und dürfen nichts.