Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: "Endlos aufwärts?"
21.05.2025 | 15:38
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der DAX glänzt mit Gewinnen, was vor allem spekulativ orientierte Investorinnen und Investoren in Bewegung setzt.
21. Mai 2025. Sie gilt mittlerweile als umstritten, aber immer noch gibt es Börsianer, die sich an die traditionelle Regel "Sell in May" halten und ihre Aktien jedes Jahr zu dieser Zeit verkaufen. 2025 dürfte sich diese Strategie bislang nicht ausgezahlt haben. Denn in diesem Monat ist der DAX bis heute zeitweise um 6,8 Prozent gestiegen. Allein seit unserer vergangenen Stimmungserhebung hat es bereits sechs Mal in Folge ein Plus gegeben - einschließlich zweier neuer Allzeithochs. Ob der zwischenzeitliche Rücksetzer von 1,1 Prozent tatsächlich zu größeren Käufen verlockt haben könnte, ist indes unwahrscheinlich. Ohnehin tun sich Investoren erfahrungsgemäß schwer, kurz vor Erreichen neuer Höchststände und nach einer solchen Serie von wöchentlichen Kursanstiegen, wie wir sie gerade erleben, noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen.
Wahrscheinlich sind es nach wie vor insbesondere langfristig orientierte ausländische Quellen, die sich unabhängig vom Einstandspreis für Euroland-Aktien inklusive der DAX-Werte interessieren. Möglicherweise weil sich viele internationale Investoren aus ganz unterschiedlichen Gründen (wozu nicht nur makroökonomische zählen) mit US-Engagements zurzeit unwohl fühlen dürften. Am Ende schlägt beim DAX ein Wochenplus von 1,7 Prozent zu Buche.
Sie wollten es wieder tun
Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche wieder verschlechtert. Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -7 gefallen. Dabei geht diese Veränderung fast vollumfänglich auf eine Wanderung von vormals neutral orientierten Investoren in Richtung Bärenlager zurück, das in der Folge um 7 Prozentpunkte gestiegen ist und sich damit fast auf dem Niveau von vor zwei Wochen befindet. Mit anderen Worten: Unter dem Strich möchte eine Gruppe von Investoren erneut versuchen, an einem Rücksetzer zu verdienen.
Bei den Privatanlegern zeichnet sich eine ähnliche Tendenz ab, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist um 6 Punkte auf einen neuen Stand von +15 gefallen. Unter dem Strich hat es dabei eine Bewegung in einer Größenordnung von 3 Prozent aller Befragten von den Bullen zu den Bären gegeben. Das Gros dieser Veränderung geht übrigens auf diejenigen Anlegenden zurück, die wir über Social Media befragt haben, während sich bei den übrigen Panelteilnehmern lediglich eine Erhöhung der Polarisierung zwischen Bullen und Bären um jeweils 2 Prozentpunkte ergab.
Psychologische Motive herrschen vor
Per Saldo hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren gegenüber der Vorwoche kaum verändert. Ob der heute erkennbare neue Pessimismus bei Letzteren tatsächlich auf eine Neubewertung des makroökonomischen Umfeldes zurückgeht, scheint indes fraglich. Zumindest psychologisch ist es einfacher, den DAX auf hohem Niveau zu "shorten", als womöglich zum höchsten Kurs des Aufwärtstrends gekauft zu haben.
Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die Pessimisten von heute einen Absturz des DAX befürchten, sondern die Shortpositionen eingegangen sind, um diese Engagements auf niedrigerem Niveau wieder einzudecken. Und so können wir uns in diesem Zusammenhang vorstellen, dass im Falle eines Rücksetzers erste Nachfrage aus diesen Quellen im Bereich zwischen 23.450 und 23.500 Zählern dem DAX eine Stütze sein wird.
Unter dem Strich hat sich also die Situation des DAX gegenüber der Vorwoche nicht verschlechtert, und sollten die langfristigen Kapitalzuflüsse - vornehmlich aus dem Ausland - anhalten, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Pessimisten von heute am Ende dem Trend des DAX hinterherrennen müssen.
von Joachim Goldberg
21. Mai 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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