Börse Frankfurt-News: Historisch günstige Bewertungen? (Scale-Marktbericht)
16.02.2024 | 10:48
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Immer neue Rekorde wie der DAX kann der Kleinstwerteindex Scale All Share zwar nicht bieten. Doch immerhin geht es langsam und stetig nach oben. Alles andere als langsam verlief der jüngste Kursanstieg von Cannabis-Anbieter Cantourage.
16. Februar 2024. Nebenwerte haben es weiter schwer, die zweite Reihe, und erst recht die dritte mit Aktien wie die aus dem Scale-Segment. Aufgrund der vielfältigen Krisen und des rasanten Zinsanstiegs werden Large Caps favorisiert, vor allem alles, was mit Technologie und Künstlicher Intelligenz zu tun hat. Viele Analyseteams verweisen derzeit auf die historisch niedrige Bewertung der Small Caps. Da Zinssenkungen in diesem Jahr wahrscheinlich sind, ebenso eine Konjunkturerholung, rechnet so mancher nun mit einer Aufholjagt der "Kleinen".
Der Scale All Share hat das Tief von Ende Oktober bei 1.077 Zählern zwar schon hinter sich gelassen. Am Donnerstagmittag liegt der Index bei 1.192 Punkten, abermals etwas über dem Niveau vor einem Monat. Die Hochs aus 2021 bei über 1.900 Punkten bleiben aber weit entfernt.
Wieder Fantasie in Cantourage-Aktie
Ganz steil nach oben ging es Anfang Februar allerdings für den Anbieter von medizinischem Cannabis Cantourage (DE000A3DSV01). Der Grund: die bevorstehende Cannabis-Legalisierung in Deutschland. Der Kurs kletterte von 5,40 auf fast 10 Euro, aktuell sind es immer noch 7,95 Euro.
Das Hamburger Analysehaus NuWays sieht den Kurs in zwölf Monaten bei 11 Euro. "Mit der für Anfang April erwarteten Verabschiedung des ?Cannabisgesetzes? wird Deutschland einen großen Schritt in Richtung Legalisierung von Cannabis machen. Dies bedeutet Rückenwind für Akteure wie Cantourage", schreiben die Analysten. Durch die Legalisierung werde es viel leichter werden, ein Rezept für medizinisches Cannabis zu bekommen - "leichter als eins für Ibuprofen 600".
Langfristig Kursverdopplungen
Für einige Scale-Mitglieder läuft es an der Börse ohnehin richtig gut: Top-Performer auf Zwölfmonatssicht sind aktuell die Filmproduktionsfirma Pantaflix (DE000A12UPJ7), Compliance-Spezialist EQS (DE0005494165) und der Anbieter von Blockchain-Software-Lösungen Advanced Blockchain (DE000A0M93V6) mit Kurszuwächsen von 133 Prozent, 68 Prozent und 63 Prozent. Ebenfalls nicht verstecken müssen sich die Veganz Group AG ("Veganer Genuss aus Berlin") (DE000A3E5ED2) und Kassensystemanbieter Vectron Systems (DE000A0KEXC7).
Auf Dreijahressicht stehen die Deutsche Rohstoff AG (DE000A0XYG76), die Reederei Ernst Russ AG (DE000A161077), das Hamburger Medienunternehmen Edel SE (DE0005649503), Bohrtechnikspezialist Daldrup & Söhne AG (DE0007830572) und Finanzdienstleister JDC Group am besten da, mit mindestens Kursverdoppelungen.
Cliq Digital: Hoffen auf "faire Bewertung"
Einige Scale-Unternehmen haben bereits ihre Zahlen für das Schlussquartal und Gesamtjahr 2023 vorgelegt. Manche kamen gut an, anderer weniger. Das Zweite gilt für die Zahlen des Streaming-Anbieters Clique Digital (DE000A35JS40), der Kurs gab Ende Januar deutlich nach. Dabei konnte das Unternehmen seinen Umsatz 2023 um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern auf ein neues Hoch, das Ebitda verbesserte sich um 16 Prozent. Am Markt war aber noch mehr erwartet worden. "Der Markt unterschätzt unsere Wachstumsaussichten", kommentierte daraufhin Cliq-Vorstand Ben Bos gegenüber dem "Nebenwerte Magazin". Er hofft nun auf eine fairere Bewertung.
Das Analysehaus Montega spricht von einem "insgesamt gemischten Bild" und bleibt bei der Kaufempfehlung und dem ganz weit über der aktuellen Notierung von 19 Euro liegenden Kursziel von 75 Euro.
Mensch und Maschine erfreut mit Zahlen
Die vorläufigen Zahlen von Mensch und Maschine (DE0006580806) überzeugten hingegen. Das Software-Unternehmen erreichte durch das starke Ergebnis im Schlussquartal 2023 insgesamt einen neuen Ergebnisrekord, gab einen guten Ausblick und stellte eine Dividendenerhöhung in Aussicht.
Für SMC-Research ist Mensch und Maschine ein "Strong Buy", der Aktie werden 68 Euro zugetraut, aktuell sind es 51,70 Euro. Das Unternehmen habe trotz widriger Rahmenbedingungen den langjährigen Wachstumskurs fortgesetzt und die eigenen Ziele einmal mehr mit ausgesprochener Zuverlässigkeit erreicht.
Trendwende bei 2G-Auftragseingängen
2G Energy hat zwar noch keine ausführlichen Zahlen für 2023 vorgelegt, aber schon ein kräftiges Auftragsplus für das vierte Quartal bekannt gegeben. Außerdem hob 2G die Umsatzprognose für 2025 an. Die sich schon seit Jahresmitte abzeichnende Trendwende beim Auftragseingang habe sich nun bestätigt, heißt es vom Hersteller von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und Wärmepumpen.
SMC-Research spricht von einer "deutlichen Belebung" der Aufträge, insgesamt sei 2G sehr gut aufgestellt. Blockheizkraftwerke (BHKW) würden eine wichtige Rolle bei der Transformation der Energiebranche einnehmen, und 2G zähle hier zu den weltweit führenden Anbietern. Im sehr potenzialträchtigen Bereich mit Wasserstoff-BHKW sei 2G zudem klarer Innovations- und Marktführer. SMC empfiehlt die Aktie und nennt ein Kursziel von 33 Euro, aktuell sind es 24,30 Euro. Auch First Berlin Equity Research rät zur Aktie, das Kursziel liegt sogar bei 34 Euro.
EQS: Abschied aus dem Scale-Segment
Adieu heißt es für Scale-Mitglied EQS (DE0005494165): Der Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse endet mit Ablauf des 6. Mai, wie das Unternehmen vergangene Woche mitteilte. Der Münchner Anbieter für Investorenkommunikation, zudem einer der Marktführer für digitale Hinweisgebersysteme, verschwindet damit auch aus dem Scale-Segment. Die Pineapple German Bidco, hinter der US-Finanzinvestor Thoma Bravo steckt, hat EQS - wie Ende 2023 angekündigt - übernommen.
Von Anna-Maria Borse © 16. Februar 2023, Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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