Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer lotet nach drei verlorenen Prozessen um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter die Möglichkeit einer Einigung mit den vielen tausend Klägern aus. Parallel zu den andauernden Gerichtsprozessen in weiteren Fällen sehe Bayer der Mediation positiv entgegen und werde sich konstruktiv einbringen, teilte der Dax-Konzern am Mittwochabend mit. Neben dem Vorstand begrüße auch der Aufsichtsrat die Ernennung von Ken Feinberg als Mediator.

US-Richter Vince Chhabria, bei dem mehrere hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt sind, hatte den US-Staranwalt und -Schlichter im Mai auf vorläufiger Basis zum Schlichter bestellt. Bayer hatte kurz davor den zweiten Glyphosat-Fall in den USA verloren. Nach mittlerweile schon drei Gerichtsschlappen - und einer Schadenersatzforderung der Geschworenen von rund 2 Milliarden US-Dollar (rund 1,8 Mrd Euro) im jüngsten Prozess - sollten die Streitparteien an einen Tisch gebracht werden.

Auf Feinberg dürfte die Wahl wegen dessen großer Erfahrung gefallen sein. So war er schon im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sowie beim Abgasskandal von Volkswagen aktiv. In diesen Fällen betreute er Entschädigungsfonds.

Bayer gründet zudem einen Aufsichtsratsausschuss, der die Causa Glyphosat vorantreiben soll, etwa durch Beratung des Vorstands und Vorschläge zur Prozessstrategie. "Mehrere Mitglieder des Ausschusses haben umfassende Erfahrung mit komplexen Gerichtsverfahren", hieß es weiter. Zudem soll der US-Anwalt John Beisner, ein Experte für Produkthaftungsklagen, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat kontinuierlich beraten.

Investoren fürchten im Zuge der mittlerweile 13 400 Klagen in den USA gegen Bayer und die Tochter Monsanto milliardenschwere Risiken. Der Bayer-Aktienkurs war nach dem ersten verlorenen Prozess im August 2018 auf Talfahrt gegangen./mis/stw/he

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AXC0318 2019-06-26/19:29

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