Anders als noch Anfang 2018 gibt es mittlerweile weder synchrones globales Wachstum noch eine Geldpolitik, die weltweit gleich ausgerichtet ist. Anleger sollten sich daher darauf einstellen, dass sich Anlageklassen, Regionen und Sektoren nicht mehr im Gleichschritt bewegen und die Volatilität hoch bleibt. Diversifikation und die Erschließung neuer Ertragsquellen werden 2019 eine bedeutende Rolle spielen.

Rauhe See in Sicht 

Der Gegenwind durch politische und konjunkturelle Risiken wird schärfer. Ob Italien, Brexit oder Handelskriege – es gibt genug potentielle Auslöser für Marktvolatilität – es wird weitaus mehr Mühe erfordern, einen stetigen Kurs zu halten. Denn: Der zunehmende Populismus und Protektionismus gefährden nicht nur einzelne Staaten oder Branchen, sondern sind eine Bedrohung für das globale Wirtschaftswachstum.

Ein weiteres Risiko birgt China: Dort könnte sich die Wachstumsdynamik stärker abschwächen. Falls die Regierung zu langsam oder zu halbherzig reagiert, könnte ein eskalierender Handelskrieg mit den USA die Investitionsbereitschaft lähmen und die historisch hohen Margen der Unternehmensgewinne unter Druck setzen. Andererseits könnte es aber auch passieren, dass sich die oben genannten Faktoren besser entwickeln, als gemeinhin angenommen. Zusätzlich könnten geldpolitische Maßnahmen jenseits der USA die globale Nachfrage ankurbeln. 

Anleger sollten daher weiterhin auf Aktien setzen. Wachsamkeit gegenüber möglichen tiefergehenden Veränderungen ist allerdings unerlässlich. 

Die Inflation in Industriestaaten kehrt zurück

 

In 2019 dürfte die globale Inflation drei Prozent erreichen. Für die Industriestaaten rechnen wir mit einem Anstieg auf 2,1 Prozent. Hohe Kapazitätsauslastung, enge Arbeitsmärkte, aber auch der anhaltende Erfolg des Populismus dürften zudem dazu beitragen, dass die Inflation langfristig steigt.

Für die USA erwarten wir bis zum Ende des Jahres drei, vielleicht sogar vier Zinsschritte auf 3,25 beziehungsweise 3,5 Prozent. Auch in Europa ist in der zweiten Jahreshälfte ein erster Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) möglich. Der Auslöser hierfür dürfte die steigende Inflation werden – diese könnte die EZB zu einer restriktiven Geldpolitik zwingen, selbst bei einer nachlassenden Konjunktur. Wenn die Kaufprogramme der Notenbanken auslaufen, wird zudem die Liquidität an den festverzinslichen Märkten abnehmen, da mit dem Rückzug der Währungshüter ein großer Käufer am Markt entfällt. 

Rohstoffe stellen in Zeiten steigender Inflation in der Regel einen guten Diversifikator dar. Diesmal sind wir diesbezüglich jedoch etwas skeptischer. Denn: Die nachlassende Konjunktur, insbesondere in den Schwellenländern, könnte die Nachfrage dämpfen. Zusätzlich könnten Rohstoffproduzenten durch die Strafzölle unter Druck geraten.

Ertragsquellen kombinieren

Die quantitative Lockerung der Notenbanken und das darauffolgende globale Wachstum haben vielen Anlegern satte Erträge beschert. Chancen wird es auch weiterhin geben – aber die Suche danach wird mühsamer. Die Auswahl der richtigen Aktien und Anleihen erfordert eine gründliche Analyse der Fundamentaldaten. Der Schlüssel zum Erfolg besteht darin, unkorrelierte Ertragsquellen zu kombinieren, etwa durch Investments in alternative Risikoprämien oder konzentrierte aktive Aktienstrategien, welche bei der Titelauswahl die Spreu vom Weizen trennen.

Wir bevorzugen Aktien gegenüber Anleihen. Die Spreads, insbesondere am US-Markt für Hochzinsanleihen, waren dieses Jahr stabil. Jedoch befürchten wir, dass sich dies ändern könnte, besonders wenn es im BBB-Sektor vermehrt zu Rating-Abstufungen kommen sollte. Da wir mit einer erhöhten Volatilität rechnen, setzen wir bei Aktien vor allem auf stabile Qualitätstitel und defensive Branchen wie etwa Versorgungs- und Konsumgüterunternehmen. Gleichzeitig sehen wir Chancen in Schwellenländern, zum Beispiel in den unterbewerteten Aktien in Russland, wo die Dividenden ungeachtet der Kursverluste relativ stark sind, oder in Brasilien, wo die politischen Reformen den Weg zu solidem Gewinnwachstum bereiten.