AUA führt Tarife mit Klimaschutz-Beitrag ein / "Grüne" Flugtarife ab 15. Februar bei allen Airlines der Lufthansa-Gruppe - Ticketpreise werden dadurch "spürbar" teurer
13.02.2023 | 15:57
--------------------------------------------------------------------- AKTUALISIERUNGS-HINWEIS Neu: Mehr Informationen zur CO2-Kompensation (3. Absatz), Titel, Untertitel und Lead angepasst ---------------------------------------------------------------------
Die AUA-Mutter Lufthansa erweitert über einen neuen "grünen" Flugtarif die Möglichkeiten zum Ausgleich der CO2-Emissionen von Flügen. Die Austrian Airlines (AUA) bieten die sogenannten "Green Fares" ab 15. Februar auf allen Europa-Strecken an. Bei anderen Airlines der Lufthansa-Gruppe seien die "grünen" Tickets auch nach Nordafrika buchbar, erklärte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister am Montag. "Es ist das erste Produkt mit 100 Prozent CO2-Kompensation" sagte er.
Die Belastung des Klimas werde dabei zu 20 Prozent über die anteilige Verwendung von nachhaltigem Flugbenzin ("Sustainable Aviation Fuel", SAF) und zu 80 Prozent über die Finanzierung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen. Die Option besteht zunächst auf mehr als 730.000 Flügen im Jahr aller Airlines der Lufthansa-Gruppe - neben der Hauptmarke Lufthansa und den Austrian Airlines sind das Brussels Airlines, Swiss und Edelweiss in der Schweiz, Eurowings Discover und Air Dolomiti. Interkontinentalstrecken sollen später dazu kommen.
Der Ausgleich von Emissionen durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten, die sogenannte CO2-Kompensation, wird kontrovers diskutiert. Kritikerinnen und Kritiker sehen darin "einen modernen Ablasshandel". So etwa auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Oft sei nicht klar, wohin Gelder konkret fließen und wie groß der Beitrag zum Klima damit tatsächlich ist. Auch die Gefahr von "Green Washing" besteht, etwa weil Unternehmen ihren CO2-Ausstoß kompensieren, anstatt klimaschädliche Prozesse zu überarbeiten. Stoff für Diskussionen liefert auch die Frage nach der angemessenen Höhe des CO2-Preises, diese lässt sich nämlich nicht pauschal festlegen.
Die Lufthansa sei die erste Fluggesellschaft weltweit mit einem solchen Tarif, der neben den herkömmlichen Tickets ohne jeglichen CO2-Ausgleich als komplettes Produkt angeboten werde. Bisher ist es möglich, zum regulären Flugticket einen Beitrag zum Einsatz von SAF oder zu Klimaschutzprojekten separat zu buchen. Doch das nutzten nur 0,1 Prozent der Passagiere, erklärte Lufthansa-Vorständin Christina Foerster. Beim Probelauf der "Green Fares" in Skandinavien hätten sich zwei Prozent der Kunden bereit gefunden, mehr zu bezahlen für klimaschonendes Fliegen.
Wieviel teurer die Tickets dadurch werden, sei pauschal nicht zu sagen, erklärte Hohmeister. Es werde aber "spürbar" mehr sein. SAF, das bisher aus Abfällen und Altöl gewonnen wird, ist erst in kleiner Menge verfügbar und noch drei bis fünf Mal teurer als Kerosin. Die Lufthansa will immer mehr davon anschaffen. Der aktuelle Bestand reiche schon, um die "Green Fares" abzudecken. Die Lufthansa will Kunden mit Extras wie Zusatzmeilen für das Bonusprogramm zum nachhaltigen Fliegen locken. Firmenkunden stellt die Airline seit kurzem Zertifikate über die CO2-Minderung aus, welche die Unternehmen auf ihre eigenen Klimaschutzziele anrechnen können.
Die bisherigen Klimaschutz-Optionen sollen bestehen bleiben. Einschließlich des neuen Tarifs peilt die Lufthansa Hohmeister zufolge an, fünf Prozent der Tickets in klimafreundlicher Version zu verkaufen. Das soll dazu beitragen, das Ziel des Luftfahrtkonzerns zu erreichen, bis 2030 den CO2-Ausstoß zu halbieren und bis 2050 klimaneutral zu werden. Neben SAF-Einsatz und der Finanzierung von Klimaschutzprojekten ist die geplante Anschaffung von 200 neuen Flugzeugen mit deutlich weniger Kerosinverbrauch bis 2030 dazu ein Hebel. "Wir glauben, dass sich das Kundenverhalten ändern wird und sind daher zuversichtlich, das Ziel erreichen zu können", sagte Foerster.
cgh/sag
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