MATCHPLAN ANLEIHEN

Die US-FED ist in einer vergleichsweise komfortablen Lage. Die Zinsen wurden mehrmals erhöht, die durch die Anleihekäufe gewachsene Bilanzsumme wird wieder reduziert. So könnte man – falls es nötig sein sollte – auch in einem schwächeren Umfeld wieder proaktiv agieren. Die Lage der EZB ist dagegen deutlich verzwickter. In einem Umfeld sich zuletzt doch klar abschwächender Stimmungsindikatoren aus der Wirtschaft beginnt man nun spät aber doch das Anleihekaufprogramm bis Jahresende auslaufen zu lassen. Man sollte nicht zwingend davon ausgehen, dass die neue Regierung in Italien das angekündigte Programm voll umsetzt. Falls doch, wären aufgrund der dadurch neuerlich steigenden Verschuldung des Landes steigende Zinsen eine zwingende Folge. Im Vergleich zur FED hat die EZB aber vergleichsweise wenig „Pulver“, um im Krisenfall glaubwürdig zu agieren. Insgesamt gibt es aber wenig überzeugende Argumente für ein substanziell höheres Zinsniveau in der EURO-Zone.

Die Kombination aus Handelsstreit, steigenden US-Zinsen und steigendem US-Dollar hat zu deutlichen Korrekturen bei Anleihen aus Emerging-Markets geführt. Man sollte aber die langfristigen Aussichten dieser Länder nicht außer Acht lassen. Mittelfristig sehen wir dies eher als Kaufchance – allerdings ohne Eile.

MATCHPLAN AKTIEN

Als nüchternes Fazit des ersten Halbjahres kann man festhalten, dass europäische Aktien sich – einmal mehr – schlechter entwickelt haben als ihre US-Pendants. Dies ist angesichts der im Vergleich tieferen Bewertungen und attraktiveren Dividenden ernüchternd – aber im Umfeld von Zöllen, Italien & Co hinzunehmen.

Die Politik von Präsident Trump in Form der Steuerreform gepaart mit der Zollpolitik stärkt zweifelsohne die von der Inlandskonjunktur abhängigen US-Unternehmen. Dennoch sollten zwei Effekte nicht übersehen werden. Ein Teil der Stärke des US-Aktienmarktes basiert auf im Vergleich zu Europa sehr hohen Programmen für Aktienrückkäufe. Es ist zweifelhaft, ob dies in einem Umfeld steigender US-Zinsen fortführbar ist. Zudem war der US-Anstieg zuletzt getragen von einigen wenigen Titeln aus dem Tech-Sektor. Wer aus Bewertungsgründen nicht in Facebook, Amazon, Netflix, Tesla & Co investiert war, hatte keine Chance mit der Entwicklung der Indizes mitzuhalten.

WIR ACHTEN AUF BEWERTUNGEN

Wir nehmen Fundamentalanalyse ernst und sehen dies langfristig als unsere Stärke an. Diese Stärke kann aber temporär eine Schwäche sein. Die Digitalwährung Bitcoin war bei knapp 20.000 US-Dollar in aller Munde. Bei heute etwa 6.000 US-Dollar ist der mediale Hype bedeutend geringer. Ähnlich verhält es sich mit Unternehmen wie Netflix oder Tesla. Es ist mehr Glaubensfrage als nüchterne Analyse. Mit traditionellen Bewertungszugängen sind diese Aktien nicht zu erfassen.

VERGLEICHE, VERGLEICHE, VERGLEICHE,…

Es ist legitim, dass Anleger klarerweise die Performance ihrer Investments vergleichen. Genauso tun dies Anbieter von Datenbanken oder Berater. Bemerkenswert ist allerdings, in welchem Umfang breite Vergleiche akzeptiert werden. Ein markantes Beispiel ist der Weltaktienindex einer führenden US-Investmentbank. Wie liegt mein Aktienfonds im Vergleich zum Weltindex? Dies ist eine oft gestellte Frage. Beachtlich wenige Anleger und Berater, die diese Vergleiche verwenden, weisen auf die Gewichtung dieses Index hin. Nur knapp unter 12 % sind im EURO-Raum investiert. Über 60 % liegen in den USA. Über 88 % sind in Fremdwährungen. Diese Gewichtung mag zuletzt richtig gewesen sein und befeuert den Aufschwung der Indexfonds. Und damit fließt immer mehr Geld in Tesla, Netflix & Co - eben weil ein Indexfonds sich keine Gedanken macht über Bewertungen und Gewinne von Unternehmen. Anleger, die ihr Aktieninvestment mit dem Weltindex messen, müssen daher vorher eine Frage mit einem klaren JA beantworten: Ist eine Strategie mit 12 % EURO und 88 % Fremdwährung das, was ich will?

FAZIT

2018 scheint ein Übergangsjahr zu werden. Dies ändert nichts an den langfristigen strategischen Chancen von Investments. Eine vorerst etwas defensivere Taktik erscheint allerdings angebracht.