FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Mittwoch vor
wichtigen Inflationsdaten aus den USA wieder etwas unter Druck
geraten. Nach zeitweise deutlicheren Verlusten sank der deutsche
Leitindex gegen Mittag noch um 0,72 Prozent auf 12 812,81 Punkte -
am Vortag hatte er es auf den letzten Metern ins Plus geschafft.
Ähnlich hatte es beim MDax der mittelgroßen
Unternehmen ausgesehen, der nun um 0,13 Prozent auf 25 721,04 Zähler
nachgab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor
0,54 Prozent auf 3468,20 Punkte.
Dem aktuellen Bernecker-Börsenbrief "Bernecker-Daily" zufolge
"bleibt die Zitterpartie um die deutsche Gasversorgung das zentrale
Thema" am deutschen Aktienmarkt. Massive Verkäufe fänden nicht mehr
statt und der Ausverkauf habe sich erledigt, so die optimistische
Meinung der Autoren. "Nur eine wirkliche dramatische neue Nachricht
in Sachen Gas kann diese Konstellation aushebeln."
Vor den mit Spannung erwarteten Verbraucherpreiszahlen aus den USA
am Nachmittag hielten sich die Anleger allerdings eher zurück. Laut
Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC werden die Daten wohl
noch nicht die erhofften Entspannungssignale senden. Er erwartet die
Inflation auf einem erneuten 40-Jahres-Hoch. Dies würde den Druck
auf die US-Notenbank Fed hochhalten. Laut Hewson waren daher im New
Yorker Späthandel wieder Sorgen über ein verlangsamtes Wachstum und
schnelle geldpolitische Straffungen in den Mittelpunkt gerückt.
Am deutschen Markt prägten zur Wochenmitte Geschäftszahlen der
Unternehmen das Geschehen. Der Spezialverpackungshersteller
Gerresheimer punktete bei den Anlegern mit besser als
erwartet ausgefallenen Quartalszahlen und einer Bestätigung der
Jahresziele. Zudem gibt sich das Unternehmen mit Blick auf die
Erdgasversorgung optimistisch. Zuletzt standen noch ein Plus von
mehr als fünf Prozent sowie der MDax-Spitzenplatz zu Buche.
Index-Nachbar Fraport zählte mit einem Kursplus von
über dreieinhalb Prozent ebenfalls zu den Favoriten. Der
Flughafenbetreiber profitierte vor allem von einer Kaufempfehlung
der Privatbank Berenberg. Analyst William Fitzalan Howard sieht in
seiner Studie eine neue Chance, nach der zuletzt schwachen
Kursentwicklung auf die Restrukturierungsstory von Fraport zu
setzen. Zudem hatte Fraport Verkehrszahlen für den Frankfurter
Flughafen veröffentlicht, die für den Juni wenig überraschend einen
erheblichen Anstieg der Passagierzahlen im Vergleich zum
Pandemie-geprägten Vorjahreswert ergaben.
Im Nebenwerte-Index SDax sackten die Anteilsscheine
von Auto1 (Autohero, wirkaufendeinauto.de) um mehr
als zwei Prozent ab. Der Online-Gebrauchtwagenhändler konnte im
vergangenen Quartal Eckdaten zufolge zwar mehr Autos verkaufen als
ein Jahr zuvor. Doch die Dynamik im Vergleich zum Vorquartal ließ
etwas nach. Dagegen liegt der Erwartungswert im Privatkundenbereich
(Retail) mit einem Rohergebnis - also Verkaufserlös minus
Ankaufpreis - je Fahrzeug deutlich über dem Wert im Vorquartal.
Analysten zeigten sich damit aber nicht zufrieden.
Wegen des abkühlenden Anlegerinteresses im ersten Halbjahr
verzeichnete der Online-Broker Flatexdegiro wie
erwartet weniger Geschäft als im Vorjahreszeitraum. Den bereits im
Juni gesenkten Jahresausblick bestätigte das Unternehmen. In einem
herausfordernden Marktumfeld sei das Unternehmen bei den
abgewickelten Transaktionen hinter seiner Erwartung zurückgeblieben,
schrieb Goldman-Analyst Charlie Mayne. Die Papiere notierten zuletzt
über ein Prozent im Minus.
Im Dax ging es für Bayer um rund anderthalb Prozent
bergab. Händler sahen es als schlecht für die Stimmung der Anleger
an, dass ein Berufungsgericht eine Klage wegen angeblicher
Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat wieder aufrollte. Laut
Experte Charlie Bentley von Jefferies gab es zuvor die kleine
Hoffnung, dass zugunsten von Bayer entschieden wird. Das hätte die
Möglichkeit eröffnet, dass sich das oberste US-Gericht
perspektivisch mit dem Fall befassen könnte und eine
Grundsatzentscheidung trifft.
Bei Nordex begann derweil die Umsetzung einer
Kapitalerhöhung. Dabei werden die Papiere des Herstellers von
Windkraftanlagen ohne Bezugsrecht für die neuen Aktien gehandelt. Um
diese bereinigt notierten Nordex klar im Minus./gl/mis
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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