FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der jüngsten Erholungsrally treten die
Anleger am Montag zunächst einmal auf die Bremse. Während die
Berichtssaison zu Wochenbeginn eine kurze Pause machte, fehlten die
notwendigen Impulse, um den deutschen Aktienmarkt weiter auf Touren
zu halten. Unter Börsianern hieß es, die zuletzt spürbare Hoffnung
auf ein Ende der Zinserhöhungs-Spirale habe sich zunächst
ausgespielt.
Der Anstieg um fast dreieinhalb Prozent in der Vorwoche wurde am
Montag von den Anlegern zunächst lediglich verwaltet, gegen Mittag
etablierte sich der Dax dann aber im Minus. Zuletzt
gab er um 0,32 Prozent auf 15 140,82 Punkte nach. Der MDax
stand zeitgleich 0,35 Prozent tiefer bei 25 048,21
Zählern. An den New Yorker Börsen zeichnete sich derweil eine
stabile Eröffnung ab.
Laut den Experten von Index-Radar folgt der Dax im November bislang
dem üblichen saisonalen Muster. In den vergangenen Tagen hätten die
Aktienmärkte "eine kräftige Reaktion auf die vorangegangene
Korrektur" gezeigt. Erstmals seit acht Monaten sei dem Dax wieder
eine "goldene Gewinnwoche" mit fünf positiven Handelstagen gelungen.
"Die kommenden Tage werden zeigen, wie viel Substanz in der Erholung
steckt", ergänzten sie. Es müsse auch wieder mit Korrekturen
gerechnet werden.
Die Berichtssaison pausierte am Montagmorgen, erst gegen Mittag
überraschte Lanxess mit einem Kursrutsch wegen
gesenkter Ziele. Weil der Spezialchemiekonzern wegen einer schwächer
als erwarteten Nachfrage die Aussichten für den operativen Gewinn
erneut zusammenstrich und die Dividende kürzen will, fiel der Kurs
nach einem Spitzenverlust von fast 9 Prozent um zuletzt 5,7 Prozent.
Darüber hinaus mussten Anleger zu Wochenbeginn bei der Auswahl
gewünschter Aktien anderweitig nach Ideen suchen. So waren es
hauptsächlich Analystenkommentare, die Einzelwerte bewegten.
Die Aktien von Vonovia etwa wurden vom Bankhaus
Metzler nach ihrer zuletzt schwungvollen Erholung zum Verkauf
empfohlen. Sie quittierten ihre Rally auf ein Hoch seit Februar, die
von Zinshoffnung getrieben war, mit einem Rücksetzer um vier
Prozent. Analyst Jochen Schmitt rechnet 2024 damit, dass das
operative Ergebnis (FFO) 2024 moderat zurückgeht.
Im MDax litten die Aktien von K+S mit einem
Kursrutsch um 5,5 Prozent unter einer Verkaufsempfehlung der UBS.
Analystin Priyanka Patel vermisst sowohl kurz- als auch
längerfristig die Ergebnisdynamik. 2024 zeichnen sich für den
Düngemittelkonzern keine steigenden Preise ab.
Für Heidelberg Materials hat die Schweizer Großbank
derweil ihre bisherige Kaufempfehlung aufgegeben, was die Aktien des
Baustoffkonzerns im Dax mit 2,6 Prozent belastete. Analyst Gregor
Kuglitsch befürchtet in seiner Studie mögliche teure Übernahmen als
vorläufiger Belastungsfaktor.
Hohe Kursverluste von 6,4 Prozent gab es außerdem für den
Wirkstoffforscher Evotec , nachdem die kanadische Bank
RBC auf "Sector Perform" abgestuft hat. Der neu zuständige Analyst
Charles Weston sieht kurzfristig enorme Unsicherheiten für die
Geschäftszahlen angesichts der schwierigen Life-Science-Branche, des
Wettbewerbsdrucks, der Erholung von einer Cyberattacke sowie
erforderlicher Investitionen.
Die Liste der kursrelevanten Analystenumstufungen ging aber noch
weiter: Siemens legten als einer der besten Dax-Werte
1,1 Prozent zu, nachdem die Aktien von der Investmentbank Oddo BHF
positiv mit "Outperform" eingestuft wurden. Zum Dax-Spitzenreiter
avancierte im Tagesverlauf der Online-Modehändler Zalando
. Dessen Papiere setzten ihre Erholung mit einem
Anstieg um vier Prozent auf das höchste Niveau seit sechs Wochen
fort.
Der Euro kostete zuletzt 1,0740 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am
Freitagnachmittag auf 1,0702 Dollar festgelegt.
Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von
2,72 Prozent am Freitag auf 2,70 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,11 Prozent auf 124,30 Punkte. Der
Bund-Future gab um 0,52 Prozent auf 129,85 Punkte
nach./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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