Die politischen Unsicherheiten haben den
deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder fest im Griff. Nach zwei
Gewinntagen in Folge drehte der Leitindex Dax ins
Minus und verlor bis zum frühen Nachmittag 0,94 Prozent auf 11
983,67 Punkte.
Neben dem Handelsstreit zwischen China und den USA trübte vor allem
das Thema Brexit die Laune der Anleger. Ein EU-Austrittsabkommen
hält der britische Premierminister Boris Johnson laut Kreisen
mittlerweile für praktisch unmöglich. Dies habe Johnson im
Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gesagt,
nachdem diese einen Verbleib von Nordirland in der Zollunion
gefordert habe, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter
Berufung auf britische Offizielle. Dies sei für Johnson nicht
akzeptabel. Nun werde ein harter Brexit immer wahrscheinlicher,
schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.
Der MDax , der die mittelgroßen deutschen Werte
umfasst, fiel um 1,60 Prozent auf 25 205,46 Punkte. Hier belasteten
zusätzlich Kursrutsche bei den Aktien von Qiagen und Uniper. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand zuletzt knapp
1 Prozent im Minus.
In dem trüben Umfeld notierten fast alle Dax-Werte im Minus. Gegen
den negativen Trend stemmten sich zum Beispiel die Papiere der
Deutschen Börse , die an der Index-Spitze um rund 1
Prozent zulegten. Zuvor hatte die Hongkonger Börse eine Übernahme
ihres Londoner Rivalen LSE abgesagt. Eine Fusion
hätte einen weltweit führenden Finanzmarktkonzern entstehen lassen.
Die Offerte wurde aber von der LSE abgelehnt. Die Papiere der
Londoner standen zuletzt mit knapp 5 Prozent im Minus.
Der im Dax notierte Zahlungsabwickler Wirecard
schraubte indes seine Mittelfristziele bei Umsatz und Gewinn nach
oben. Allerdings stelle sich die Frage, warum das Unternehmen nun
mit einer niedrigeren operativen Gewinnmarge rechne als bisher,
schrieb Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Die
Anteilsscheine von Wirecard büßten zuletzt fast 4 Prozent ein.
Noch deutlichere Bewegungen gab es in der zweiten Reihe. So sackten
die Aktien von Qiagen am MDax-Ende um rund ein
Fünftel ab. Ein schwacher Umsatzausblick und der überraschende
Abgang des Konzernchefs verstimmten die Anleger des
Gendiagnostik-Spezialisten. Qiagen blickt wegen eines niedriger als
gedachten Wachstums in China vorsichtiger auf das Erlöswachstum im
dritten Quartal.
Die Anteilsscheine von Uniper knickten um fast 8
Prozent ein. Die Hoffnungen vieler Aktionäre des Versorgers auf eine
zeitnahe, hohe Übernahmeprämie durch Fortum wurden
zunichte gemacht: Zwar übernimmt der finnische Energiekonzern durch
den Kauf eines Aktienpakets von den Investoren Elliott und Knight
Vinke die Mehrheit an dem MDax-Konzern, mit einem
Gewinnabführungsvertrag aber will sich Fortum mindestens zwei Jahre
Zeit lassen.
Klarer Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax waren
die Anteilsscheine von Nordex , die um gut 7 Prozent
auf knapp 11 Euro in die Höhe schnellten. Der Windanlagenbauer
erhielt ein Übernahmeangebot seines spanischen Großaktionärs Acciona
in Höhe von 10,32 Euro je Aktie. Dieser beteiligte
sich an einer Kapitalerhöhung des Hamburger Unternehmens. Der Anteil
von Acciona dürfte so deutlich über 30 Prozent steigen.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,59 Prozent am
Vortag auf minus 0,57 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,05 Prozent auf 146,13 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,15 Prozent auf 174,54 Zähler zu. Der Euro
notierte zuletzt bei 1,0988 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0993
(Freitag: 1,0979) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit
0,9097 (0,9108) Euro./la/fba
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0176 2019-10-08/15:09
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.