FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am
Donnerstag uneinheitlich präsentiert. Während die Standardwerte
tendenziell leicht zulegten, verbuchten die Papiere aus der zweiten
und dritten Reihe überwiegend Verluste. Wichtige Konjunkturdaten aus
der Eurozone hatten wenig Einfluss auf die Notierungen. Wegen des
Thanksgiving-Feiertags in den USA dürfte es auch im späten Handel
ruhig bleiben, weil Impulse aus New York fehlen.
Der Dax stieg am Nachmittag auf sein Tageshoch und
verpasste die seit Ende August nicht mehr überschrittene Hürde von
16 000 Punkten haarscharf um weniger als einen Zähler. Zuletzt
notierte der Leitindex 0,21 Prozent höher bei 15 991,06 Punkten. Der
MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel um 0,44
Prozent auf 26 020,52 Zähler. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50
gewann rund 0,1 Prozent.
Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone - gemessen am
Einkaufsmanagerindex von S&P Global - verbesserte sich im November
überraschend deutlich. Dennoch rechnen Ökonomen mit einem Abrutschen
der Euro-Wirtschaft in eine Rezession. In Deutschland hellte sich
die Stimmung in der Industrie und bei Dienstleistern unerwartet
stark auf. In Frankreich besserte sie sich unter Dienstleistern
leicht, verschlechterte sich aber in der Industrie.
Die Debatte über das Karlsruher Haushaltsurteil ließ die Aktien von
Rheinmetall und Hensoldt um 1,7
beziehungsweise 2,0 Prozent fallen. Als Auslöser der Kursschwäche
galt ein Bericht in der "Augsburger Allgemeine", wonach das
Bundesfinanzministerium nach dem Urteil auch das
Verteidigungsministerium mit einer Sperre für Mittel aus dem
Sondervermögen Bundeswehr belegt habe. Das Finanz- und das
Verteidigungsministerium dementierten diese Lesart jedoch.
Die Aktien von SAP reagierten mit plus 0,7 Prozent
recht wenig auf die Nachricht, dass die Deutsche Börse im Frühjahr
die sogenannte Kappungsgrenze für die Dax-Indizes von 10 auf 15
Prozent anheben will. SAP hat derzeit mit etwas mehr als 10 Prozent
die höchste Gewichtung im Leitindex. Eine Anhebung der
Kappungsgrenze würde der Aktie also mehr Spielraum geben.
Aktienfonds, die den Dax nachbilden, müssen dann SAP-Anteile
zukaufen, um das Unternehmen wieder verhältnismäßig zu spiegeln. Das
dürfte am Markt für zusätzliche Nachfrage nach den Papieren des
Software-Entwicklers sorgen.
Die Titel von Kion büßten als MDax-Schlusslicht 3,6
Prozent ein. Zuvor hatte die Investmentbank Stifel ihre
Kaufempfehlung für den Lagertechnik-Hersteller gestrichen. Der
Appetit der Kunden auf Investitionen in Sachen Online-Handel sei
unverändert gedämpft, schrieb Analyst Alexander Koller. Profiteure
der gegenwärtigen Entwicklung dürften die Anbieter von
industriebezogener Lagerlogistik sein, weniger die von
konsumbezogenen Services.
Die Aktien von Delivery Hero profitierten von einer
Kaufempfehlung der UBS und stiegen um 0,9 Prozent. Der Gegenwind für
die Aktie des Essenslieferdienstes dürfte nun eingepreist sein,
glaubt Analyst Jo Barnet-Lamb. Darin seien das gesenkte Umsatzziel
und zunehmende Bilanz-Sorgen bereits einberechnet.
Der Euro kostete zuletzt 1,0902 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Vortag auf
1,0911 Dollar fest. Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,59
Prozent am Vortag auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,06 Prozent auf 124,02 Punkte. Der
Bund-Future sank um 0,28 Prozent auf 130,83
Zähler./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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