FRANKFURT (dpa-AFX) - Aufatmen unter den Anlegern am deutschen
Aktienmarkt und den internationalen Börsen: Die Inflation in den USA
schwächte sich im Juli überraschend deutlich ab. Der Dax
zog am Nachmittag um 1,02 Prozent auf 13 673,38
Punkte an, nachdem er am Vormittag noch richtungslos zwischen
kleineren Gewinnen und Verlusten gependelt ist. Der MDax
der mittelgroßen Unternehmen stieg um 1,11 Prozent
auf 27 573,80 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gewann 1,05 Prozent auf 3754,24 Punkte.
"Es gibt gute Chancen, dass der Inflationsgipfel überschritten ist",
kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners und
sieht eine mögliche "Zeitenwende". Zwar bleibe die Inflation mit 8,5
Prozent hoch, "aber erstmals seit mehr als zwei Jahren legen die
Preise im Monatsvergleich nicht zu", und dies sei das entscheidende
Signal. Die Chance, dass die US-Notenbank die Leitzinsen im
September statt um erwartete 0,75 nur um 0,50 Prozentpunkte anhebe,
seien nun gestiegen. In den Vereinigten Staaten ließ die Dynamik des
Preisanstiegs im Juli stärker als erwartet nach. Die Inflation
schwächte sich auf 8,5 Prozent ab, während Volkswirte mit 8,7
Prozent gerechnet hatten. Im Juni hatte die Teuerung in der größten
Volkswirtschaft der Welt noch bei 9,1 Prozent gelegen und damit auf
dem höchsten Stand seit über 40 Jahren.
Die auf Hochtouren laufende Berichtssaison ging hierzulande derweil
in die nächste Runde. Aus dem Dax legten der Energiekonzern Eon
und der Chemikalienhändler Brenntag
ihre Zahlenwerke vor. Beide Aktien schwankten im Handelsverlauf
zwischen Gewinnen und Verlusten. Brenntag legten am Nachmittag dann
um 0,7 Prozent zu und profitierten einem Händler zufolge vor allem
von dem noch etwas optimistischer gewordenen Ausblick. Eon büßten
zugleich 1,2 Prozent ein, während die Papiere des Energiekonzerns
RWE um 0,9 Prozent stiegen. Zahlreiche Anleger sehen
in dieser Aktie die größeren Chancen, da RWE sich auf die gesamte
Palette der Stromerzeugung konzentriert und Eon auf Netze und
Vertrieb.
Im Index der mittelgroßen Werte sackten die zuletzt stark gelaufenen
Aktien des Autovermieters Sixt um 7,1 Prozent ab. Die
Anleger könnten sich daran gestört haben, dass Sixt sich im Zuge
seiner starken Quartalszahlen nicht höhere Jahresziele für das
Vorsteuerergebnis gesteckt habe, hieß es am Markt. Hier will das
Unternehmen zwar nun das obere Ende der bekräftigten Spanne von 380
bis 480 Millionen Euro erreichen, doch davon geht der Markt längst
aus.
Evotec büßten nach einem negativen Anlageurteil von
Morgan Stanley am MDax-Ende fast 13 Prozent ein. Analyst James
Quigley sieht sich verdüsternde Aussichten für die
Ergebnisentwicklung des Wirkstoffforschers und senkte sein
Anlageurteil gleich um zwei Stufen von "Overweight" auf
"Underweight".
Für die Anteile von Evonik ging es um 0,8 Prozent
abwärts. Dabei wurde der Spezialchemiekonzern nach soliden
Quartalszahlen und ungeachtet sich eintrübender
Konjunkturperspektiven etwas zuversichtlicher für 2022. Auch die
Papiere von Talanx gaben nach. Sie sanken um 2,8
Prozent. Trotz weiterer Rückstellungen für die Folgen des
Ukraine-Kriegs steigerte der Versicherungskonzern im abgelaufenen
Jahresviertel den Gewinn. Vorstandschef Torsten Leue sieht Talanx
mit seiner Hauptmarke HDI daher auf Kurs zum ausgegebenen
Jahresgewinnziel.
Im SDax gab es nach Quartalsberichten die
auffälligsten Kursbewegungen: So zogen die Anteile des
Technologieunternehmens Jenoptik um 6,5 Prozent an,
nachdem dieser seine Prognose angehoben hatte. Heidelberger
Druckmaschinen sprangen nach starken Quartalszahlen
und einem soliden Auftragseingang sogar um etwas mehr als 18 Prozent
hoch. Secunet bekam im Zuge der abgeflauten
Corona-Pandemie das Ende seiner Sonderkonjunktur zu spüren. Im
Vergleich zu den Rekordwerten aus dem Vorjahr sank das operative
Ergebnis des IT-Sicherheitsdienstleister im ersten Halbjahr
deutlich. Die Aktie sackte auf den tiefsten Stand seit Januar 2021.
Der Kurs des Euro zog nach den US-Verbraucherpreisen
kräftig an. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,0342
US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs am Dienstag auf 1,0234 Dollar festgesetzt. Am
Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,80 Prozent am Vortag auf
0,78 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,36
Prozent auf 136,86 Punkte. Der Bund-Future drehte
nach den US-Daten ins Plus und sprang um 0,54 Prozent auf 157,17
Punkte hoch./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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