AKTIE IM FOKUS: Bayer stark unter Druck - Monsanto belastet den Konzern schwer
30.07.2019 | 11:02
Eine träge Entwicklung des US-Agrargeschäfts
sowie ein deutlicher Anstieg der Glyphosat-Klagen haben die ohnehin
arg gebeutelten Aktionäre von Bayer
Schlechtes Wetter in weiten Teilen des stark landwirtschaftlich genutzten Mittleren Westens der USA mit viel Regen und Überschwemmungen behinderte die Farmer im zweiten Quartal bei ihrer Arbeit, was auf die Nachfrage nach den für die Bayer-Tochter Monsanto wichtigen Soja- und Maissaatgut drückte. Ein starkes Wachstum des Pharmageschäfts konnte das nicht vollständig kompensieren.
Angesichts des Wetters im zweiten Quartal sowie der Geschäftszahlen von Bayer-Konkurrenten hatten Analysten wie Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan bereits mit einem eher schlechten Abschneiden des Agrargeschäfts gerechnet. Allerdings sei das operative Ergebnis noch schlechter ausgefallen als gedacht, erklärte der Experte.
Die Gewinnentwicklung, die Unsicherheit mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf - Bayer nannte die eigenen Jahresziele "zunehmend ambitioniert" - sowie die deutlich gestiegene Zahl an Glyphosat-Klagen in den USA dürften laut Vosser kurzfristig auf dem Aktienkurs lasten.
Die Experten Gunther Zechmann und Wimal Kapadia vom Analysehaus Bernstein Research bezweifeln denn auch, dass die Investoren an den bestätigten Jahresausblick glauben werden. Sie rechnen genau wie JPMorgan-Analyst Vosser mit sinkenden Gewinnschätzungen des Marktes für 2019.
Während ungünstiges Wetter kein Dauerzustand werden dürfte und sich die Geschäfte von Bayer und anderen Agrarkonzernen in den USA früher oder später normalisieren sollten, wird die Glyphosat-Klagewelle der Leverkusener immer größer. Bis zum 11. Juli gingen in den USA im Zusammenhang mit angeblichen Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter Klagen von 18 400 Klägern ein. Das sind nochmal 5000 mehr als im April und eine deutliche Beschleunigung.
Ein möglicher Grund: Bayer musste bereits drei Glyphosat-Prozessschlappen in den USA hinnehmen. Die Richter reduzierten zwar die von Geschworenen geforderten Strafen deutlich, der im Raum stehende Schadenersatz liegt aber jeweils immer noch im teils hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich.
Die Leverkusener verweisen indes weiter auf zahlreiche wissenschaftliche Studien, die die Sicherheit von Glyphosat belegten, und hoffen auf günstigere Urteile von Berufungsrichtern in der nächsten Instanz. Allerdings lotet Konzernchef Werner Baumann zumindest im Hintergrund wohl auch die Möglichkeit eines Vergleichs aus. So hatte ein Richter, bei dem Hunderte Klagen gebündelt sind, die Streitparteien unlängst zu einer einvernehmlichen Lösung gedrängt und mit dem US-Staranwalt Ken Feinberg einen Mediator bestellt.
Größerer Druck könnte auch vom US-Investor Paul Singer kommen, der sich mit seinen Elliott-Hedgefonds bei Bayer eingekauft hat. Er will seinen Willen oft mit starkem Druck durchsetzen. Nach außen gibt sich Singer zwar zahm, wie lange er ruhig bleiben wird, ist aber offen. Im Hintergrund droht der Investor wohl bereits mit vagen Forderungen nach einer Zerschlagung des Konzerns.
Eine Voraussetzung dafür wäre dann aber wohl ein Vergleich mit den Glyphosat-Klägern, der laut dem Baader Bank Analysten Markus Mayer durchaus 15 bis 20 Milliarden Euro kosten könnte. Dem Experten zufolge würde selbst diese Größenordnung die Aktionäre erleichtern, was dem Kurs zu einem Befreiungsschlag verhelfen könnte.
So sank der Börsenwert von Bayer seit der ersten Prozessniederlage vor rund einem Jahr um knapp 40 Prozent oder gut 34 Milliarden Euro. Damit ist Bayer an der Börse mit rund 53 Milliarden Euro inzwischen weniger wert als nach heutigen Kursen umgerechnet für Monsanto gezahlt worden war.
Seit dem Rekordhoch von 146,45 Euro im Frühjahr 2015 fiel der Aktienkurs des einst wertvollsten börsennotierten deutschen Konzerns sogar um mehr als 60 Prozent. Aktuell liegt Bayer bei der Marktkapitalisierung noch auf dem neunten Platz im Dax./mis/zb/jha/
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