(neu: Weitere Einschätzungen von Börsianern, Aktien-Schlusskurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Positive Ergebnisse der Untersuchung angeblicher Bilanzunregelmäßigkeiten haben die Wirecard-Aktien am Dienstag nach oben katapultiert. Die Titel des Zahlungsdienstleisters schossen nachmittags in der Spitze um fast 32 Prozent auf 130,35 Euro hoch. Zum Handelsende behaupteten sie ein Plus von gut 26 Prozent auf 125 Euro, womit sie der unangefochtene Spitzenreiter im freundlichen Dax waren.

Wirecard sieht sich nach einer externen Untersuchung wegen Vorwürfen rund um die fehlerhafte Buchung von Umsätzen weitgehend entlastet. Die Prüfung durch die Kanzlei Rajah & Tann aus Singapur habe zu keinen Feststellungen zum sogenannten Round-Tripping (angebliche Scheinumsätze mit verschobenen Geldern) oder Korruption geführt, teilte das Unternehmen mit. Auch hätten sich keine Erkenntnisse zu einer strafrechtlichen Verantwortung der deutschen Konzernzentrale ergeben. Einzelne Angestellte in Singapur hätten sich jedoch möglicherweise nach lokalem Recht strafbar gemacht.

Auslöser der Vorwürfe waren in der "Financial Times" (FT) über Wochen hinweg erschienene Berichte gwesen, in denen einem Wirecard-Mitarbeiter Kontomanipulationen und Dokumentfälschungen vorgeworfen wurden.

Börsianer teilten mehrheitlich die Einschätzung des Unternehmens. Die von Wirecard zitierten Untersuchungsergebnisse bestätigten seine Meinung, dass diese Artikel übertrieben gewesen seien, schrieb Analyst Robin Brass von der Privatbank Hauck & Aufhäuser in einer ersten Reaktion. Die gesamte Untersuchung des Autors, der dem Unternehmen gegenüber seit Jahren negativ eingestellt sei, entbehre jeglicher grundlegender Basis. Der dadurch verursachte Kursrückgang des Aktie biete fundamental orientierten Investoren deshalb einmal mehr eine gute Kaufgelegenheit, so Brass weiter.

"Der ersehnte Abschlussbericht ist endlich da, und die meisten Marktteilnehmer atmen erleichtert auf", kommentierte Experte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. "Nun kann die Causa endlich als erledigt abgelegt werden, und die Investoren und Analysten können das Unternehmen wieder ohne Rechtsrisiko bewerten."

Bei der DZ Bank hieß es, nun mache sich Erleichterung breit, da die Vorwürfe weitgehend entkräftet erschienen. Allerdings sollte der Zahlungsabwickler durch bessere Kontroll- und Frühwarnsysteme an seinem Krisenmanagement arbeiten, mahnte Analyst Harald Schnitzer.

Zurückhaltender fiel hingegen die Beurteilung von Daniel Saurenz, Marktexperte bei Feingold Research, aus: "Für die Aktionäre von Wirecard ist die Nachricht natürlich ein sehr positives Signal", räumte er ein. "Dennoch ist der Bericht einer Singapurer Kanzlei nur ein Teilerfolg. Entscheidend ist die Unterschrift unter dem Testat des Wirtschaftsprüfers, in diesem Fall EY (Ernst & Young)." Den heutigen Kursanstieg der Aktie hält Saurenz daher für "sehr ambitioniert, womöglich sogar übertrieben".

Nach der Veröffentlichung des ersten "FT"-Berichts Ende Januar war die Wirecard-Aktie binnen weniger Tagen von knapp 170 bis auf 86 Euro abgesackt, womit sie also fast die Hälfte ihres Werts verloren hatten. Einer zwischenzeitlichen Erholung bis auf 136,50 Euro war ein neuerlicher Kursrückgang auf zuletzt gut 93 Euro gefolgt. Bis zum Bewertungsniveau vor dem Aufkommen der Vorwürfe hat die Aktie derzeit immer noch 36 Prozent Luft nach oben. Marius Fuhrberg vom Analysehaus Warburg Research sieht Chancen für eine weitere Erholungsrally, da Wirecard viel Vertrauen zurückgewonnen haben sollte./gl/tih/stw/he

 ISIN  DE0007472060

AXC0299 2019-03-26/18:44

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