AK: Achtung, Investment- und Spekulationsplattformen nichts für unerfahrene KleinanlegerInnen! 1
09.12.2021 | 09:27
AK Website-Check bei 17 Plattformen sowie Mystery-Shopping – Keine Beratung für KleinanlegerInnen – Totalverluste des eingesetzten Geldes möglich
Wien (OTS) - Corona verstärkt das „Zocken“ auf Investment- und Spekulationsplattformen. AK KonsumentInnenschützer Christian Prantner schlussfolgert aufgrund eines Website-Checks und einer Mystery-Shopping-Untersuchung: „Für unerfahrene KleinanlegerInnen sind die Plattformen nichts – sie werden mit Spekulationsprodukten alleine gelassen. Denn es gibt keine Anlagenberatung, sondern nur hipp klingende Wetten auf verschiedene Finanzinstrumente. Die Gefahr von Totalverlusten ist hoch.“
Die AK hat einen Website-Check bei 17 Investment- und Spekulationsplattformen gemacht. Zudem verschickte der AK Mystery Shopper E-Mails an die Plattformen, um sich für 10.000 Euro (bis 15.000) einen Veranlagungsvorschlag für ein Krypto-Asset mit maximal mittlerem Risiko einzuholen. Er gab an, in Krypto-Veranlagung unerfahren zu sein.
Die Ergebnisse des Webseiten-Checks sowie Mystery Shoppings zeigen:
+ Firmensitz & Co. suchen: Formale Kriterien wie Angabe von Anbieterinformationen, Firmensitz, Impressum mit Hinweis auf eine Aufsichtsbehörde oder Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind in der Regel zu finden – allerdings nicht immer sofort auf den ersten Blick. Meist haben die Plattformen ihren Sitz in Zypern – aus steuerrechtlichen Gründen, aber auch aufgrund einer weniger strengen Finanzaufsichtsbehörde als in anderen EU Mitgliedsstaaten.
+ Alles wischiwaschi: Der Testkäufer erhielt von 13 Plattformen eine Antwort. Überraschend: Keine einzige Plattform übermittelte einen konkreten Produktvorschlag. Außerdem hieß es unisono, dass die Plattform keinerlei Anlageberatung anbietet, sondern nur Kaufaufträge ausführe oder als Vermittlerin tätig sei. KundInnen sind für die Veranlagung selbst verantwortlich. In den meisten Fällen wurden dem Testkäufer Contract for Difference-Geschäfte (CFD) in Aussicht gestellt, also Wettgeschäfte auf die Preisentwicklung von beispielsweise Aktien, Indizes oder eben Krypto-Assets. Das sind hochspekulative Produkte, deren Vertrieb von der österreichischen Finanzmarktaufsicht aus Schutzgründen für KleinanlegerInnen eingeschränkt ist.
+ Risiko – was soll das sein? In keinem einzigen E-Mail war die Info angegeben, dass die Spekulationsinstrumente nicht zur Risikobereitschaft des Testkäufers passten – stattdessen zahlreiche Hinweise, wie sich der Testkäufer für den Kauf von CFD fit machen könne.
+ Informieren – wo bitte? Die Plattformen verwiesen auf Online-Tutorials, Schulungsmaterialien, Demo-Kontos zum Ausprobieren, Community in Telegram-Gruppen oder Videos. Denn Beratung gibt es keine.
+ Mit E-Mails überschwemmt: Einige Anbieter schickten in der Folge eine Vielzahl von E-Mails an den Testkäufer – die JFD Brokers in Summe 30 E-Mails.
Prantner resümiert: „Die Plattformen sind nicht empfehlenswert für unerfahrene KleinanlegerInnen. Denn es wird keine Anlageberatung angeboten. Plattformen, die Contract for Difference-Geschäfte in Österreich anbieten, haben gemäß FMA-Produktinterventionsverordnung einen Warnhinweis auf ihrer Webseite zu geben, wie hoch die Verluste bei CFD-Geschäften bei PrivatanlegerInnen-Konten ausfallen. Ein Website-Check der untersuchten Plattformen zeigt: Sie halten sich großteils an den gesetzlich festgelegten Warnhinweis und quantifizieren die Verluste, die es in sich haben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Kleinanleger Geld verbrennen – bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.“
(Forts.)