AIRSHOW/ROUNDUP 2: Airbus setzt Boeing mit kleinem Langstreckenjet unter Druck
17.06.2019 | 16:13
(neu: Weitere Bestellung für Airbus A321XLR, United-Auftrag für Embraer, MTU steigt bei Flugtaxi ein)
LE BOURGET (dpa-AFX) - Der europäische Flugzeugbauer Airbus
Das geplante Flugzeug ist eine Weiterentwicklung des Mittelstreckenjets A321neo und dessen bereits existierender Langstreckenversion A321LR (Long Range). Die A321XLR (Extra Long Range) soll eine Reichweite von 4700 Seemeilen (8700 Kilometer) haben und im Jahr 2023 in den Liniendienst gehen. Das wären zwei Jahre, bevor Boeing sein "New Midsize Aircraft" (NMA) fertig zu haben plant. Die Entwicklung dieses Jets, der inoffiziell bereits als Boeing 797 gehandelt wird, ist jedoch nicht einmal beschlossene Sache. Airbus-Verkaufschef Christian Scherer schätzt, dass das Projekt den US-Konzern rund 10 Milliarden US-Dollar (8,9 Mrd Euro) kosten wird.
Derweil steckt Boeing nach zwei tödlichen Abstürzen seines modernisierten Mittelstreckenjets 737 Max in einer schweren Krise. Für die Max-Maschinen gilt seit März ein weltweites Flugverbot. "Unsere Priorität ist die sichere Rückkehr der 'Max' in die Luft", sagte Boeings Finanzchef Greg Smith in Le Bourget. Ein Update für eine Steuerungs-Software, die für die beiden Unglücke mit insgesamt 346 Toten mitverantwortlich gewesen sein soll, wird derzeit von den zuständigen Behörden aus den USA und anderen Ländern geprüft. Wann die "Max" wieder abheben darf, ist völlig offen. Boeing-Chef Dennis Muilenburg geht aber davon aus, dass es noch 2019 dazu kommen wird.
Die Boeing-Führung, die für ihren Umgang mit dem Max-Desaster bereits heftig in der Kritik stand, übte sich zum Messestart in Bescheidenheit. "Diese Messe ist anders", sagte Muilenburg am Sonntag in Paris. Diesmal gehe es für sein Unternehmen nicht um Aufträge, sondern um Sicherheit, Bescheidenheit sowie darum, aus Fehlern zu lernen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Auch Finanzvorstand Smith und Spartenchefs drückten nun ihr Bedauern über die Zwischenfälle aus. Im Vergleich zu früheren Air Shows fielen die Neubestellungen am ersten Messetag vor allem für Boeing äußerst gering aus.
Dennoch zeigte sich die Boeing-Spitze überzeugt, dass ihr Konzern die seit Jahren diskutierte Entwicklung des NMA bis 2025 hinbekommt. Das Flugzeug soll Platz für 220 bis 270 Passagiere bieten und damit eher größer ausfallen als der Airbus A321XLR, der bis zu 244 Fluggäste fasst. Auch bei der Reichweite soll der Boeing-Jet mit 5000 nautischen Meilen vor dem A321XLR liegen. Allerdings setzt die Airbus-Führung auch auf den modernisierten Großraumjets A330neo, der das Segment von oben her in Angriff nimmt.
Am ersten Messetag in Le Bourget stellte Airbus Käufer für beide Flugzeugtypen vor. Die libanesische Middle East Airlines orderte als erste Airline verbindlich vier Airbus A321XLR. Der US-amerikanische Flugzeugfinanzierer Air Lease Corporation (ALC) unterzeichnete einen Vorvertrag über 27 Exemplare der A321XLR. Hinzu kommen 23 normale Airbus A321neo und 50 kleinere Maschinen der A220-Reihe. Die britische Fluglinie Virgin Atlantic entschied sich für 14 Airbus A330neo, von denen sie aber nur 8 Stück kauft und die übrigen von ALC least.
ALC-Chef John Plueger sagte Airbus' kleinem Langstreckenjet eine große Nachfrage voraus: "In fünf Jahren dürften mehr als 50 Airlines den Airbus A321XLR bestellt haben." Die Boeing-Führung schätzt den Bedarf in diesem Bereich, den sie als die "Mitte des Marktes" bezeichnet, auf insgesamt etwa 4000 bis 5000 Flugzeuge. Jeder der großen Flugzeugbauer will sich daran einen großen Anteil sichern - und möglichst keine Kunden an den Konkurrenten zu verlieren.
Denn dies könnte Boeing auch im eigenen Lande drohen. Der Airbus
A321XLR sei bisher die beste Möglichkeit auf dem Markt, um Maschinen
aus Boeings 757-Reihe auf Transatlantik-Strecken zu ersetzen, sagte
der Finanzchef der US-Gesellschaft United Airlines
Einen Auftrag unterzeichnete United beim brasilianischen
Flugzeughersteller Embraer
Boeing selbst sammelte am Montag eine kleinere Bestellung über 10 ältere Mittelstreckenjets der 737-Reihe ein, die der Konzern zu Frachtmaschinen umgebaut hat. Käufer ist der US-Flugzeugfinanzierer Gecas. Die älteren Typen der 737-Reihe sind von dem Flugverbot für die Max nicht betroffen.
Unterdessen will der Münchner Triebwerksbauer MTU
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