Analyse im Detail

Bewertung von Keefe, Bruyette & Woods: Halten19. Oktober 2005

Raiffeisen International kann auf Nettobasis den Kaufpreis für den 93,5%-Anteil an der ukrainischen Bank Aval, der im Rahmen des Investorentages in der Vorwoche mit 1,028 Mrd. Dollar bzw. 850 Mio. Euro angegeben worden ist, noch leicht reduzieren. Und zwar um 24 Mio. Euro auf 826 Mio. Euro. Diese 24 Mio. Euro sind eine Zahlung der früheren Bank Aval-Grossaktionäre, die in die Bank Aval fliesst. Der Hintergrund: Die Bank Aval, die im Privatbesitz stand, hat in vergangenen Jahren die – nicht unübliche – Praxis geübt, den zu versteuernden Gewinn möglichst gering zu halten. Daher wurden hohe Versicherungsprämien an Unternehmen bezahlt, die im Einflusskreis eben jener früheren Bank-Aval-Grossaktionäre standen. Oder es wurden hohe Management-Boni ausbezahlt, mit denen die Manager, oft ident mit den Grossaktionären, wiederum Kapitalerhöhungen bei der Bank finanzieren konnten. Um diese Praktiken nun im Zuge der Übernahme rückgängig zu machen bzw. zu beenden, haben die früheren Aval-Grossaktionäre dieser Rückzahlung in die Bank Aval zugestimmt. Dies hat Raiffeisen International im Rahmen des Capital Markets Day in der Vorwoche den Investoren aufgeschlüsselt. Es handelt sich somit um eine indirekte Reduktion des Kaufpreises. Analyst Matthew Clark von Keefe, Bruyette & Woods hebt infolge der detaillierten Infos in der vergangenen Woche nicht nur das Kursziel für die Raiffeisen International-Aktie von zuletzt 45 Euro auf 55 Euro an, er nimmt auch Änderungen bei den Gewinnschätzungen vor. So hebt er die Schätzung für RI für das Jahr 2007 um 12% auf 3,96 Euro je Aktie an. Für heuer und das Jahr 2006 werden die Prognosen allerdings leicht zurückgenommen, da Clark rund 25 Mio. Euro als Restrukturierungskosten für die Bank Aval veranschlagt. Es seien allerdings vom Management dahingehend keine Angaben gemacht worden. Für heuer wird nun ein Gewinn je Aktie von 2,44 Euro erwartet (zuvor: 2,64 Euro), für 2006 von 2,99 Euro (zuvor: 3,09). Clark behält jedoch die "Market Perform"-Empfehlung für die Aktie bei, da er davon ausgeht, dass es einige Zeit dauern wird, bis die Wachstumsstrategie der RI bis zur Bottom-line, also dem Überschuss, durchschlägt. Den Kaufpreis für die Bank Aval, der auf Basis des "Nettopreises" beim 3,6-fachen Buchwert für 2005 liege, sei durchaus angemessen und lasse sich durch ein Wachstum von 11% p.a. und einen ROE von 23% rechtfertigen. Vor dem Hintergrund des unterbesetzten Bankenmarkts in der Ukraine sei dies durchaus realistisch. Zu den von RI anvisierten Kostensynergien von 5 Mio. Euro pro Jahr durch die Zusammenführung von Bank Aval mit der ukrainischen RI-Tochter meint Clark, dass angesichts der Grösse der Aval wahrscheinlich Platz für mehr sein wird. Während das Management von RI beim Investorentag den Grossteil seiner Ziele bestätigt hat, sei es doch bei der Anforderung an die Kernkapitalquote zu einer deutlichen Änderung gekommen. Statt zuvor angepeilten 10%, werden nun 8% als ausreichend bezeichnet. Dies würde sich laut Analyst Clark auch ausgehen, er errechnet inklusive Bank Aval für das vierte Quartal 2005 eine Tier 1-Quote von 8,5%, für Ende 2006 von 8,3%. Nichtsdestotrotz würde das nicht viel Spielraum für eine mögliche Akquisition der rumänischen Sparkasse CEC lassen.

Stimmungsbild von 6 Analysten

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30.08.2024 | 17:35