Seit etwa einem Jahr befindet sich der Bund-Future im Seitwärtstrend. Der Indikator für den deutschen Rentenmarkt reflektiert demnach eine Kursentwicklung, die unter starken Schwankungen zu unveränderten bzw. leicht niedrigeren Renditen bei Bundesanleihen geführt hat. Bei genauerer Betrachtung scheint sich also die von vielen Marktteilnehmern bereits ausgerufene Zinswende noch nicht durchgesetzt zu haben. Denn wer mit Staatsanleihen der EU-Kernländer Geld verdienen möchte, geht im Schnitt bei Anleihen mit einer Laufzeit von unterhalb 5 Jahren nominal nach wie vor leer aus bzw. zahlt teilweise sogar drauf. Dabei müssten Anleger unter Berücksichtigung der Inflation mindestens 1,4 Prozent Rendite einfahren, um die Kaufkraft ihrer Anleiheinvestition zu erhalten.

Für Peter de Coensel, CIO Fixed Income bei Degroof Petercam AM, sind die fetten Jahre an den Rentenmärkten zwar grundsätzlich vorbei, Angst hält er dennoch für unangebracht: „Bei einem kurzfristigen Anlagehorizont erscheinen einzelne Staats- und Unternehmensanleihen der Eurozone wenig attraktiv. Doch betrachtet man den gesamten Markt für Euro-Staatsanleihen sowie in Euro begebene Investment Grade und High Yield-Unternehmensanleihen, sieht der Blick in die Zukunft schon vielversprechender aus. Und wenn man das Spektrum noch auf die globalen Anleihemärkte und Fremdwährungen erweitert, lassen sich die Möglichkeiten deutlich erweitern und Anleiheportfolios mit attraktiveren Rendite-Risiko-Profilen konstruieren“.

Fixsterne im globalen Rentenuniversum 

Seine Ansicht untermauert der Rentenexperte mit Zahlen: In Szenarien vorübergehend schwankender Zinsen und Credit Spreads sollten Investoren möglichst geduldig und ohne Market Timing agieren. Dies vorausgesetzt beträgt die durchschnittliche Duration, die dem kürzesten Anlagehorizont entsprechen sollte, bei europäischen Staatsanleihen 7,5 Jahre, bei einem erwarteten Bruttoertrag von 1,8 Prozent. Für Euro-Unternehmensanleihen liegen diese Werte bei 3 Jahren bzw. 2,0 Prozent. Berücksichtigt man den durchschnittlichen Ausfall von Euro-High Yield-Bonds über 5 Jahre, so liegt der erwartete Return für dieses Anleihesegment bei knapp unter 2 Prozent.

„Sucht man außerhalb der Eurozone nach Diversifikatoren, lassen sich interessante Kombinationen zusammenstellen“, sagt Peter de Coensel. „US-Staatsanleihen zum Beispiel handeln bei einem erwarteten Return von 3,1 Prozent und einer Duration von 8 Jahren sowie US-Unternehmensanleihen bei 4,8 Prozent bzw. 7,5 Jahren. Das Rendite-Risiko-Profil lässt sich weiter abrunden mit in Lokalwährungen begebenen Staatsanleihen der Schwellenländer, deren erwartete Rendite bei 5,6 Prozent liegt“.

Richtung der Wirtschaft bestimmt Richtung der Zinsen

Vorhersagen zu treffen, wie sich die Märkte entwickeln, ist immer schwierig – häufig kommt es dann anders. Den verschiedenen Szenarien für die internationalen Rentenmärkte liegen Annahmen an eine Konjunktur zugrunde, die entweder gleich bleibt oder sich beschleunigt bzw. verlangsamt. Entsprechende Erwartungen bestehen dann hinsichtlich der Marktzinsen.

Das aktuelle Grundszenario berücksichtigt den aktuellen nominellen Wachstumspfad der Weltwirtschaft mit reflationären Tendenzen und dementsprechenden Erwartungen an steigende langfristige Zinsen. Dieses Umfeld kann für Anleiheinvestments Kursverluste bedeuten und fordert Anlegern eine hohe Wachsamkeit ab. Pendelt sich das globale Wachstum hingegen auf dem vorherrschenden Niveau ein, werden die langfristigen Zinsen im Durchschnitt niedrig bleiben. In einem solchen Umfeld bleiben vor allem solche Rentenanlagen attraktiv, die breit diversifiziert sind und auf die Erzielung solider Erträge abzielen.

Verlangsamt sich gar das weltweite Wachstum, steigen erneut die Rezessions- und Deflationsrisiken. Notenbanken würden wieder zu quantitativen Maßnahmen greifen, um die langfristigen Zinsen möglichst niedrig zu halten. Dieses Szenario würde den Druck auf die Bondrenditen wieder erhöhen, während die Anleihekurse gleichzeitig anziehen.

Risikoprämien kombinieren

Mit Blick auf das 2. Halbjahr 2018 kommentiert Peter de Coensel: „Welches Marktszenario auch immer eintritt, am besten gerüstet sind Investoren mit einem maximal diversifizierten Anleiheportfolio. Denn Diversifikation ist der einzige ‚Free lunch‘ an den Kapitalmärkten, also die einzige Komponente, die kein Risiko beinhaltet. Ein weltweit breit gestreutes Bondportfolio ist deshalb der Schlüssel für die Anleihemärkte von morgen“.

„Bei Degroof Petercam AM konstruieren wir ein ‚Most Diversified Portfolio‘ derzeit mit den Komponenten ‚Globale Staatsanleihen‘, ‚Globale Inflationsindexierte Anleihen‘, ‚Schwellenländerstaatsanleihen in Lokalwährung‘ sowie Liquidität. Abgerundet wird dieser Mix durch ein globales Unconstrained-Portfolio, in dem Anleihen nach hoher Überzeugung völlig frei von Vorgaben und unabhängig einer Benchmark selektiert werden. Solange die Fixed Income-Komponente gut diversifiziert ist, wird sie auch zukünftg zum Kapitalwachstum beitragen können und zudem eine Absicherung bieten, wenn die Aktienkomponente eines Vermögens in Bedrängnis kommt“, so der Fondsmanager.