Die europäische Payment-Initiative EPI soll den europäischen Handel und die Banken stärken. EPI-Chefin Martina Weimert ist Gast beim P19 MidTerm Event am 22. Juni im Museumsquartier.

Wien (OTS) - In den letzten Jahren hat sich die Art, wie Europäer:innen bezahlen, rasant verändert. Befeuert wurden die Veränderungen durch die Coronavirus-Pandemie, die die Digitalisierung des Bezahlens wesentlich beschleunigt hat. Allein 2020 stieg das Einkaufsvolumen im Bereich des E- und M-Commerce - Einkaufen über Smartphone oder Tablet – um 17 Prozent auf satte 1,2 Mrd. Euro, so der Handelsverband. Beim digitalen Shoppen werden Konsument:innen immer mehr verschiedene digitale Zahlungsoptionen angeboten, die von unterschiedlichen Payment-Dienstleistern zur Verfügung gestellt wurden. Neben Kauf auf Rechnung, SEPA-Lastschrift und Kreditkarte gehört PayPal zu den beliebtesten Online-Bezahlmethoden; auch Apple Pay gehört zu den Rising Stars des Mobile-Payments. Aber: „Die beliebtesten digitalen und auch mobilen Zahlungslösungen haben eines gemeinsam: Sie sind nicht aus Europa. Europa ist abhängig von internationalen Bezahlsystemen“, konstatiert Martina Weimert, CEO der European Payment Initiative (EPI) Interim Company.

Heimische Wirtschaft stärken

Das ist auch eines der zentralen Diskussionsthemen beim P19 Midterm Event am 22. Juni im Museumsquartier. Mit Martina Weimert konnte eine wichtige Schlüsselperson als Speaker gewonnen werden. Denn die EPI hat sich als ehrgeiziges Ziel gesetzt, ein europäisches Gegengewicht zu Visa, Mastercard, PayPal, aber auch Facebook, Amazon und Google aufzubauen. „Der Zahlungsverkehr Europas ist zu großen Teilen von amerikanischen Firmen abhängig. Wir brauchen ein europäisches Payment-System nach europäischen Regeln, um als gemeinsames Europa konkurrenzfähig zu werden“, so Weimert, „dabei ist ein großes Vertrauenskapital in europäische Lösungen spürbar. Sicherheit ist natürlich ein wesentlicher Faktor.“ Die EPI ist ein Zusammenschluss von 31 Banken und Kreditinstituten sowie zwei Drittanbietern und hat das Ziel, einen europäischen Standard für Zahlungen zu entwickeln, der – wie gängige Systeme – pan-europäisch aber auch international agieren kann. Die Ziele: Die Wertschöpfung, die aus Zahlungen entsteht, in Europa zu behalten, Datenschutz nach europäischen Standards und vor allem Unabhängigkeit von nicht-europäischen Payment-Systemen.

Kundennutzen im Fokus

Dass große Teile des europäischen Handels von nicht-europäischen Payment-Systemen abhängen, ist auch für den Wirtschaftsstandort Österreich wesentlich, so Petia Niederländer, Direktorin Hauptabteilung Zahlungsverkehr, Risikoüberwachung und Finanzbildung der OeNB: „Zahlungsverkehr ist ein Stabilitätsfaktor, denn dieser generiert gut 36 Prozent des Umsatzes heimischer Banken. Wir dürfen nicht zulassen, dass immer mehr Kontrolle über und Wertschöpfung aus diesem Faktor aus Europa abfließt.“ Das Bezahlen im Internet, so Niederländer, sei viel komplexer als das Bezahlen mit Bargeld. „Es kommen hier viel mehr Faktoren zusammen, allein die Flut an Daten, die damit verbunden ist, muss nach europäischen Standards verarbeitet werden.“ P19-Mitinitiator Martin Sprengseis erklärt weiter: „Uns ist es wichtig, über europäische Optionen zu diskutieren und Lösungen aufzuzeigen. Alle Kund:innen wollen mit ihren Zahlungsmöglichkeiten – egal von wem - europaweit und weltweit bezahlen können.“

Europas Payment-Landschaft ist ein Fleckenteppich

Bislang ist die Payment-Landschaft Europas eher mit einem Fleckenteppich zu vergleichen. Ein paneuropäisches Regelwerk, wie Zahlungen abzuwickeln sind, gibt es nicht. „Nationale Lösungen funktionieren bislang nur auf nationaler Ebene, verlieren aber international an Konkurrenzfähigkeit, denn internationale Transaktionen laufen über internationale Player“, führt Weimert aus. P19-Mitinitator Max Jürschik hält fest: „Fintechs und Developer, die wirklich gute Lösungen anbieten, gibt es in Österreich und Europa viele. Wie sie miteinander interagieren sollen und nach welchen Regeln sie spielen sollen, weiß aber niemand.“ P19-Initiator Gerald Gruber meint weiter: „Während Europa damit ringt, ein gemeinsames Payment-System aufzubauen, weiten bestehende Systeme ihre dominante Position als mobile Zahlungsabwickler in Europa aus. Ein pan-europäisches Zahlungssystem muss in erster Linie ein Problem der Endkunden lösen und dabei besser sein als bestehende Lösungen, wenn es Erfolg haben soll.“ Mit dem Midterm Event am 22. Juni macht sich P19 für den proaktiven Austausch zwischen Handelsverter:innen, Banken und Drittanbietern stark. „Die P19 Payment Pioneers setzen wichtige Schritte – davon profitiert natürlich auch Österreich“, schließt P19-Kuratorin Birgit Kraft-Kinz ab, „wir laden alle Interessierten ein, Teil der P19 Community zu werden!“