Die Corona-Krise mit all ihren wirtschaftlichen Auswirkungen und Nebenschauplätzen wird die Anleger wohl auch in der neuen Woche nicht in Ruhe lassen. Lockerungen wirtschaftlicher und individueller Einschränkungen könnten wie zuletzt die Kurse stützen, sofern die Infektionszahlen unter Kontrolle bleiben. Auf der anderen Seite stehen jedoch neue Belastungen wie der Handelsstreit zwischen den Wirtschaftsmächten USA und China, der aus der Pandemie heraus zuletzt neu aufgeflammt ist.

Die Hängepartie beim Dax , der schon seit Wochen zwischen 10 000 und 11 000 Punkten keine klare Richtung findet, droht damit weiter zu gehen. Irgendwann wird der Ausbruch nach oben oder nach unten kommen, da sind sich Experten sicher. Bislang sei aber in beide Richtungen kein eindeutiger Kurstreiber in Sicht, hieß es. Laut Andreas Büchler vom Börsenmagazin Index-Radar deuten widersprüchliche Signale darauf hin, dass die Spanne der vergangenen Wochen bestand haben könnte.

Büchler baut zwar etwas Hoffnung darauf, dass schon kleinere Rückschläge von Anlegern immer wieder zu Käufen genutzt würden. "Auf Schnäppchenjäger bleibt Verlass", so der Experte. Auf der anderen Seite jedoch beunruhige die derzeit wieder zunehmende Schwankungsbereitschaft an den Börsen mit Bewegungen in beide Richtungen. Der Gradmesser für die Angst der Dax-Anleger, der VDax-New, war zuletzt wieder auf den höchsten Stand seit April gestiegen.

Der deutsche Leitindex Dax muss sich in den kommenden Wochen auch daran messen lassen, dass er sich seit dem März-Tief schon wieder um ein Viertel erholt hat, ohne dass dies bei den Gewinnaussichten der Unternehmen der Fall ist. In den Augen der Weberbank sollte deshalb die Gefahr eines erneuten Rückschlags nicht ignoriert werden. "Immerhin sind die Bewertungen der Aktienmärkte durch die wegbrechenden Gewinnerwartungen bereits wieder deutlich gestiegen", warnte der Portfoliomanager Jens Herdack.

Auf der anderen Seite steht jedoch die von der Commerzbank beobachtete Tatsache, dass Anlageprofis in der Krise stark aus dem Risiko gegangen sind. "Professionelle Anleger wie Pensionskassen, Publikumsfonds und Versicherungen haben ihre Aktienquoten drastisch reduziert und sind stark untergewichtet", argumentiert Chris-Oliver Schickentanz gegen eine nochmals deutlichere Korrektur. "Dadurch liegt nun viel Geld auf der Seitenlinie, das investiert werden muss." Seine Bank hat deshalb die jüngst erst reduzierten Aktienquoten wieder etwas erhöht.

Wirtschaftlich gibt es vereinzelt Hoffnung auf eine baldige Talsohle. "Wichtig ist jetzt, dass möglichst schnell und nachhaltig wieder mehr Zuversicht einkehrt", betonte der Chefstratege der Privatbank Merck Finck, Robert Greil. Er hält wegen der laufenden Lockerungen bessere Stimmungsdaten aus der deutschen Wirtschaft für möglich. Bei den Mai-Daten aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor, die beide am Freitag veröffentlicht werden, erwartet er eine erste leichte Aufhellung. Hinweise dafür könnten schon die am Dienstag erwarteten ZEW-Konjunkturerwartungen liefern.

Die Berichtssaison der Unternehmen hat ihre Hochphase derweil hinter sich, sodass diese fortan als Kurstreiber in der Bedeutung sinkt. In der neuen Woche gibt es mit Firmen wie der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties am Montag oder dem Veranstalter und Tickethändler CTS Eventim sowie Ado Properties am Mittwoch nur noch Nachzügler mit Quartalszahlen. Fahrt nimmt dagegen die Saison der Hauptversammlungen auf, die in diesem Jahr online stattfinden. Im Zuge dessen dürfen sich Aktionäre in den kommenden Tagen auch über ihre Dividenden freuen, sofern sie in der Corona-Krise noch gezahlt werden./tih/la/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0021 2020-05-18/05:50

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