WOCHENAUSBLICK: Dax drohen bis US-Wahlen Schwankungen
04.11.2024 | 05:50
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax
Nach drei Tagen mit deutlichen Kursverlusten, die den Dax unter die für den kurzfristigen Trend wichtige 21-Tage-Linie gedrückt hatten, berappelte er sich zuletzt etwas. Bislang hält die 50-Tage-Linie, die als Indikator für die mittelfristige Entwicklung gilt. Seit Jahresbeginn steht für den deutschen Leitindex immer noch ein sattes, prozentual zweistelliges Plus zu Buche. Auch das Mitte Oktober erreichte Rekordhoch von knapp 19.675 Punkten ist noch in Sichtweite.
Ob der Dax in der neuen Woche die Bestmarke wieder ins Visier nimmt oder weiter nachgibt, dürften die US-Wahlen am Dienstag maßgeblich beeinflussen. Letzte Umfragen versprechen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der demokratischen US-Vizepräsidentin Kamala Harris und dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump - "mit zuletzt leichten Vorteilen für Trump", wie Strategin Claudia Windt von der Landesbank Helaba schreibt. Ungewiss sind auch die künftigen Mehrheiten in den beiden Kongresskammern Senat und Repräsentantenhaus. Diese haben erheblichen Einfluss auf die politischen Gestaltungsmöglichkeiten des künftigen Amtsinhabers.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets rechnet mindestens bis Mittwochmorgen mit Schwankungen an den Aktienmärkten - "oder auch darüber hinaus, sollten wir (dann) den Sieger noch nicht kennen". Unabhängig vom Wahlausgang dürfte die erste Reaktion an der Wall Street Erleichterung sein, "dass das Ereignis hinter dem Markt liegt". Voraussetzung sei allerdings, dass der Verlierer seine Niederlage anerkenne, betont Molnar. Im Januar 2021 hatten Anhänger des noch amtierenden, aber abgewählten Amtsinhabers Donald Trump den Kongresssitz gestürmt, um die Ernennung des siegreichen Demokraten Joe Biden zu verhindern. Bis heute erkennt Trump seine damalige Niederlage nicht an.
Ein nicht eindeutiger Wahlausgang könnte dazu führen, dass der Verlierer juristisch erneute Stimmauszählungen erzwinge, warnt Helaba-Expertin Windt. Die damit drohende politische Lähmung und Unsicherheit dürfte an den Finanzmärkten zu weiteren Umschichtungen in "sichere Anlagehäfen" wie Gold und Anleihen führen, wie schon die jüngsten Rekordmeldungen für den Goldpreis und die Kursverluste bei Aktien gezeigt hätten.
Die heimische Konjunktur brumme und die Arbeitslosigkeit sei niedrig, was eigentlich Harris und den Demokraten zugutekommen sollte, konstatiert Ökonom Alexander Buhrow von der DZ Bank. Dennoch sähen viele Wähler die wirtschaftliche Lage skeptisch. Zudem billigten sie Trump mehr Wirtschaftskompetenz zu als Harris. Dazu werde Trump in anderen wichtigen Politikfeldern wie etwa Migration und Kriminalität als kompetenter wahrgenommen. Für die demokratische Kandidatin, der Umfragen bescheinigten, zuletzt in einigen wichtigen Swing States hinter Trump zurückgefallen zu sein, werde das zum Problem.
In den meisten US-Bundesstaaten gilt bereits als sicher, welcher Kandidat sich durchsetzen wird. Umkämpft sind lediglich die sieben sogenannten Swing States. Sie sind der Schlüssel zur notwendigen Mehrheit im Wahlleute-Gremium. Am Ende kann auch der Kandidat gewählt werden, der landesweit weniger Stimmen als sein Konkurrent bekommen hat - so wie Trump bei seinem Sieg 2016 gegen Hillary Clinton.
Die US-Wahlen drängen andere, ebenfalls wichtige Ereignisse in der
neuen Woche weitgehend in den Hintergrund. So steht am
Donnerstagabend europäischer Zeit der Zinsentscheid der Fed an. Eine
weitere Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte gilt als so gut wie
sicher. Dies zeigt das "Fed Watch Tool" der Optionsbörse CME, das
Wetten auf die künftige Zinsentwicklung abbildet. Der jüngste
US-Arbeitsmarktbericht, der die Märkte kaum bewegte, verstärkte
diese Erwartungen sogar noch etwas. Seine Bedeutung sei diesmal
aufgrund von Verzerrungen durch Stürme und den Streik beim
US-Flugzeugbauer Boeing
Im Fokus dürften Aussagen der amerikanischen Währungshüter zum künftigen Zinspfad stehen. Für die Geldpolitik kommt dem Ausgang der US-Wahlen eine große Bedeutung zu, da Joe Bidens Nachfolger einen neuen Fed-Chef bestimmen kann - den dann allerdings der Senat bestätigen muss.
Abgesehen von Politik und Geldpolitik dürften Unternehmenszahlen
weiterhin das Marktgeschehen beeinflussen. In Deutschland eröffnen
der Logistikkonzern DHL und der Online-Modehändler Zalando
Zur Wochenmitte berichten dann die Commerzbank
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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