Politische Hängepartien, Konjunkturindikatoren und die Charttechnik dürften in der letzten März-Woche die Anleger beschäftigen. Experten zufolge wird der deutsche Leitindex Dax seinen zuletzt eingeschlagenen Konsolidierungskurs mangels Fortschritten bei den zentralen Marktthemen fortsetzen. Laut dem Chefstrategen von der Privatbank Merck Finck, Robert Greil, werden der Brexit und der US-chinesische Handelskonflikt auch im April wohl noch als Damoklesschwerter über den Börsen schweben.

Der Dax war zuletzt mit 11 823 Punkten auf ein Hoch seit Oktober gestiegen, wo die Anleger dann der Mut verließ. Seit Tagen kämpft der Leitindex nun schon um zwei bedeutende Indikatoren für den längerfristigen Trend, nämlich die einfachen und exponentiellen 200-Tage-Linien. Erstere hatte das deutsche Kursbarometer erstmals seit sieben Monaten wieder überschritten, zum Leidwesen der Optimisten entpuppte sich dieser Moment aber als Fehlausbruch.

Charttechisch sind die Ampeln für den Dax dabei, von Grün auf Gelb zu springen. "Der vorläufige Trend weist zwar noch nach Norden, doch die Hemmfaktoren, die einem weiteren Anstieg entgegen stehen, sind noch nicht aus dem Weg geräumt", sagte Andreas Büchler vom Chartanalyse-Anbieter Index Radar. Er rechnet damit, dass hoher Verkaufsdruck im Bereich zwischen 11 700 und 12 100 Punkten auch künftig für Probleme sorgen wird.

Die Verhandlungen zwischen China und den USA verliefen zuletzt genauso stockend wie jene über den geplanten EU-Austritt Großbritanniens, sodass es nach all den Monaten einer Überraschung gleich käme, wenn diese Themen nicht in die Verlängerung gehen würden. Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg aber glauben in ihrem Hauptszenario immerhin noch daran, dass für beide Fragen im ersten Halbjahr eine Lösung gefunden wird.

Beim Brexit liegt der Ball vorerst in London. "Wenn das britische Parlament dem ausgehandelten Vertrag zustimmt, gibt es immerhin Zeit bis zum 22. Mai, um einen geordneten Brexit zu organisieren", sagte der Ökonom Ulf Krauss von der Landesbank Helaba. Sofern der Deal abgelehnt werde, werde es wohl nur einen kurzen Aufschub bis zum 12. April geben. Beim Handelsstreit hieß es zuletzt, dass der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer in der neuen Woche gemeinsam mit Finanzminister Steven Mnuchin für weitere Gespräche nach China reisen soll.

Nach einem bisher guten Lauf in diesem Jahr - der Dax hatte in der Spitze mehr als 11 Prozent zugelegt - wurden Anleger zuletzt auch konjunkturell auf dem falschen Fuß erwischt. "Schließlich hatten sie bereits auf einen baldigen Beginn eines neuen Aufschwungs gesetzt", kommentierte dies Helaba-Experte Markus Reinwand. Die Skepsis der US-Notenbank Fed und schwache Einkaufsmanagerindizes zeichneten zuletzt aber ein anderes Bild. Weitere Indikatoren dürften daher sehr kritisch überprüft werden.

Den Anfang macht dabei am Montag das wohl wichtigste deutsche Stimmungsbarometer, der Ifo-Index. "Angesichts der schwachen März-Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Deutschland droht der siebte Rückgang in Folge", sagt der Merck-Finck-Experte Greil. Der deutsche PMI für das verarbeitende Gewerbe fiel diesen Monat mit 44,7 Punkten auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren - und damit deutlich unter die 50-Prozent-Schwelle, unter der ein wirtschaftliches Schrumpfen angenommen wird.

Auf Unternehmensseite wird am Montag zunächst gespannt in das kalifornische Cupertino geblickt, wo Apple dem Vernehmen nach einen eigenen Videodienst vorstellen wird. Damit droht nach Netflix und Amazon ein weiterer US-Technologiegigant den hiesigen Medienkonzernen wie ProSiebenSat.1 oder RTL das Leben schwer zu machen.

In Deutschland zieht die Berichtssaison weitere Kreise im Nebenwertebereich - am Dienstag zum Beispiel mit Jahreszahlen von Deutsche Wohnen oder Nordex , am Mittwoch mit Ströer und HHLA und am Donnerstag unter anderem mit Cewe , United Internet , Varta oder Evotec ./tih/la/fba

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0191 2019-03-22/15:48

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