Die Zeiten sind kompliziert und viele Anleger fragen sich jetzt, in welchen Branchen sie sich nach aussichtsreichen Aktien umschauen sollten. Zyklische Werte wirken oft unglaublich billig, aber nun droht möglicherweise eine anhaltende Schwächephase.

Defensive Werte rund um Konsum und Gesundheit wiederum sollten zwar besser durch eine etwaige Krise kommen, aber diese Aktien sind vielfach teurer, genauso wie diejenigen der schnell wachsenden amerikanischen Internetunternehmen.

Wo gibt es also den optimalen Mix aus Chancen und Risiken? Genau das haben wir drei erfahrene Autoren von The Motley Fool Deutschland gefragt.

Kommuniziert wird immer

Ralf: Die Momentumstrategie hat über die letzten Jahre ausgezeichnet funktioniert. Während viele substanzstarke Unternehmen im besten Fall seitwärts tendierten, erklommen die Aktien vieler Wachstumsstars immer neue Höhen, selbst wenn sie weder über Gewinne noch über relevantes Eigenkapital verfügten.

Meine Erwartung ist, dass der Trend sich über die kommenden Monate umkehren wird. Bereits jetzt ist zu beobachten, dass eher langweilige Konsumwerte wie Beiersdorf (WKN: 520000) besonders gefragt sind, während Tech-Aktien zuletzt anscheinend an ihre vorläufigen Grenzen gestoßen sind.

Aber statt den teuren Kursen hinterherzulaufen, würde ich mich lieber unter den billigen Aktien nach guten Deals umschauen wollen, also in Branchen wie Banken, Automobilzulieferer oder Telekommunikation. Bei den ersten beiden sehe ich im Moment noch etwas zu viel Gegenwind, sodass es sich lohnen könnte, noch den einen oder anderen Monat abzuwarten. Kommuniziert wird hingegen immer, ob Krise oder nicht. Gut möglich, dass die Leute sich noch mehr hinter dem Fernseher und dem Internet-Tablet verstecken, im Fall, dass die Zeiten schwierig werden.

Die Branche erfährt gerade einen massiven Konsolidierungsprozess und das Thema „5G“ sollte auf Jahre hinaus neue Dynamik hineinbringen. Die Deutsche Telekom (WKN: 555750) hat sich über die letzten Jahre zu einem echten Champion mit starken Technologieinitiativen entwickelt. Freenet (WKN: A0Z2ZZ) wiederum bleibt einer der besten Dividendenzahler und die aufstrebende 1&1 Drillisch (WKN: 554550) hat die Chance, den nächsten Entwicklungsschritt zu meistern. Noch spannender ist die kleine NFON (WKN: A0N4N5), die dabei ist, ein paneuropäisches Cloudtelefonie-Angebot auszurollen.

Wer also gute Chancen sucht, ohne unkalkulierbare Risiken eingehen zu wollen, der kann jetzt in der Telco-Branche fündig werden. Das wäre meine beste Idee, was meint ihr beiden?

Airlines und das menschliche Bedürfnis nach Abwechslung

Thomas: Ralf, dein Ansatz basierend auf dem menschlichen Bedürfnis nach Verbundenheit – sprich Kommunikation – gefällt mir wirklich gut! Tony Robbins, ein extrem erfolgreicher Speaker, Business-Coach und Bestsellerautor aus den USA, zählt die Verbundenheit zu einem der vier „Bedürfnisse der Persönlichkeit“ – auf diese Branche zu setzen könnte langfristig daher definitiv Sinn machen.

Ein weiteres „Bedürfnis der Persönlichkeit“ ist Abwechslung; genau hier kommt meine aussichtsreiche Branche ins Spiel – die Luftfahrtbranche! Ich kenne niemanden, der nicht gerne reist. Logisch – denn kaum etwas ist abwechslungsreicher, als verschiedene Länder auf der ganzen Welt zu besuchen.

Verreisen erfüllt also das menschliche Bedürfnis nach Abwechslung wie kaum ein anderes – kein Wunder also, dass wir es lieben. Und hier kommen Airlines ins Spiel: Es gibt kein schnelleres und bequemeres Reisemittel als das Flugzeug. Auf absehbare Zeit wird sich daran auch nichts ändern.

Unternehmen wie die Lufthansa (WKN: 823212) oder Ryanair (WKN: A1401Z) sind also keineswegs nur irgendwelche Betreiber von Flugzeugen – vielmehr sehe ich in ihnen „Bedürfnis-Erfüller“. Fluggesellschaften bieten also – genau wie Telekommunikationsunternehmen – eine Dienstleistung an, die für uns Menschen extrem wichtig ist, weil sie ein Grundbedürfnis erfüllt. Die derzeitigen Börsenbewertungen spiegeln dies nicht ansatzweise wider.

So brach die Ryanair-Aktie in den letzten zwei Jahren um über 50 % ein, die Lufthansa-Aktie wird derzeit sogar knapp 55 % unterhalb ihres Allzeithochs gehandelt und bei Easyjet mussten die Aktionäre einen Absturz von fast 60 % verdauen (Stand: 29.08.2019).

Airline-Aktien könnten im Moment also ein wirklich lukratives Investment darstellen – wir brauchen sie, um unser Bedürfnis nach Abwechslung zu erfüllen, gleichzeitig sind die Aktien – insbesondere die der europäischen Vertreter – am Boden. Wenn du mich fragst, dann könnten Airlines daher ein ziemlich aussichtsreiches Investment sein!

Christoph, jetzt bin ich auf deine Auswahl gespannt!

Unaufhaltsame Technologietrends

Christoph: Gerne, Thomas! Ich mag es, mir die Welt der Zukunft vorzustellen und anhand dieser Visionen zu investieren. Wenn ich zehn Jahre nach vorne blicke, dann sehe ich eine Welt, in der vieles vernetzt und „intelligent“ ist. Alle möglichen Geräte sind über das Internet miteinander verbunden und sorgen dafür, dass wir Menschen einen möglichst sorgenfreien Alltag haben. Wie wäre es mit einer Kaffeemaschine, die frischen Kaffee brüht, noch während du gerade am Aufwachen bist? Oder einem Auto, das dich zur Arbeit fährt?

Damit das Internet der Dinge und all die anderen damit verbundenen Technologien Wirklichkeit werden können, braucht es vor allem jede Menge Halbleiter: Ohne diese Wundermaterialien bleibt der Bildschirm deines Handys dunkel, dein Computer fährt nicht hoch und das Internet steht still.

Was es zu beachten gilt, ist, dass die Branche derzeit ein zyklisches Tief durchläuft. Das hat dazu geführt, dass viele Halbleiterunternehmen im Moment auf überdurchschnittlich hohen Lagerbeständen sitzen. Mit anderen Worten: Die Nachfrage ist schwächer als die Produktion. Das ist für Unternehmen natürlich keine gute Situation, da viele Kosten in der Produktion und Verwaltung ungeachtet der Absatzmenge gleich bleiben.

Doch auch so ein zyklisches Tief ist irgendwann durchgestanden, und solide Unternehmen mit guten Marktpositionen sollten davon nicht nachhaltig geschwächt werden. Die Experten von PwC erwarten, dass der Gesamtmarkt für Halbleiterprodukte nach einer Stagnation im laufenden Jahr ab 2020 wieder wachsen dürfte. Wachstumstreiber dürften vor allem KI-Anwendungen sein, etwa in Autos und der Datenverarbeitung. Von beidem könnte zum Beispiel die Aktie von Nvidia (WKN: 918422) profitieren.

Derzeit ist der PHLX-Halbleiterindex, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), sogar um ein paar Prozente günstiger bewertet als der breite Marktdurchschnitt, gemessen am S&P 500. Es sieht mir daher danach aus, als ob man die zyklische Schwäche des Sektors für sich nutzen könnte.

Ist dies die nächste Wirecard?

Wirecard stieg um fast 2.000 %. Jetzt gibt es einen aussichtsreichen „Nachfolger“, der schon bald die Spitze einnehmen könnte. Erst im vergangenen Jahr kam die Aktie an die Börse. Mit +49 % Umsatz-Wachstum (2018) und einer traumhaften Marge von 52 % (vor Steuern und Abschreibungen) fasziniert das Unternehmen die Analysten, während seine Plattform die Internet-Händler in der ganzen Welt mit der besten Performance begeistert und so bereits über 3 Milliarden Menschen erreicht. Wächst hier ein ganz neuer Tech-Gigant heran? Alle Details liest du hier:

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Thomas Brantl besitzt Lufthansa-Aktien und Ryanair-Aktien. Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von NVIDIA.

Motley Fool Deutschland 2019