(Wiederholung mit Präzisierung im dritten Absatz: Die meisten Kunden kommen über das Partnergeschäft wie etwa mit 1&1 Drillisch zu O2.)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Allen Kosteneinsparungen zum Trotz: Aktionäre von Telefonica Deutschland hatten in den vergangenen Jahren nach der Übernahme von E-Plus kaum Freude. Noch kann sich das Unternehmen durch die Kursverluste derzeit fast einer Dividendenrendite von 10 Prozent rühmen - die spanische Konzernmutter Telefonica hält die Ausschüttung schon aus eigenem Interesse hoch. Doch was hilft das, wenn die Umsätze unter Druck sind, unterm Strich weiter Verluste stehen und die künftigen Ausschüttungen wegen einer womöglich teuren Frequenzauktion in Frage stehen? Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und wie die Aktie sich entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI TELEFONICA:

Derzeit läuft bei der Bundesnetzagentur in Mainz eine Auktion für Frequenzen von 2 bis 3,6 Gigahertz, die für die nächste, sehr viel schnellere Mobilfunkgeneration 5G verwendet werden können. Um die Bedingungen gab es viel Hickhack, zudem droht mit 1&1 Drillisch aus dem United-Internet-Konzern ein vierter Anbieter eigene Lizenzen zu ersteigern. Anfangs war die Hoffnung groß, dass sich Disziplin in den Geboten durchsetzt, doch mittlerweile steht die zu zahlende Gesamtsumme der vier Teilnehmer bei mehr als fünf Milliarden Euro. Wie viel davon die einzelnen Unternehmen bieten, kann sich mit jeder Bieterrunde wieder ändern.

Telefonica steckt ohnehin in einer Zwickmühle. Die meisten Kunden kommen bei der O2-Mutter über das Partnergeschäft wie etwa über die Netzmiete der United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch zu den Münchnern. Das begrenzt aber das Wachstumspotenzial, weil das Unternehmen für diese Kunden weniger Umsatz verbucht als für eigene Kunden. Der Netz-Deal mit Drillisch war eine Auflage der EU-Kommission für den milliardenschweren E-Plus-Kauf 2014, um den Wettbewerb insgesamt hoch zu halten. Er führt dazu, dass Telefonica in Deutschland nach wie vor die meisten Mobilfunkkunden hat, beim Umsatz aber hinter den Konkurrenten von der Deutschen Telekom und Vodafone zurücksteht.

Zumindest laufen die Einsparungen im Tagesgeschäft bei Telefonica wie geplant und teilweise sogar besser als von Experten erwartet. Ob sich das auch irgendwann in Gewinnen bei dem Unternehmen niederschlägt, ist aber noch offen. Tatsächlich schreibt das Unternehmen seit der E-Plus-Übernahme nahezu durchgehend rote Zahlen, weil auch die Abschreibungen für den Zukauf weiter hoch sind.

Bei der Mobilfunkabdeckung mit LTE-Funkmasten muss Telefonica in diesem Jahr ordentlich nachlegen. Nach gut 6700 Sendestationen im vergangenen Jahr sollen dieses Jahr 10 000 weitere mit LTE aufgerüstet werden.

Telefonica Deutschland hatte jahrelang mit der Zusammenlegung der Netze von O2 und E-Plus zu kämpfen. Auch im Kundenservice gab es oft Probleme, bei LTE waren die Münchener hintendran. Unternehmenschef Markus Haas will nun weiter mittelfristig rund eine Milliarde Euro jährlich in das deutsche Mobilfunknetz investieren. Insgesamt sollen 13 bis 14 Prozent des Umsatzes für Sachinvestitionen ausgegeben werden.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die 5G-Frequenzauktion sei nur der Start für weitreichende Umwälzungen auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, schreibt Branchenexperte Guy Peddy von der Investmentbank Macquarie. Es sei wahrscheinlich, dass mit 1&1 Drillisch ein vierter Netzbetreiber in den Markt eintrete. Ebenso sei es wahrscheinlich, dass Telefonica seine derzeitige Frequenzausstattung im Bereich um 2,1 Gigahertz nicht vollends aufrechterhalten werde. Nach der Auktion kämen dann Verhandlungen um Roamingvereinbarungen - also die gegenseitige Nutzung von Frequenzen in weniger ausgebauten Gebieten. Dann stehe der tatsächliche Ausbau auf dem Programm.

Bei Telefonica Deutschland ist laut dem Analysten die Dividende in Gefahr. Für das vergangene Jahr hatte das Unternehmen bereits früh eine Erhöhung um einen Cent auf 27 Cent je Aktie vorgeschlagen. Das macht bei 2,97 Milliarden Aktien einen Ausschüttungsbetrag von 803 Millionen Euro nach der Hauptversammlung im Mai - und damit bereits mehr als die 2018 erwirtschafteten freien Mittel von 733 Millionen Euro.

Haas will die Ausschüttungsquote gemessen am Free Cashflow hoch halten - bessert sich dieser nicht und will Telefonica nicht erneut mehr zahlen als erwirtschaftet, dann dürfte es für das laufende Jahr weniger Dividende geben. Alleine wäre der Konzern dabei nicht: United Internet und 1&1 Drillisch hatten bereits angekündigt, im Fall des Erwerbs von Mobilfunklizenzen die Dividende drastisch zusammenzustreichen.

Das Gesamtbild der vom dpa-AFX-Analyser erfassten Branchenexperten sieht immerhin ausgeglichen aus. Acht Analysten raten zum Halten der Aktie, jeweils sechs zum Kauf und zum Verkauf der Papiere. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 3,60 Euro und damit gut ein Viertel über dem aktuellen Kurs.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Auch wenn die Konzernmutter in Madrid mit ihrem Anteil von 69,2 Prozent an einem hohen Dividendenfluss aus München interessiert sein dürfte, scheinen die Anleger eher der Skepsis von Experte Peddy zu folgen. Die Aktie jedenfalls zeigt schon länger eine deutliche Schwächephase. Das Hoch lag im Oktober 2015 bei knapp 6 Euro - seitdem geht es kontinuierlich abwärts.

Seit einigen Wochen dümpelt der Aktienkurs bei unter 3 Euro vor sich hin. In den vergangenen drei Jahren gab es 40 Prozent Kursverlust, in den vergangenen zwölf Monaten steht ein Minus von einem Viertel zu Buche. Zum Vergleich: Der europäische Branchenindex verlor im vergangenen Jahr nur gut sechs Prozent, die Deutsche Telekom gewann sogar zehn Prozent./men/nas/fba/jha/he

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AXC0280 2019-04-11/18:04

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