Politik befeuert die Fantasie der Anleger

Dabei gilt vor allem die Brennstoffzellentechnik als Megatrend. Wer an diesem Prozess partizipieren möchte, kann sowohl in Einzelaktien als auch in Wasserstoff-ETFs (Exchange Traded Fund) investieren (das könnte Sie auch interessieren). Befeuert wird die Fantasie durch eine Reihe von politischen Entscheidungen. So beschwören eine Vielzahl von Regierungen ihre Klimaneutralität bis 2050.

Präsident Biden kündigte ein Infrastrukturpaket an, welches Fördermittel für die Wasserstoffwirtschaft in Milliardenhöhe vorsieht. Chinas Präsident Xi Ping verspricht, dass das Riesenreich bis etwa 2060 klimaneutral sein wird. China investiert schon jetzt massiv in den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft.

Die EU (Europäische Union) möchte die Treibhausemissionen bis 2030 um 55 % senken und bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Wasserstoff wird dabei eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Auch Deutschland möchte sich nicht verstecken. Die Bundesregierung sieht in der “Nationalen Wasserstoffstrategie” vor, bis 2030 fünf Gigawatt Strom mit Wasserstoff zu erzeugen.

Wasserstoff noch nicht nachhaltig

Noch ist es aber nicht so weit! Denn ob Wasserstoff als nachhaltig eingestuft werden kann, hängt von der Herstellung ab. Wasserstoff ist eine Sekundärenergie, zu deren Produktion Primärenergie genutzt werden muss. Dann dient er als Energieträger, der Energie sowohl speichern als auch transportieren kann. Klimaneutral bleibt er nur, wenn bei der Herstellung ausschließlich erneuerbare Energien verwendet werden.

Derzeit wird Wasserstoff vorzugsweise von der chemischen Industrie zur sofortigen Nutzung hergestellt. Dabei fallen giftige Nebenprodukte wie Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid und Stickoxide an. Anders sieht es aus, wenn Wasserstoff durch Elektrolyse gewonnen wird. Dann bedarf es zwar einer Menge Strom. Wenn dieser allerdings über Wasserkraft, Windkraft und Solartechnik erzeugt wird, ist Wasserstoff sowohl in der Herstellung als auch bei der Verbrennung absolut klimaneutral.

Speicher- und Transportproblem ist gelöst

Lange Jahre wurde das Speichern und der Transport als Problem angesehen. Heute kann Wasserstoff mittels Drucks verflüssigt werden. Speichermedien sind von der 10-Liter Gasflasche bis zum Großspeicher mit 100.000 m³ vorhanden. Längerfristig kann das schon bestehende Erdgasnetz zur Speicherung verwendet werden.

Welche Unternehmen sind potenzielle Gewinner?

Inzwischen gibt es schon einige solide Player auf dem vielversprechenden Wasserstoffmarkt. Dabei besitzen die Firmen, welche sich ausschließlich mit Wasserstoff beschäftigen, das größte Potenzial. Allerdings sind diese Papiere auch mit dem größten Risiko behaftet, wenn sich herausstellen sollte, dass Wasserstoff die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Vorsichtige Anleger greifen deshalb auf Aktien von Unternehmen zurück, bei denen Wasserstoff nur einen Teil des Portfolios ausmacht. Folgende Papiere machen derzeit von sich reden (das könnte Sie auch interessieren):

Ballard Power Systems

Die Kanadier sind Pioniere in der Wasserstofftechnik und Weltmarktführer bei der Herstellung von Brennstoffzellen. Ihre Erzeugnisse werden vornehmlich in Züge, Busse, Transporter und Schiffe eingebaut.

Die Aktie gewann an Charme durch den Einstieg der chinesischen Unternehmen Weichai Power und Broad Ocean Motor, die fast 30 % der Unternehmensanteile halten. Dadurch hat Ballard Power Systems einen exzellenten Zugang zum chinesischen Markt.

Weichai Power

Weichai Power ist ein traditionsbehaftetes Unternehmen aus China. Das Kerngeschäft war lange Zeit die Produktion von Dieselmotoren. Weichai ist also keine reine Wasserstoff Aktie. 

Es wurde aber in den letzten Jahren massiv in die Technologie investiert, vor allem über Joint Ventures und Beteiligungen an europäischen und amerikanischen Unternehmen.

Linde plc

Seit der Fusion der deutschen Linde AG mit Praxair hat Linde plc seinen Sitz in Dublin. Das Unternehmen ist sowohl im DAX als auch im S&P 500 gelistet und Marktführer im Bereich Industriegase.

Linde hat stark in Wasserstoff investiert. Es betreibt mit Bee Zero weltweit den ersten Carsharing-Anbieter, dessen Autos ausschließlich mit Wasserstoff angetrieben werden.

Powercell Sweden

Das Unternehmen ist aus dem Volvo-Konzern entstanden und seit 2017 börsennotiert. Die Firma stellt Stapelspeicher (Stacks) für Wasserstoff her. Ein weiteres Geschäftsfeld sind Brennstoffzellsysteme für Firmen in der Automobil-, Telekommunikations- und Energiebranche.