Auf Verlierer zu setzen – die sogenannte Turnaround-Strategie – zahlt sich selten aus. Wer etwa die Verlierer-Aktien des laufenden Jahres ins Depot nimmt, weil man auf ein großes Aufholpotenzial hofft, wird meist enttäuscht. Das zeigen Untersuchungen über lange Zeitreihen. Mehr Erfolg verspricht die Momentum-Strategie, also die stabilen Performer des laufenden Jahres auch für das kommende im Portfolio zu halten.

Jedoch: Das gilt nur für Investitionen in Einzelaktien. Anders sieht dies bei der Länderbetrachtung aus. Die bisher fünf besten Länderbörsen im Jahr 2022 waren die Türkei, Chile, Brasilien, Mexiko und Katar. Zunächst interessant, für mich aber keine Favoriten für 2023. Meine Aufmerksamkeit richtet sich gerne auf die im untersten Drittel platzierten Länder. Mitte November lagen u.a. Deutschland, Taiwan, Schweden, China, Polen und Ägypten im letzten Drittel der 2022er Länderrenditen. Schlusslicht Vietnam erlitt gar ein Minus von 46 Prozent auf Dollarbasis.

Hilfe von Staat und Notenbank zu erwarten.

Anders als bei Einzelaktien, funktioniert die Verliererstrategie auf Länder-Ebene besser. Zunächst einmal sind Länderfonds weniger riskant als eine einzelne Aktie, die gerade stark gefallen ist. Hinzu kommt, dass Staat und Notenbank sehr wahrscheinlich unterstützend eingreifen, wenn eine Länderbörse länger unter Druck steht.

Gerade Vietnam könnte für die nächsten ein bis zwei Jahre ein interessantes Investment werden. Vietnam ist ein großer Nutznießer der Auslagerungsstrategien von Unternehmen aus China. Große Firmen werden immer mehr Produktion von China nach Vietnam verlagern. So soll beispielhaft das aktuelle iPhone nicht nur in China, sondern auch in Indien und Vietnam produziert werden.

Hohes Wachstumspotenzial.

Auch wenn die Risiken hoch sind, zählt Vietnams Wirtschaft zu den wachstumsstärksten in Asien. Wettbewerbsfähige Kosten, junge Arbeitskräfte und staatliche Konjunkturprogramme könnten dies unterstützen. Die Wirtschaft wächst mit etwa sechs Prozent bei einer Inflation von ca. vier Prozent pro Jahr.

Vietnam gehört analytisch zu den günstigsten Ländern. Die Bewertung des Länderindex liegt nach dem starken Kursverfall sogar unter dem DAX-Niveau - bei besserer Wachstumsperspektive. Ein weiterer Pluspunkt liegt in der Hochstufung des Frontierlandes in ein Schwellenland. Dies hat zur Folge, dass Vietnam spätestens im Jahr 2024 in die großen Schwellenländerindexfamilien aufgenommen werden wird. Wer China schon im Depot hat, kann Asien jetzt über Vietnam austarieren. Entweder über Indexinvestments, aktive Länderfonds oder Frontiermarketfonds, die in Vietnam investieren und etwas breiter aufgestellt sind.

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Aus dem Börse Express PDF vom 09.12. hier zum Download

 

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