Drohungen mit neuen Sanktionen aus dem Weißen Haus haben am Donnerstagabend den Erholungskurs der türkischen Lira vorerst gestoppt. Binnen weniger Minuten verlor die Währung im Verhältnis zum US-Dollar über drei Prozent an Wert. Zuvor hatte US-Finanzminister Steven Mnuchin bei einem Kabinettstreffen im Weißen Haus gesagt, dass man weitere Sanktionen gegen die Türkei vorbereitet habe für den Fall, dass der amerikanische Pastor Andrew Brunson nicht schnell auf freien Fuß gesetzt werde.

Am Freitag und Montag hatte der politische Streit zwischen den USA und der Türkei um die Festsetzung Brunsons in der Türkei wegen Terrorvorwürfen den Wert der Lira rasant abstürzen lassen. Die USA hatten am Freitag aus Frustration über mangelnde Fortschritte in der Brunson-Affäre Zölle für zwei türkische Produkte stark angehoben. Die Türkei schlug am Mittwoch mit 22 Sanktionen gegen US-Produkte zurück. Zuletzt hatte sich die Lira wieder deutlich erholt. Im Vergleich zu den jüngsten Kursturbulenzen hielt sich der Wertverfall am Donnerstagabend zunächst in engen Grenzen.

Ohnehin ist der Streit zwschen den USA und der Türkei lediglich einer Beschleuniger der Lira-Krise. Die wahren Gründe liegen tiefer. Sie reichen von der hohen Auslandsverschuldung türkischer Unternehmen über zweistellige Inflationsraten bis hin zu dem auf Staatskrediten fußenden Wirtschaftsaufschwung. Als besonders schwerwiegend gilt zudem der Angriff von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan auf die Unabhängigkeit der nationalen Notenbank./tos/nas

AXC0237 2018-08-16/19:09

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