Börse Express : Wie ist Ihr beruflicher Werdegang gewesen?

Spankowski: Ich habe bereits als Jugendlicher mit 14 Jahren angefangen mit dem Handel von Wertpapieren. Ich war schon immer von Wertpapiermärkten fasziniert und vom Trading an sich, schließlich habe ich dann Wirtschaft studiert und habe im Bereich Marktmikrostruktur promoviert, also gelernt, wie der Börsen bzw. der Börsenhandel aufgebaut ist. 2008 habe ich bei der Börse Stuttgart meine ersten beruflichen Erfahrungen sammeln können. Aber ich war gleichzeitig immer sehr unternehmerisch geprägt und habe daher 2013 den Entschluss gefasst, eine eigene Firma zu gründen. Wir haben mithilfe von künstlicher Intelligenz maschinell Daten ausgewertet aus unstrukturierten Daten, wie zum Beispiel Tweets und alle möglichen im Internet befindlichen Texte in Bezug auf Wertpapiere. Die Analyse dieser Daten haben wir auch im Bezug auf Kryptowährungen durchgeführt, sodass Anleger auf Basis dieser Informationen fundiertere Anlageentscheidungen treffen konnten. Irgendwann wollten wir den nächsten Schritt gehen und einen Investor suchen, so ergab sich eine Verlinkung zur Börse Stuttgart unter dem damaligen Vorstand Alexander Höptner. Wir haben diese Firma an die Gruppe Börse Stuttgart verkauft und beschlossen, die Digital-Strategien der Börse Stuttgart mit Alexander Höptner gemeinsam weiter auszubauen. So ist letztendlich die BISON App und blockknox, als Verwahrgesellschaft für Kryptowährungen, entstanden.

Börse Express: Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie also schon längere Zeit am Krypto-Bereich interessiert?

Spankowski: Seit 2014, um genau zu sein. Aufmerksam darauf wurden wir primär über die blühende Krypto-Szene in Slowenien, wo es die älteste Krypto-Börse der Welt gibt.

Börse Express: Verraten Sie uns etwas zu Ihrem Privatleben? Sind Sie verheiratet – haben Sie Kinder?

Spankowski: Ich bin seit zehn Jahren verheiratet und habe zwei Kinder – mein Sohn ist neun Jahre alt, und meine Tochter fünf und ich lebe eigentlich nicht mehr tatsächlich in Stuttgart, denn im Rahmen der COVID-Situation hat sich im Arbeitsalltag einiges verändert. Meine Teams sind in ganz Deutschland, Slowenien und Österreich verteilt, wir haben Offices in einigen deutschen Großstädten und neuerdings auch in Wien. Für mich war arbeiten schon immer digital, daher mache ich viel remote. 2020 haben meine Frau und ich uns daher dazu entschlossen, ins Allgäu zu ziehen. Dort ist es sehr ruhig und ländlich, das ist für die Kinder natürlich ideal.

Börse Express: Welche Hobbies haben Sie?

Spankowski: Ich bin ein leidenschaftlicher Motorradfahrer und besitze eine Harley Davidson. Wenn ich dann einmal Zeit habe – das ist leider kein Hobby, das sich gut mit Beruf und Familie vereinbaren lässt – gehe ich ein paar Stunden fahren und habe so etwas Zeit für mich. Außerdem bin ich begeisterter Basketballspieler.

Börse Express: Wie vereinbaren Sie eine Harley Davidson mit dem Thema Nachhaltigkeit, das ja groß geschrieben wird?

Spankowski: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, in Summe wird sich in den kommenden Jahren einiges im Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten ändern wird müssen. Diese Harley Davidson war für mich ein Kindheitstraum. Trotzdem werden wir uns ab 2035, glaube ich, umorientieren und von den Verbrennungsmotoren wegkommen. Meine Gewissensbisse für mein Hobby halten sich in Grenzen – aber ich übertreibe auch nicht exorbitant und bin nicht jeden Tag damit unterwegs.

Börse Express: Das Thema Energie ist auch in der Kryptobranche ein Riesenthema ist. Wie bewerten Sie den ans Mining gekoppelten Energieverbrauch?

Spankowski: Man muss sich eine Sache bewusst machen – alle auf einem Proof-of-Work-Mechanismus basierenden Coins, also Bitcoin und Co., verbrauchen unglaublich viel Energie. Diese Debatte zu führen ist essentiell, um technologische Weiterentwicklungen auszulösen,. Genau dies sehen wir jetzt. Diese extrem junge Technologie wird stetig verbessert. Bei Ethereum gab es die Umstellung vom Proof-of-Work-Mechanismus auf den Proof-of-Stake-Mechanismus, somit wird 99% weniger Energie dafür verbraucht, das ist schon mal der erste Schritt, der zweite, den ich auch relativ wichtig finde: den Energieverbrauch für ein System muss man in Relation setzen, was machbar ist. Ich habe ein dezentrales globales Bezahlsystem, mit dem ich tendenziell die ganze Welt, unabhängig von dritten Instanzen, an einem Bezahlsystem teilhaben lassen kann. Dies muss ich im Vergleich zu allen Banken dieser Welt setzen und den Infrastrukturen, den Häusern und den Servern und allem, was damit in Verbindung steht. Jener Energieverbrauch ist nicht gleich CO-2 Ausstoß. Über 60% der Mining-Energie, die in Bitcoin steckt, wird mittlerweile durch regenerative Energien hergestellt. Die USA ist da ganz vorne mit dabei. Das ist auch eine stärker werdende Tendenz, dass da noch mehr in Richtung regenerative Energien fürs Mining gegangen wird., d.h. die Kryptoszene und Industrie gehen in die Richtung, dass sie nachhaltiger und effizienter werden, denn sie will sich ja nicht selbst abschaffen.

Börse Express: Wo sehen Sie andere, praktische Anwendungsbereiche für die Blockchain? Abgesehen von Kryptowährungen.

Spankowski: Elektronische Wertpapiere können z.B. künftig nicht mehr über den Zentralverwahrer gesattelt werden, sondern über die Blockchain selber, was kostenmäßig viel günstiger sein wird. Wenn man an unser tägliches Leben denkt , z.B. die Automobilindustrie - Da werden jetzt schon in die Autos von großen Herstellern Wallets eingebaut und diese Wallets haben den Zweck, dass zukünftig sehr viel über Tokens gesteuert wird. So kann ich ein Bonus und Malus System über Tokens einführen und kann so auch ein bestimmtes Fahrverhalten incentivieren, oder tracken, wie ich mit dem Auto umgehe. Ob ich das regelmäßig in den Service bringe und mehr. Ich glaube zukünftig werden Autos, wenn sie ausgeliefert werden, voll ausgestattet sein, also müssen sie nicht mehr mit dem Car-Konfigurator das Auto zusammenstückeln, sondern die Autos sind bereits voll ausgestattet - Ja sogar via Tokens modular konfigurierbar. Das System geht also in Richtung „Pay Per Use“, womit bestimmte Services auf Knopfdruck angefordert werden können. Das heißt, wenn es im Winter kalt ist und ich möchte die Sitzheizung anschalten, drücke ich auf den Knopf und dann wird dafür bezahlt, und diese Bezahl-Ketten, die kann man sicherlich auch ohne Blockchain und ohne Smart Contracts irgendwie darstellen. Nur gerade für den Bereich ist es viel effizienter, wenn ich einen Smart Contract schon im Auto drin habe, dahin hat sich das Bezahlsystem bereits hin entwickelt. Das Bezahlsystem muss noch nicht mal gegen Euro oder Fiat Geld sein, sondern das Bezahlsystem kann auch auf Tokens basieren, die man vom Hersteller gutgeschrieben bekommt. Nehme ich Dienstleistungen, wie die Sitzheizung in Anspruch, dann geht sozusagen meine Balance an den Tokens nach unten und wenn ich dann das Auto regelmäßig in den Service bringe, bekomme ich wieder welche gutgeschrieben. In diese Richtung denke ich, wird sich viel entwickeln in unserem täglichen Leben. Wir werden das ganze aber eher unterschwellig mitkriegen. Ich glaube nicht, dass ich morgen aufwache, und die Welt anders aussehen wird.

Börse Express: Sie sind beruflich ja relativ häufig in Wien, und jetzt haben Sie sogar ein Büro hier – gibt es da einen Lieblingsplatz?

Spankowski: Ich finde es einfach wunderschön durch die Stadt zu laufen und sich die ganzen historischen Gebäude und netten Menschen anzuschauen. Die Stadt hat viel an Kultur zu bieten und ich bin tatsächlich ein Riesen-Fan von Wien. Ich glaube, der Flair von Wien ist einfach etwas Besonderes. Auch ist die Blockchain und Krypto Community in Österreich recht groß und ich habe das Gefühl, dass in Österreich die Menschen in der Denkweise bzgl. Blockchain und Kryptowährung offener sind als in Deutschland.

Börse Express: Zum Thema BISON App. Dies ist die erste Krypto-App, gegründet 2019, hinter der eine Börse steht. Was war die Intention zur Realisierung und wie ist der derzeitige Stand?

Spankowski: Es war 2019 tatsächlich ein Kraftakt mit einer 160 Jahre alten Börsengruppe, diesen mutigen Schritt in diese digitale Welt zu gehen. Ich muss sagen „Hut ab“ vor der Börse Stuttgart, die so viel Innovationsgeist bewiesen hat, diesen Schritt zu gehen. Also haben Sie es schon angesprochen, das machen die nicht einfach so. Natürlich gibt es viele Fragen, die man erstmal intern und dann natürlich auch extern den Shareholder und den Stakeholdern beantworten muss. Die Idee zu Bison ist eigentlich relativ einfach. Es gab seit 2013 angefangen immer mehr Nachfrage nach Kryptowährungen und es gab bestimmte Finanzmarktprodukte, die versucht haben, den Bitcoin Kurs nachzubilden. Diese Finanzprodukte sind an der Börse Stuttgart sehr gefragt gewesen und somit haben wir beschlossen, dieses enorme Potenzial an Kundeninteresse zu nutzen. In die technischen Prozesse musste man sich bei Kryptowährungen erst reinfuchsen und deswegen haben wir Bison gebaut, um den Kunden die ganzen komplizierten Prozesse abzunehmen. Mit einem zu 100% vertrauenswürdigen Partner, mit dem der Kunde in diese Krypto-Welt eintauchen kann. Die Nutzerfreundlichkeit ist ein Kern-Erfolgselement von BISON, die laden sie in paar Sekunden herunter und es ist ganz einfach, sein Konto einzurichten. Innerhalb von 10 Minuten können Sie eigentlich loslegen. Wir haben eine Demoversion eingebaut, wenn man sich am Anfang in diesem Umfeld noch nicht so auskennt, kann man sich quasi mit Spielgeld erstmal herantasten. Die Volatilität kennenlernen, die in diesem Markt ja enorm höher ist als im klassischen Wertpapiermarkt. Wir scheinen genau ins Schwarze getroffen zu haben, denn mittlerweile haben wir über 700.000 aktive Nutzer und wurden zum Blockchain Fintech des Jahres 2022 gekürt. Die Nutzer-Zahlen sprechen einfach für sich, jetzt gerade auch mit der aktuellen Thematik am Markt und diesen Betrugsvorfällen rund um diese Kryptobörse FTX. Kunden sehnen sich nach einem vertrauenswürdigen Partner und einem vertrauenswürdigen Angebot. Das haben wir geschaffen, und darauf sind wir auch stolz. Anfangs waren wir 15 Leute, und jetzt sind wir um die 130, verteilt auf alle Standorte.

Börse Express: Wir danken für das Gespräch.